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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen
Autoren: Burkhard Rüth
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vor unserer Tour in Arthurs Trinkflaschen verteilt. Schon bei unserer ersten Rast hat er fast seinen gesamten Getränkevorrat in sich hineingeschüttet, der war ja halb verdurstet. Hätte nicht gedacht, dass es dermaßen perfekt läuft. Und weil der gute Arthur bereits einen Herzinfarkt hatte, wie jeder wusste, hätte normalerweise niemand Verdacht geschöpft. Normalerweise.«
    Mantinger nahm sich ein paar Käsestücke. »Köstlich, du bist wirklich gut beraten worden! Doch dann kam Panzini, noch so ein Pseudo-Batman. Aber wie dumm! Ruft doch tatsächlich von seinem Büro aus seinen Arztfreund an. Wieder hatte ich leichtes Spiel. Ich musste lediglich vor ihm am Penegal sein, und: Bums. Mit Fabios Lichterwunder war das keine große Kunst. Aber diesmal brauchte ich ein Alibi, und das erforderte mein gesamtes bergsteigerisches Können. Rauf auf die Jakobsspitze, mit Schlafsack und Zelt, unbedingt gesehen werden, Gipfelbucheinträge von mir. Und dann mitten in der Nacht runter über den schmalen Südgrat, ins Auto und dann nach Bozen, langsam, ich durfte nicht auffallen. Für eine solche Aktion musst du Nerven wie Drahtseile haben!«
    Mantinger hielt einen Moment inne, schwenkte das Rotweinglas. Sein Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an, so, als würde ihm erst in diesem Moment bewusst, war für eine unglaubliche Leistung er mit dem Mord an Panzini vollbracht hatte. Er stopfte sich eine Pastetenauswahl in den Mund. Dann erzählte er weiter.
    »Dass Mancini verschwinden musste, war mir zu diesem Zeitpunkt schon klar. Er war zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Nicht, dass man mir jemals irgendwas hätte nachweisen können, die Spuren, die ich gelegt hatte, wiesen lückenlos auf Gemini hin. Trotzdem, man kann nie wissen. Und dann kamst du !« Er spie das du mit einem Ausdruck der Verachtung aus. »Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ich hätte die Laborratte früher eliminiert.«
    Plötzlich begann er zu flüstern: »Besser für mich, und besser für dich. Aber zu spät. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass der schwarze Peter bei Gemini bleibt. Wir wollen doch, dass Bellinis Falle zuschnappt, oder? Das hast du selbst gesagt.«
    Mantinger griff erneut in seinen Rucksack und förderte diverse Gegenstände zu Tage, Sabrina Parlotti sah es wie durch einen Nebel. Ein Paar schwarze Lederhandschuhe, die er sofort überzog. Ein Hemdknopf, einen Kamm, ein Seidentuch. Dann hauchte er ihr ins Ohr: »Sieh nur, Sabrina, all das gehört Gemini. Er hat den Knopf verloren, als du dich gewehrt hast. In seinem Alter verliert man schnell ein paar Haare. Vielleicht hast du es geschafft, sie ihm auszureißen. Wie gut, dass er so viel Kram in seinem Büro hortet. Gestern, als alle weg waren, bin ich noch mal zur SSP. Verrückt, dass sie ihn ausgerechnet jetzt freigelassen haben. Ist das nicht eine wunderbare Ironie des Schicksals? Sie lassen ihn laufen, um ihm eine Falle zu stellen, und ausgerechnet ich liefere ihnen die letzten Beweise. Genauer gesagt, den letzten Beweis. Das weißt du doch, oder?« Er zog den Kopf zurück und sah Sabrina Parlotti aus kalten Augen an.
    Er ließ den Knopf unter einen der Stühle fallen, verteilte die Haare rings um sie herum, nahm sie wiederum in den Arm, zog sie an sich und flüsterte ihr leise ins Ohr: »Die Sportschuhe, die ich anhabe, gehören übrigens auch Gemini. Man weiß nie, auf was für Ideen die kommen. Und dann dieser wunderschöne Seidenschal. Gemini muss ja immer ganz akkurat aussehen. Ich hatte erst überlegt, sein Schweizer Taschenmesser mitzunehmen, aber ich habe bei Mancini gesehen, was für eine Schweinerei so etwas sein kann. Es tut mir leid für dich, dass es mit dem Tuch nicht schnell geht, es ist zu dünn. Ich werde sehr fest und sehr lange zuziehen müssen.«
    Er lächelte böse und hielt ihr den Seidenschal vor die Augen. »Keine Sorge, es tut nicht weh. Versuch gar nicht erst, dich zu wehren, es hat ohnehin keinen Sinn. Lass es einfach geschehen, denk an was Schönes, vielleicht an deinen Mancini, dann ist es schneller vorbei als du denkst.« Er sah in ihre angstgeweiteten Augen, das Tuch lässig in der linken Hand.
     
    Sabrina Parlotti überfiel pure Todesangst. Ihr Herz erstarrte zu Eis. Das war’s. Das war ihr Ende, Bellini hatte von Anfang an recht. Hätte sie doch nur auf ihn gehört! Warum war sie nur so gutgläubig? Und warum wurde sie dermaßen grausam dafür bestraft? Doch ihre Gedanken lösten sich in surreale Bilder
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