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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen
Autoren: Burkhard Rüth
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Vincenzo mit dem Knie zwischen die Beine, sofort ließ Vincenzo los und sackte stöhnend in sich zusammen. Diesen kurzen Augenblick nutzte Mantinger. Er sprintete los, rannte Baroncini und Marzoli um und hastete die Treppe hinunter. Vincenzo hatte sich bereits von dem Tritt erholt und rannte hinterher. »Mantinger, bleiben Sie stehen, Sie haben keine Chance!«
    Marzoli erhob sich schwerfällig und lief Vincenzo nach. »Verfolgen Sie ihn nicht alleine, bitte, gleich ist Verstärkung hier, er kann gar nicht entkommen. Bellini!« Vincenzo achtete nicht auf seinen Kollegen. Blind vor Wut rannte er wie ein Besessener hinter Mantinger her.
    Baroncini ging zu Parlotti und fühlte ihren Puls. Er war schwach, aber gleichmäßig. Sie waren rechtzeitig gekommen. Sekunden später, und auch ihrer aller Leben hätte sich für immer verändert. Er rief die Bereitschaft an und bestellte Mannschaftswagen und Notarzt zum Tatort.
    Mantinger war sehr schnell, selbst der sportliche, alpinerprobte Vincenzo hatte Mühe, ihm zu folgen. Keuchend rief er: »Das ist meine letzte Warnung, Mantinger. Bleiben Sie stehen, oder ich schieße!« Er zog seine Waffe und lud durch. Mantinger reagierte nicht, rannte einfach weiter.
    Marzolis Abstand vergrößerte sich indes zusehends. Er war so etwas nicht gewohnt, sein Sportpensum beschränkte sich auf einen Spaziergang mit der Familie am Wochenende. Derartige Sprints ließen ihn schon nach wenigen Metern nach Luft ringen. Immer häufiger musste er stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen. Er schwitzte heftig und hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Sein Puls raste. Aber er zwang sich weiterzulaufen, auch wenn er fürchtete, im nächsten Moment zusammenzubrechen.
    Vincenzo hatte Mühe, den Abstand wenigstens zu halten, denn Mantinger rannte in vollem Tempo. Er musste über eine übermenschliche Kondition verfügen. Jetzt bog er abrupt nach links in eine kleine Seitenstraße ab. Er versuchte offensichtlich, den nahen Wald zu erreichen, um in die Berge zu fliehen, weil er sich dort auskannte und überlegen fühlte. Ungebremst rannte auch Vincenzo um die Ecke. Vor sich sah er eine kleine Sackgasse, die zunächst flach, dann steiler einen Hang hinaufführte, auf beiden Seiten alleeartig von Bäumen gesäumt. Er konnte Mantinger nirgendwo erblicken. War er schon so weit gekommen? Hatte er es tatsächlich geschafft, den Wald zu erreichen?
    Marzoli sah, wie der Commissario in der Ferne um die Ecke bog. Hoffentlich verlor er die beiden nicht. Er bemühte sich, schneller zu laufen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht mehr, sie zitterten wie Espenlaub. Von einem Moment zum nächsten wurde ihm schwindelig. Er blieb stehen und übergab sich. Sein Hals brannte, sein Herz hämmerte in der Brust. Am liebsten hätte er sich auf die nächste Wiese geworfen. Aber er musste weiter, unbedingt weiter!
    Vincenzo lief langsamer, um sich zu orientieren, trabte nur noch. Die kleine Straße war vielleicht zweihundert Meter lang, dann endete sie in einem kleinen Wendehammer mit einer Schranke und ging dahinter in einen schmalen Waldweg über. Der Wald war dicht und von niedrigem Gestrüpp durchsetzt. Wenn Mantinger es bis dorthin geschafft hatte, hatten sie ohne Ausrüstung und Taschenlampen keine Chance mehr, denn es gab genügend Möglichkeiten, sich zu verstecken. Und Mantinger war ein Extrembergsteiger. Er könnte sich sofort in die Büsche schlagen, würde sich selbst in der Dunkelheit in unwegsamstem Gelände zurechtfinden. Das hatte er bei seinem nächtlichen Abstieg von der Jakobsspitze schon unter Beweis gestellt.
    Konnte Mantinger tatsächlich schon so viel Vorsprung haben? Vincenzo verlangsamte seinen Schritt weiter, mittlerweile ging er nur noch. Er blickte den sanft ansteigenden Hang hinauf. Nichts, er konnte ihn nicht mehr sehen. Vincenzo versuchte, sich das Gelände hinter der kleinen Gasse vorzustellen. Hatte Mantinger hier eine reelle Chance, in die Berge zu fliehen? Begann unmittelbar hinter der Schranke ein großer Wald, oder gab es weiter oben noch Häuserreihen? Vincenzo wurde unruhig, weil er wusste, dass Mantingers Vorsprung mit jeder Sekunde wuchs. Er beschleunigte wieder in Richtung Wendehammer.
    Dann ging alles blitzschnell, genau wie zuvor in Parlottis Wohnung. Mantinger schoss pfeilartig hinter einem Baum hervor und streckte den völlig überrumpelten Vincenzo mit einem einzigen Fausthieb nieder. Vincenzo drehte sich um die eigene Achse, schlug wie ein gefällter Baum bäuchlings auf dem
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