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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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starb – meine Mutter war bereits drei Jahre tot. Es ging einigermaßen, solange mein Onkel noch lebte, aber mit der Tante und den Kusinen zu leben, war die Hölle selbst.«
    »Sie werden Ihrem plötzlichen Verschwinden also nicht nachforschen?«
    »Nein«, erwiderte Chaz überzeugt. Er steckte die Hand in die Tasche und umklammerte den Katalysator. »Und nun, da ich Sie solcherart beruhigt habe, könnten Sie das gleiche für mich tun. Glauben Sie nicht, daß es an der Zeit wäre, mir zu verraten, wohin Sie mich bringen, und vor allem, an wen Sie mich ausliefern wollen?«

 
4.
     
    Sie antwortete eine lange Weile nicht, sondern starrte ihn nur im hellen Schein der Haftlampe an. Trotz des Luftzugs, den die Bewegung des Transportbands durch die Ritzen sandte, wurde die Luft im Karton immer stickiger.
    »Wovon sprechen Sie eigentlich?« fragte sie schließlich. »Sie ausliefern? An wen?«
    »Oh, nur eine Vermutung. Vergessen Sie mein Talent für Kettenwahrnehmung nicht. Allzuviel meiner gegenwärtigen Situation scheint sich irgendwie zusammenzufügen.«
    »Zum Beispiel?« forschte sie. Ihre Züge wirkten angespannt, ihre Stimme klang brüchig. Als er nicht sofort antwortete, fuhr sie fort. »An wen, glauben Sie, sollte ich Sie ausliefern?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er. »An die Zitadelle?«
    Sie schnappte hörbar nach Luft. »Wollen Sie damit vielleicht andeuten, daß ich etwas mit der Unterwelt zu tun habe?« fauchte sie. »Was gibt Ihnen das Recht – wer glauben Sie eigentlich, daß ich bin?«
    »Eine Satanistin?« erwiderte er fragend.
    Sie öffnete wortlos den Mund und starrte ihn mit weiten Augen an. »Können Sie Gedanken lesen?« fragte sie schwach.
    »Nein, ich besitze keine paranormalen Fähigkeiten – von der Kettenwahrnehmung abgesehen. Außerdem sollten Sie wissen, daß es keine echten Telepathen gibt.«
    »Warum glauben Sie dann, daß ich eine Satanistin bin?«
    »Aus mehreren Gründen, die sich zusammenfügen. Ihr Name, beispielsweise.«
    »Mein Name?«
    »Mortvain. Jemand, der dem Tod trotzt. Erwähnten Sie nicht bereits zweimal, daß ich Sie nicht anstecken kann?«
    »Ich – ich meinte doch nur, daß Sie sich selbst gar nicht infiziert haben können, in der kurzen Zeit, die Sie draußen waren.«
    »Woher wissen Sie denn, wie lange ich im unsterilen Freien war?«
    »Es kann jedenfalls nur kurz gewesen sein. Außerdem ist das mit meinem Namen Unsinn, ich habe ihn mir nicht ausgesucht.«
    »Na schön, Sie behaupten also auch, daß Sie nichts mit dem Glauben der Satanisten zu tun haben?« Er beobachtete sie aufmerksam.
    »Stehe ich hier vielleicht vor Gericht?« fragte sie gereizt.
    »Natürlich nicht. Aber es ist eine feststehende Tatsache, daß es unter den Satanisten Menschen gibt, und zwar sowohl Frauen als auch Männer, die sich für Hexen halten. Und diese Hexen bedienen sich Zaubersprüche – oder Beschwörungslieder –, beten statt zu meditieren, haben Tiere, die sie als ihre Vertrauten betrachten, und bilden sich ein, dem Tod trotzen zu können, solange sie sich einem bestimmten Konzept des Bösen verschreiben. Außerdem sollen sie in organisierte Verbrechen verwickelt sein.«
    »Nein«, murmelte sie. Sie hatte ihre Augen halb geschlossen, als wäre sie dem größten Streß ausgesetzt.
    »Nein, was?« fragte er. »Nein, Sie haben nichts mit dem organisierten Verbrechen zu tun? Oder nein, Sie sind keine Hexe?«
    Sie öffnete die Augen und lächelte sogar schwach. »Sind Sie mit Ihrer Inquisition fertig? Was könnte es Ihnen schon ausmachen, wenn ich tatsächlich eine Hexe wäre? Schließlich helfe ich Ihnen ja.«
    »Oder liefern mich an jemanden aus.«
    »Nein!« brauste sie plötzlich auf. »Das würde ich nie tun. An niemanden! Ich bin keine Verbrecherin – und keine Satanistin!« Ruhiger fuhr sie fort: »Aber in einer Beziehung haben Sie sich nicht geirrt. Ich bin eine Hexe. Nur ist es offensichtlich, daß Sie nicht die geringste Ahnung haben, was das bedeutet.«
    »Ich dachte, ich bewies Ihnen eben, daß ich eine ganze Menge darüber weiß«, erwiderte Chaz.
    »Und da behauptet man, daß mit den Vorurteilen aufgeräumt ist.« Ihre Stimme klang bitter. »Haben Sie denn nie gelernt, daß Hexen schon immer Personen mit paranormalen Fähigkeiten waren, die in der Vergangenheit ganz einfach keinen anderen Anschluß finden konnten als bei Sekten, die den Teufel anbeteten? Sie wären bestimmt entrüstet, wenn ich Sie einen Satanisten nennen würde, nur weil Sie glauben, das Talent für
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