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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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die Heisenbergsche Kettenwahrnehmung zu haben.«
    Chaz mußte sich heimlich eingestehen, daß sie recht hatte.
    »Sie waren gerade im richtigen Augenblick zur Stelle – nach dem Unfall und ehe die Frau auftauchte«, sagte er jedoch nur.
    »Ich verfüge schließlich auch über paranormale Fähigkeiten!« erwiderte sie heftig. »Warum, glauben Sie, daß ich mich Ihrer überhaupt annehme? Weil wir beide anders sind. Wir beide sind Außenseiter. Darum berührt mich, was mit Ihnen geschieht!«
    »Ich betrachte mich nicht als Außenseiter«, entgegnete er verärgert.
    »Ach nein?« höhnte sie. Sie fuhr fort, als zitiere sie einen Polizeidossier. »Charles Roumi Sant. Ständige Anpassungsschwierigkeiten während der gesamten Schulzeit. Antineopuritaner. Anwärter für akademische Titel in annähernd einem Dutzend verschiedener Fächer, ehe es ihm endlich gelang, sein Studium in Systemlehre abzuschließen.«
    »Sie wissen eine Menge über mich«, sagte er grimmig.
    »Ich nahm mir die Mühe, mich über Sie zu informieren, nach jenem Abend im Partyraum«, erklärte sie. »Was mich an Ihnen stört ist, daß Sie ihre eigenen Fähigkeiten für echt, meine dagegen für Hokuspokus oder den Schwindel einer Verbrecherorganisation halten.«
    »Nein ...«, begann Chaz, aber sein Gewissen ließ ihn nicht weiterreden. Wieder mußte er heimlich zugeben, daß sie recht hatte.
    »Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert«, sagte er statt dessen. »Jedermann weiß, daß es übernatürliche Kräfte nicht gibt.«
    »Paranormal, sagte ich, nicht übernatürlich!« erwiderte sie heftig. »Hier ist das Vorurteil, von dem ich sprach. Nur weil ich das alte Wort ›Hexe‹ verwende, denken Sie gleich an einen Scharlatan. Ich bin kein Scharlatan, lassen Sie sich das gesagt sein. Ich habe Sie bei dem Zugunglück gerettet, ob Sie das nun wissen oder nicht.«
    »Nein!« brauste er auf. »Ich habe mich selbst gerettet.« Sofort bereute er seine Heftigkeit, aber er nahm seine Worte nicht zurück. »Ich habe mich durch Kettenwahrnehmung gerettet, und ich weiß Schritt um Schritt, wie ich es bewerkstelligt habe. Ich benutzte ...« Er erinnerte sich gerade noch, daß es besser war, den Katalysator nicht zu erwähnen. »Aber lassen wir das. Sie wollten mir erklären, was Hexen wirklich sind. Wie kommt es, daß Sie eine geworden sind?«
    »Ich bin keine geworden!« erwiderte sie immer noch aufgebracht. »Ich bin als Hexe geboren. Meine Mutter und meine Großmutter waren Hexen und hielten sich auch dafür. Der Unterschied ist nur, daß zu meiner Zeit die Psychologie inzwischen schon soweit fortgeschritten war, daß ich den Aberglauben über uns von der Wirklichkeit zu trennen vermochte. Natürlich weiß ich alles über den Aberglauben, und als kleines Mädchen hielt ich ihn sogar für wahr, bis ich in der Schule und auf der Universität dann eines Besseren belehrt wurde.«
    »Na gut«, brummte Chaz. »Die meisten alten Vorstellungen über Hexen sind also Aberglauben. Was aber ist wahr?«
    »Die Tatsache, daß wir Dinge tun können, die immer noch als Zauberei betrachtet werden. Aber wir vermögen es nur dann, wenn wir fest von unserer Kraft überzeugt sind, denn lediglich dann funktionieren unsere paranormalen Fähigkeiten. Das gilt übrigens für alle Menschen mit paranormalen Talenten. Überlegen Sie mal. Glauben Sie, Sie können sich Ihrer Kettenwahrnehmung bedienen, wenn Sie plötzlich an dieser Ihrer Fähigkeit zu zweifeln begännen?«
    »Hmmm. Nein«, gab Chaz zu und erinnerte sich, daß Waka gesagt hatte, alle, die sich für die Arbeit an der Pritchermasse berufen fühlten, seien von ihren Fähigkeiten absolut überzeugt.
    »Natürlich nicht«, fuhr Eileen fort. »Wie alles, das über das Normale hinausgeht – ein Maler, der ein Kunstwerk schafft, ein Sportler, der einen Rekord aufstellt und sich dabei selbst überbietet –, muß man in einem solchen Fall mit jeder Faser seines Seins daran glauben ...«
    Chaz' Aufmerksamkeit wurde durch die verstärkte Vibration des Transportbands unter ihnen abgelenkt. Er hob die Hand, um Eileen zu unterbrechen und starrte durch den Spalt nach draußen.
    Die Betonwände brausten an ihnen vorbei. Das Band hatte seine Geschwindigkeit um ein Vielfaches beschleunigt und es wäre lebensgefährlich, jetzt davon abzuspringen.
    »Wo sind wir?« erkundigte er sich.
    »Wir nähern uns der Verteilerzentrale. Wir haben unser Ziel schon fast erreicht und müssen das Band verlassen.«
    Verzweifelt überlegte er, ob sie das je
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