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Das Meer und das Maedchen

Das Meer und das Maedchen

Titel: Das Meer und das Maedchen
Autoren: Kathi Appelt
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diesmal war die Botschaft unmissverständlich. Diesmal wusste er, dass der Glücksbringer in den richtigen Händen war. Jack tauchte unter und schwamm, so schnell er konnte.
    120 Dogie und Signe gaben sich am Strand das Ja-Wort. Mirja, BF , Zwei und Sindbad waren die Trauzeugen.
    Auch Dogies Mutter war aus New Jersey gekommen, zusammen mit seinem Großonkel Sylvester. „Ich muss doch meine neue Enkelin kennenlernen, nicht wahr?“, sagte Dogies Mutter. Und ohne Umschweife fing sie mit dem Umarmen an. Sie umarmte Mirja, sie umarmte Dogie und Signe, sie umarmte sogar BF und Zwei. Es war eine einzige Umarmungswelle.
    Zwei alte Männer waren auch dabei. Sie hatten es sich in Liegestühlen gemütlich gemacht. In der Brusttasche des einen steckte der lange verloren geglaubte Glücksbringer; er fühlte die Wärme des Anhängers durch den Stoff seines Hemdes.
    In dem Liegestuhl neben ihm saß Jack, genauso alt und runzlig wie er selbst, die Augen so blau wie der Himmel. Sie hielten sich an den Händen, wie damals.
    Und Mirja?
    Neben ihr steht BF , der Finder verlorener Sandalen und verlegter Holzlöffel. Captain thront auf seinem breiten Rücken wie ein Jockey auf einem Pferd. Mit einer Hand tätschelt Mirja BF s weichen Kopf. In der anderen Hand hält sie die Holzfigur einer alten Frau. Irgendwie war sie in Mirjas Hosentasche geblieben. Sie ist die einzige der sieben Meerlinge, die übrig geblieben ist. Mirja umschließt sie mit ihren Fingern und drückt sie an ihr Herz. Sie hatte sich etwas gewünscht. Sie hatte sich gewünscht, ihre Mutter möge sie finden. Und dieser Wunsch war in Erfüllung gegangen.
    „Yemayá“, flüstert sie. „Danke.“ Und damit steckt sie die winzige Schnitzerei wieder in ihre Tasche. Dort ruht sie neben ihrem neuen Meerling, der gerade fertig geworden ist.
    Es ist Jacques de Mer. Mr Beauchamp hat ihn aus dem Stück Wacholderholz geschnitzt, das Mirja am Strand gefunden hat. Wacholder, ein Baum, der in der Camargue wächst.
    Mirja schaut hinaus auf den blaugrünen Golf von Mexiko, wo die Sonne die Wellen in Silber verwandelt. Sie zieht ein kleines Papierschiffchen aus ihrer Gesäßtasche, auf dessen einer Seite „Der perfekte Plan“ steht, streicht die Kanten glatt und lässt es auf den Wellen schwimmen. Vielleicht segelt es bis zur Sandbank.
    Man sagt, es sei eine Meerjungfrau gewesen, die Cabeza de Vaca vor fünfhundert Jahren auf diesen Felsen gelockt hat. Das ist durchaus möglich.
    Im seichten Wasser des Beckens hebt eine Seekuh ihren Kopf aus den sanften Wellen, taucht wieder unter und verschwindet.

Anmerkung der Autorin
    Tater, die kleine Stadt in Texas, habe ich erfunden, genauso wie das kleine Universum an der Oyster Ridge Road. Aber der spanische Entdecker Álvar Núñez Cabeza de Vaca strandete tatsächlich 1528 in der Nähe von Galveston Island, damals noch „Insel des Unglücks“ genannt, vermutlich wegen der heftigen Stürme, die dort von Zeit zu Zeit niedergingen. Nachdem er an Land gegangen war, verbrachte Cabeza de Vaca mehrere Jahre bei einem einheimischen Stamm – den Karankawa, auch Clamcoehs genannt – zunächst als Sklave und später als angesehenes Mitglied ihrer Gemeinschaft.
    Cabeza de Vacas Tagebuch La Relación (auf Englisch zu lesen unter: http://alkek.library.txstate.edu/swwc/cdv) gehört zu den wenigen schriftlichen Überlieferungen, die über dieses Küstenvolk und einige andere Völker dieser Region existieren. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass Cabeza de Vaca aus dem Blickwinkel eines Europäers berichtet, aber das Tagebuch ist nichtsdestotrotz eine detaillierte Dokumentation der Landschaft und der Bewohner von Texas im 16. Jahrhundert.
    Auch im Texas State History Museum kann man zu diesem Thema viel Wissenswertes finden.
    Die weißen Pferde der Camargue gehören zu den letzten Wildpferden der Welt. Über die Jahrhunderte haben sie sich den Sümpfen des Rhone-Deltas im Süden Frankreichs angepasst. 1953 drehte Albert Lamorisse einen wunderbaren Film mit dem Titel Crin Blanc (Der weiße Hengst) , über einen Jungen, der ein weißes Wildpferd aus der Camargue zähmt. Den fünfzehnjährigen Henri Beauchamp stelle ich mir in etwa so vor wie Folco, die Hauptfigur in Lamorisses Film.
    Sandbänke haben viele Namen: Untiefe, Nehrung, Tombolo. Sie entstehen durch Wellenbewegungen und bestehen aus einer Kombination von körnigem Material, wie etwa Sand, Kieselsteinen und Felssplitter. Sie tauchen auf und verschwinden wieder, je nach Richtung und Kraft
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