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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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brüllte der Anwalt aus Washington. »Sie haben uns in die Falle gelockt, Sie Hurensohn!«
    »Das stimmt nicht. Ich wollte nur sicherstellen, daß Sie meine Anweisungen ausführen werden.«
    »Das können wir nicht! Herrgott, verstehen Sie denn nicht? Das wäre das Ende für uns alle…«
    »Für einen ganz sicherlich, aber wir werden die Leiche beseitigen, ein Fisch für die Fische im Meer.«
    »Sie sind tatsächlich wahnsinnig!«
    »Wir sind wahnsinnig geworden. Am Anfang waren wir das nicht. Halt! Antoine!… Die Bullaugen! «
    Plötzlich waren an den kleinen runden Fenstern des Speisesaals hinter Gummimasken verborgene Gesichter zu sehen. Die Männer schlugen das Glas ein und fingen an, aus Maschinenpistolen in den Raum zu feuern, in jeden Winkel und jedes
Schatteneck. Der Kammerdiener Antoine zerrte Mouchistine unter einen Wandschrank, selbst an der Schulter verletzt, sein Herr aus mehreren Brustwunden blutend. Er würde nicht überleben.
    »René, René !« rief Antoine. »Sie müssen tief atmen, ständig tief atmen! Ich bringe Sie ins Krankenhaus!«
    »Nein, Antoine. Es ist zu spät!« würgte Mouchistine heraus. »Die Anwälte sind tot, und mein Ende bedauere ich nicht. Ich habe mit dem Bösen gelebt und sterbe jetzt, während ich mich davon löse. Vielleicht wird mir das irgendwo nützen.«
    »Wovon reden Sie, mon ami , Freund meines Lebens!«
    »Finden Sie Beowulf Agate.«
    »Wen?«
    »Fragen Sie Washington. Die müssen wissen, wo er ist! Wassilij Taleniekov ist getötet worden, ja, aber nicht Beowulf Agate. Er lebt irgendwo, und er kennt die Wahrheit.«
    »Welche Wahrheit, mein bester Freund?«
    »Die Matarese ! Sie sind wieder da. Sie wußten von dieser Konferenz, den verschlüsselten Anweisungen, die ohne die Chiffren keinen Sinn haben. Wer auch immer noch übrig ist, mußte mich beseitigen, also ist es jetzt Ihre Aufgabe, ihnen Einhalt zu gebieten!«
    »Wie denn?«
    »Kämpfen Sie mit Ihrer ganzen Kraft dagegen! Bald wird es überall sein. Es war das Böse, das der Erzengel der Hölle vorhergesagt hat. Das Gute, das ein Diener Satans wurde.«
    »Das ergibt keinen Sinn. Ich bin kein Theologe!«
    »Sie brauchen auch keiner zu sein«, flüsterte der sterbende Mouchistine. »Ideen sind größere Denkmäler als Kathedralen. Sie überdauern die Jahrtausende besser als behauener Stein.«
    »Was reden Sie da?«
    »Finden Sie Beowulf Agate. Er ist der Schlüssel zu allem.«
    René Mouchistine taumelte, von einem Krampf geschüttelt, nach vorn und fiel dann um, kippte nach hinten, sein Kopf blieb an der Schiffswand liegen. Seine letzten Worten waren so klar, als hätte seine kehlige Stimme sie in eine Echokammer geflüstert. »Die Matarese… das fleischgewordene Böse.« Dann war der alte Mann mit den Geheimnissen tot.

1
    I n den schroffen Bergen von Korsika über den Wassern von Porto-Vecchio am Tyrrhenischen Meer ragten die skelettartigen Überreste eines früher einmal majestätischen Herrenhauses in den Himmel. Das Mauerwerk, geschaffen, um Jahrhunderte zu überdauern, war im großen und ganzen noch intakt, die Innenmauern hingegen zerstört, vor Jahrzehnten vom Feuer vernichtet. Es war früher Nachmittag, der Himmel dunkel, ein Wintersturm arbeitete sich an der Küste von Bonifacio herauf und drohte mit heftigen Regenfällen, die bald die überwucherten, kaum mehr sichtbaren Wege um das Haus herum in matschigen Morast verwandeln würden.
    »Ich schlage vor, wir beeilen uns, padrone «, sagte der vierschrötige Korse, der einen Parka mit Kapuze trug. »Die Straßen zum Flugplatz von Senetosa sind schon ohne Sturm gefährlich genug«, fügte er in Englisch hinzu, der Sprache, auf die man sich geeinigt hatte, die er aber nur schlecht sprach.
    »Senetosa kann warten«, erwiderte der schlanke Mann im Regenmantel. Sein Akzent verriet die holländische Herkunft. » Alles kann warten, bis ich fertig bin! Geben Sie mir den Vermessungsplan für den nördlichen Teil, bitte.« Der Korse griff in die Tasche und zog ein mehrfach zusammengefaltetes Blatt schweres Papier heraus. Er gab es dem Mann aus Amsterdam, der es schnell entfaltete, es mit beiden Händen gegen die Mauer drückte und studierte. Er wandte den Blick immer wieder von der Karte und musterte einzelne Teile des Areals. Jetzt fing es zu regnen an, ein leichter Nieselregen zuerst, der aber schnell in einen gleichmäßigen Regenschauer überging.
    »Hier drüben, padrone «, rief der Führer aus Bonifacio und deutete auf einen Bogen in der Mauer, der zu einer
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