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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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was es auf dieser Welt gibt.« Der Kopf der alten Frau fiel in die Kissen. Sie war tot.
     
    Die schimmernde weiße Jacht, von Bug bis Heck mehr als dreißig Meter lang, manövrierte langsam in den Jachthafen von Estepona, dem nördlichsten Punkt der Costa del Sol, einem Refugium der Reichen der Welt, die dort ihren Ruhestand genießen.
    Der hagere, alte Mann in der luxuriösen Eignerkabine saß auf dem mit Samt bezogenen Sessel und ließ sich von seinem Kammerdiener, der jetzt schon fast drei Jahrzehnte in seinen Diensten stand, umsorgen. Der betagte Schiffseigner wurde von seinem Diener und Freund für die wichtigste Konferenz seines langen Lebens vorbereitet, eines Lebens, das mehr als neunzig Jahre umspannte, wobei das exakte Alter geheimgehalten wurde, weil sich der größte Teil jenes Lebens in der grausamen Arena viel jüngerer Männer abspielte. Warum diesen habgierigen Türken den Vorteil seiner angeblichen Senilität verschaffen, die doch in Wirklichkeit auf einige Generationen überlegener Erfahrung hinauslief? Sein Gesicht mochte ja nach drei kosmetischen Operationen ein wenig maskenhaft wirken, aber das war nur oberflächlich. Ein täuschendes Bild, um die Opportunisten zu verwirren, die sein finanzielles Imperium in ihre Macht gebracht hätten, wenn man ihnen auch nur die leiseste Chance dazu bot.
    Ein Imperium, das ihm nichts mehr bedeutete. Es war ein Koloß aus Papier, der über sieben Milliarden US-Dollar wert
war, siebentausend Millionen aufgebaut auf den Manipulationen eines lang vergessenen Gebildes, das als wohltätige Vision angefangen und sich zu etwas geradezu Satanischem gewandelt hatte, korrumpiert von subalternen Kreaturen, denen jede Wohltätigkeit fremd war und deren einzige Vision der eigene Vorteil war.
    »Wie sehe ich aus, Antoine?«
    »Großartig, Monsieur«, erwiderte der Kammerdiener, trug ein mildes After-shave auf und entfernte einen Frisierumhang, unter dem Gesellschaftskleidung und eine gestreifte Krawatte zum Vorschein kam.
    »Das ist doch nicht übertrieben, oder?« fragte sein eleganter Arbeitgeber.
    »Keineswegs. Sie sind der Vorsitzende, Sir, und das müssen alle begreifen. Sie dürfen keinen Widerstand dulden.«
    »O nein, alter Freund. Widerstand wird es keinen geben. Ich beabsichtige, meine verschiedenen Vorstände und Aufsichtsräte anzuweisen, sich auf eine Auflösung der Strukturen vorzubereiten. Ich habe vor, alle großzügig zu bedenken, die ihre Zeit und Schaffenskraft Unternehmungen gewidmet haben, von denen sie im wesentlichen nichts wußten.«
    »Einige werden Mühe haben, Ihre Anweisungen zu akzeptieren, mon ami René.«
    »Gut! Sie verzichten auf unser Rollenspiel. Sie haben vor, mir etwas zu sagen.« Die beiden Männer lachten leise, dann fuhr der ältere fort: »Ich hätte Sie wirklich mit einer leitenden Position betrauen sollen, Antoine. Ich kann mich nicht erinnern, daß Sie mir je einen falschen Rat gegeben haben.«
    »Ich habe ihn nur dann angeboten, wenn Sie darum gebeten haben und ich zu verstehen glaubte, worum es geht. Nie in geschäftlichen Verhandlungen, von denen ich nichts verstehe.«
    »Nur von Menschen verstehen Sie etwas, richtig?«
    »Sagen wir, ich habe Beschützerinstinkte, René… Kommen Sie, ich helfe Ihnen beim Aufstehen, dann können Sie sich in den Rollstuhl setzen …«
    »Nein, Antoine, nicht den Rollstuhl! Nehmen Sie meinen Arm, dann gehe ich zu der Sitzung… Übrigens, was haben Sie gemeint, als Sie sagten, einige würden Mühe haben, meine
Anweisungen zu akzeptieren? Sie werden großzügig bedacht, und alle werden gut versorgt sein.«
    »Sicherheit ist nicht dasselbe wie aktive Teilhabe, mon ami . Die Arbeiter werden natürlich dankbar sein, aber Ihre leitenden Mitarbeiter sehen das vielleicht anders. Sie entfernen sie aus ihren Machtpositionen, nehmen ihnen den Einfluß. Nehmen Sie sich in acht, René. Einige, die an dieser Konferenz teilnehmen, gehören zu dieser Gruppe.«
    Der große Speisesalon der Jacht wirkte wie ein schickes Pariser Restaurant. Die impressionistischen Wandgemälde zeigten Ansichten vom Seine-Ufer, den Arc de Triomphe, den Eiffelturm und verschiedene andere Pariser Sehenswürdigkeiten. Vier Männer in dunklen Anzügen saßen um den runden Mahagonitisch, Flaschen mit Evianwasser vor sich, Aschenbecher mit Schachteln Gauloises neben sich. Nur zwei der Aschenbecher wurden benutzt, die anderen hatte man beiseite geschoben.
    Der gebrechliche alte Mann betrat den Raum, begleitet von seinem langjährigen
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