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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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Kammerdiener, den alle von vorangegangenen Sitzungen kannten. Man begrüßte sich gegenseitig; der betagte Vorsitzende ließ sich auf dem freien Sessel in der Mitte nieder, worauf der Kammerdiener hinten an der Wand Platz nahm. Das wurde ohne Einwendungen akzeptiert, denn es war Tradition.
    »Hier sind also sämtliche Anwälte versammelt. Mein avocat in Paris, mein Rechtsanwalt in Berlin, mio avvocato in Rom und natürlich unser Syndikus aus Washington, D.C. Ich freue mich, Sie alle hier zu sehen.« Halblautes Gemurmel antwortete ihm, dann fuhr der alte Mann fort: »Ihre fröhliche Stimmung läßt mich erkennen, daß Sie von unserer Konferenz nicht begeistert sind. Das ist schade, denn meine Anweisungen werden ausgeführt, ob es Ihnen paßt oder nicht.«
    »Wenn Sie gestatten, Herr Mouchistine«, sagte der Anwalt aus Deutschland, »wir alle haben Ihre verschlüsselten Instruktionen erhalten, die jetzt in unseren Safes eingeschlossen sind, und sind offen gestanden entsetzt! Sie haben nicht nur die Absicht, Ihre Firmen und deren gesamten Besitz zu verkaufen …«
    »Nach Abzug recht beträchtlicher Summen für Ihre Dienste natürlich«, fiel ihm René Mouchistine ins Wort.

    »Wir wissen Ihre Großzügigkeit sehr zu schätzen, René, aber dem gilt unsere Sorge nicht«, sagte der Anwalt aus Washington. »Es geht darum, was dann passiert. Bestimmte Märkte werden zusammenbrechen, Aktien ins Uferlose stürzen … Man wird Fragen stellen! Es könnte zu Ermittlungen kommen … Wir alle wären kompromittiert.«
    »Unsinn. Jeder von Ihnen hat die Anweisungen des geheimnisvollen René Pierre Mouchistine befolgt, Alleininhaber seiner sämtlichen Unternehmen. Jede Abweichung von seinen Anordnungen würde zu Ihrer Entlassung führen. Sagen Sie ein einziges Mal die Wahrheit, Gentlemen. Dann kann niemand Ihnen etwas anhaben.«
    »Aber signore «, rief der avvocato aus Italien, »Sie verkaufen weit unter Marktwert! Was bezwecken Sie damit? Sie spenden wohltätigen Institutionen überall auf der Welt Millionen und Abermillionen, Leuten, die eine Lira nicht von einer Deutschen Mark unterscheiden können! Was sind Sie, ein socialista , der die Welt reformieren und dabei die Tausende vernichten will, die an Sie geglaubt haben, an uns geglaubt haben?«
    »Seltsam, daß gerade Sie das sagen, denn als alles begann, Jahre vor Ihrer Geburt, war das die Vision des großen padrone , des Baron von Matarese.«
    »Wer?« fragte der französische Anwalt.
    »Ich kann mich vage daran erinnern, den Namen gehört zu haben«, sagte der Deutsche. »Aber für mich ist er nicht relevant.«
    »Warum sollte er das auch sein?« René Mouchistine sah sich kurz zu seinem Kammerdiener Antoine um. »Sie alle sind nichts als Spinnennetze, die von der Quelle ausgehen, die von der Quelle engagiert sind, um ihren Transaktionen den Anschein des Legitimen zu geben, weil Sie legitim waren. Sie sagen, ich gebe denen, die das Spiel verloren haben, Millionen zurück – woher kommt denn Ihrer Ansicht nach mein Reichtum? Wir sind zur personifizierten Habgier geworden, Habgier, die sich wie ein Berserker gebärdet hat.«
    »Das dürfen Sie nicht tun, Mouchistine!« rief der Amerikaner und sprang auf. »Man wird mich vor den Kongreß zerren!«
    »Und mich vor einen Bundestagsausschuß!« schrie der Anwalt aus Berlin.

    »Ich habe keine Lust, mich vor der Deputiertenkammer zu rechtfertigen!« rief der Pariser.
    »Ich werde veranlassen, daß unsere Kollegen in Palermo Ihnen das ausreden«, sagte der Mann aus Rom unheilverheißend. »Sie werden Einsicht zeigen.«
    »Warum versuchen Sie es nicht selbst? Haben Sie Angst vor einem alten Mann?«
    Der Italiener sprang wutentbrannt auf, und seine Hand griff unter sein maßgeschneidertes Jackett. Weiter kam er nicht. Ein Schuß aus der schallgedämpften Pistole Antoines verwandelte sein Gesicht in eine blutige Masse. Der römische Anwalt fiel zu Boden, sein Blut floß über das Parkett.
    »Sie sind wahnsinnig!« schrie der Deutsche. »Er wollte Ihnen bloß einen Zeitungsartikel zeigen, in dem steht, daß einige Ihrer Firmen mit der Mafia in Verbindung stehen, und das ist wahr. Sie sind ein Monstrum!«
    »Aus Ihrem Munde ist das die reine Ironie, wenn man an Auschwitz und Dachau denkt.«
    »Damals war ich noch nicht geboren!«
    »Lesen Sie’s nach … Was meinen Sie, Antoine?«
    »Notwehr, Monsieur. Als alter Informant der Sûreté werde ich es so in meinem Bericht festhalten. Er hat nach einer Waffe gegriffen.«
    »Scheiße!«
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