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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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Bedienstete begrüßten sämtliche Fahrzeuge, wenn diese vor der Marmortreppe des Eingangsbereichs zum Stehen kamen. Was die Besucher nicht wußten, war, daß all diese Bediensteten ausgebildete Leibwächter waren. Sie trugen alle elektronische Scanner bei sich, die es ihnen erlaubten, Waffen, Kameras oder Tonbandgeräte im Umkreis von drei Metern festzustellen; auf eine Distanz von einem halben Meter konnte man solche Geräte zweifelsfrei erkennen.
    Die Männer hatten klare Anweisungen: falls jemand mit Gegenständen dieser Art ankam, mußte der oder die Betreffende gewaltsam festgehalten und in einen Verhörraum gebracht werden, wo unangenehme Fragen gestellt wurden. Falls die Anworten darauf nicht befriedigten, gab es Gerätschaften, sowohl für manuellen Einsatz als auch elektrischer Natur, die dazu gedacht waren, Antworten sprudeln zu lassen. Der Matarese war zurückgekehrt – mit all seiner fragwürdigen Macht und Glorie.
    Die Abenddämmerung war angebrochen, und die untergehende Sonne hüllte die Berge von Porto-Vecchio in rötlichen Schein, als die ersten Limousinen eintrafen. Die mit Armani-Anzügen bekleideten Bodyguards begrüßten die Besucher beflissen, waren ihnen beim Aussteigen behilflich und strichen dabei unauffällig über ihre Kleidung. Acht schwere Wagen waren eingetroffen. Acht Gäste. Mehr würden es nicht sein. Sieben Männer und eine Frau, von Anfang dreißig bis Mitte fünfzig, Angehörige der verschiedensten Nationalitäten, die alle eines gemeinsam hatten – alle waren unermeßlich reich. Jeder wurde die Marmorstufen der Villa Matarese hinaufgeführt und dann von einzelnen Wachen in den Bankettsaal gebracht. In der Mitte des riesigen Saals stand eine lange Tafel mit Platzkarten vor den acht Stühlen, vier auf der rechten, vier auf der linken Seite, jeder Stuhl mindestens anderthalb
Meter vom nächsten Gast entfernt. Am Kopfende der Tafel stand ein leerer Sessel, davor ein kleines Rednerpult. Zwei uniformierte Kellner nahmen Cocktailbestellungen entgegen; vor jedem Platz stand eine Kristallschüssel mit eisgekühltem Belugakaviar, und von den Wänden tönten die gedämpften Klänge einer Bachfuge.
    Das Gespräch kam nur stockend in Gang, als wüßte keiner der Gäste, weshalb sie hier zusammengekommen waren. Und doch gab es einen gemeinsamen Nenner: alle sprachen Englisch und Französisch, so daß beide Sprachen gebraucht wurden, bis man sich schließlich auf erstere geeinigt hatte, als sich erwies, daß zwei der männlichen Amerikaner das Französische nicht hinreichend fließend beherrschten. Es waren recht belanglose Gespräche, im wesentlichen darauf beschränkt, wer wen kannte, und ob das Wetter in St. Tropez, auf den Bahamas, in Hawaii oder Hongkong nicht großartig sei. Niemand wagte es, die entscheidende Frage zu stellen: Weshalb sind wir hier? Sieben Männer und eine Frau hatten Angst. Dazu hatten sie Anlaß. Die Gegenwart ließ nicht erkennen, daß es in ihrer Vergangenheit Dinge gab, die keiner wissen durfte.
    Plötzlich verstummte die Musik. Die schweren Kronleuchter wurden gedimmt, und an dem umlaufenden Geländer des Balkons tauchte der kleine Lichtpunkt eines Scheinwerfers auf, wurde heller, als der Strahl das Rednerpult am Ende der Tafel erfaßte. Der schlanke Mann aus Amsterdam trat aus einer Wandnische und schritt langsam in den Lichtschein hinein. Sein angenehmes, wenn auch durchschnittliches Gesicht wirkte im Lichtschein blaß, aber seine Augen waren alles andere als nichtssagend. Sein Blick wanderte von einem der Gäste zum nächsten, als er jedem von ihnen zunickte.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie meine Einladung angenommen haben«, begann er mit einer Stimme, die nach Eis und unterdrückter Hitze zugleich klang. »Ich hoffe, Ihre Reise entsprach dem Stil, den Sie gewöhnt sind.« Das zustimmende Gemurmel klang nicht enthusiastisch. »Mir ist klar«, fuhr der Mann aus Amsterdam fort, »daß ich Ihr Leben in gesellschaftlicher wie in beruflicher Hinsicht gestört habe, aber ich hatte keine Wahl.«

    »Jetzt haben Sie sie«, unterbrach ihn die eine Frau kühl. Sie war Mitte dreißig und trug ein teures schwarzes Kleid mit einer Perlenkette, die wenigstens fünfzigtausend Dollar gekostet hatte. »Wir sind hier, jetzt sagen Sie uns, warum.«
    »Ich bitte um Nachsicht, Madam. Mir ist wohl bewußt, daß Sie zum Rancho Mirage in Palm Springs unterwegs waren, um sich mit dem Partner Ihres augenblicklichen Ehemanns zu treffen, dem Partner in seiner erpresserischen Maklerfirma,
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