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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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Stück rings um die Erhebung aus dem Teppich und zog das Teppichgewebe vorsichtig zurück. Darunter war eine flache Metallscheibe mit zwei Drähten zu sehen, die nach oben führten. Das war entweder der Auslöser eines Alarms oder eine Mine, und wenn man Matareisens Pläne bedachte, war die Möglichkeit einer Mine keineswegs auszuschließen. Was waren schon zwei Hausangestellte mehr oder weniger?
    Einundsechzig Sekunden!
    Pryce nahm jetzt mit jedem Schritt zwei Stufen, die Augen vor Anspannung gerötet, er wußte, daß jeder Schritt ihn das Leben kosten konnte. Neununddreißig Sekunden! Und er mußte bereit sein, mußte die Waffe schußbereit haben, mußte völlig konzentriert sein, sein Atem mußte gleichmäßig gehen. Zu oft schon hatte er ähnliche Situationen erlebt, wo eine ruhige, ausgeglichene Haltung ebenso wichtig war wie eine schußbereite Waffe. Keine Zeit mehr!
    Tief durchatmend stand Pryce eineinhalb Meter von der Tür entfernt, den Arm ausgestreckt, die Waffe auf das Holz neben dem Türknopf gerichtet. Ein paar Schüsse würden das Schloß schwächen, den Rest würde seine Schulter übernehmen. Vier Sekunden, drei, zwei, eine – jetzt! Er gab drei Schüsse
ab, die das Holz zersplitterten, und hörte im gleichen Augenblick das Klirren von zerschmetterndem Glas. Er warf sich mit einem Satz nach vorne, krachte mit aller Kraft durch die Tür, warf sich sofort zu Boden und rollte sich von der Stelle weg, wo er aufgeprallt war.
    Jan van der Meer Matareisen war trotz des Schocks, den er empfand, geistesgegenwärtig genug, zu einem Stapel Computerausdrucke zu rennen. Er packte sie und rannte zu einem Aktenvernichter, der über einem eisernen Behälter befestigt war, aus dem ein rötliches Leuchten auf brennende Kohlen auf seinem Boden deutete.
    »Tun Sie es nicht!« schrie Pryce und richtete eine Waffe auf Matareisen.
    »Sie können mich nicht daran hindern!« schrie dieser. »Sie können mich nicht töten. Tot bin ich für Sie wertlos!«
    »Das stimmt allerdings«, sagte Pryce und schoß, allerdings nicht auf ein lebenswichtiges Körperteil, sondern auf Matareisens Beine, genauer gesagt, seine Kniescheiben. Ein qualvoller Schrei hallte durch den Raum, als der Erbe des Barons von Matarese zu Boden fiel und die Ausdrucke davonflatterten. »Schlagen Sie das Fenster ganz ein, und kommen Sie herein, Luther!« rief Pryce und zog seine Sprühdose heraus und ging auf den schreienden Matareisen zu. »Ich werde Ihnen jetzt einen Gefallen tun, Sie Mistkerl«, sagte Pryce, beugte sich über den Mann und jagte ihm eine Gasschwade ins Gesicht. »Träumen Sie schlecht«, fügte er hinzu.
    Considine sprang mit einem Satz durchs Fenster herein und eilte zu Pryce. »Ein Kinderspiel, Cam«, stellte der Pilot fest. »Wissen Sie, mit der Zeit gehen mir diese Dinge ganz gut von der Hand. Ich meine, wenn man bedenkt, die Netze am Flugzeug, die Telefonleitung und jetzt dies – also, ich mache mich doch gar nicht schlecht.«
    »Ein gottverdammter Held sind Sie, Luther.«
    »Oh, vielen Dank, Cam.«
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich bin nämlich in dem Punkt ganz Scofields Meinung – ich mag Helden nicht. Die sorgen dafür, daß Menschen umgebracht werden.«
    »Hey, was soll das denn heißen?«

    »Glauben Sie mir, das stimmt. Kommen Sie, wir sind noch nicht fertig.«
    »Was gibt es denn noch zu tun?«
    »Zuerst gehen Sie runter in die Küche. Die ist im Erdgeschoß rechts. Sehen Sie zu, ob Sie dort Verbandszeug finden. Vermutlich ist da welches; in einer Küche schneidet man sich öfter in die Hand. Wir müssen Matareisen verbinden und ihm eine Adernpresse anlegen.«
    »Warum sind Sie so nett zu ihm?«
    »Weil er recht hat. Tot nützt er uns nichts. Und passen Sie auf der Treppe auf, treten Sie nicht auf den Läufer, der ist vermint.«
    »Der ist was?«
    »Das ist jetzt nicht wichtig, bleiben Sie einfach auf dem Marmor. Los jetzt, Beeilung!« Considine rannte hinaus, wozu er einen Satz über die zerborstene Tür machen mußte, und Pryce ging daran, die Computerausdrucke zu überfliegen. Zwei Blätter waren in zwei Spalten eng bedruckt und zeigten einen Zahlencode, mit dem er nichts anfangen konnte. Die restlichen, es waren etwa zwanzig Blätter, zeigten ebenfalls Zahlen- und Buchstabengruppen, die man vielleicht mit Hilfe der Codes auf den ersten zwei Seiten entziffern konnte. Pryce trat an das Fenster und rief hinunter: »Bray, sind Sie da unten?«
    Stille. Beunruhigende Stille.
    Und dann plötzlich ein ohrenbetäubendes Schrillen,
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