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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange
Autoren: Sophie Oliver
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abwehrend die Hand. „Das wird nicht nötig sein. Ich ergebe mich freiwillig. Ilaria hat sich nicht in dem Maß versündig, wie ich. Ich habe Liam getötet, Tristans Familie ausgelöscht, meine Brüder und Schwestern dazu veranlasst, die Söldner zu töten und schließlich habe ich Tristan so großes Leid zugefügt, dass es für mich keine Vergebung mehr geben kann. Aber es ist nicht notwendig, dass auch Ilaria stirbt. Nehmt mein Leben und verschont ihres.“
    Nathaniel sah Ilaria mit demselben Interesse an, mit dem man ein Insekt betrachtet, bevor man es zertritt.
    „ Er weiß es wirklich nicht, nicht wahr? Er denkt noch immer, es war Tristan.“
    Ilaria schwieg.
    Also wandte sich Nathaniel an Victor. „Bevor du dich dazu entschließt, am Ende noch großmütig zu werden, solltest du wissen, wem du da so heldenhaft das Leben schenkst. Es war nicht Tristan, der deine Frau ermordet hat, sondern Ilaria. Sie hat Georgianna getötet. Und zwar nur, damit du die Beherrschung verlierst und ihr in die Hände spielst. Das Leben ihrer Schwester hatte für Ilaria keinen Wert.“
    An dem ungläubigen Ausdruck in Victors Gesicht konnten sie sehen, dass diese Nachricht ihn völlig unvorbereitet traf.
    „ Das kann nicht sein! Tristan hatte doch Georgiannas Kette, als Beweis!“
    „ Alles nur ein Trick von Ilaria“, es waren die ersten Worte, die Tristan an Victor richtete, „Sie hatte sie mir vorher gegeben und mich glauben gemacht, sie würde dich damit nur täuschen. Ich hätte niemals bei etwas mitgemacht, bei dem Georgianna zu Schaden kommen würde!“
    „ Nein!“, Victor schwankte, „Das ist unmöglich! Ich glaube es nicht!“
    Sisto gab Adam und Nathaniel ein Zeichen, woraufhin sie rasch auf Ilaria zutraten und sie an beiden Armen festhielten. Dann griff Tristan in das Futteral, in dem Ilarias Dolch steckte und zog ein kleines Etui heraus.
    Victor schnappte nach Luft.
    „ Ich nehme an, du kennst es“, sagte Tristan, „Georgiannas Giftnadeln. Ilaria hat sie an sich genommen, nachdem sie Georgianna ermordet hatte. Sie konnte einfach nicht widerstehen. Vielleicht überlegst du dir dein großzügiges Angebot noch einmal.“
    In Victor zerbrach etwas.
    Er hatte sich so lange von dem verzehrenden gelben Feuer in seinem Herzen beherrschen lassen, dass er verlernt hatte zu sehen, was richtig war. Georgianna, die Güte und Liebe in sein Leben gebracht hatte, war Opfer von Intrigen geworden.
    Anstatt Frieden mit Tristan zu schließen und ihn um Verzeihung zu bitten, hatte er eine Lawine der Gewalt ins Rollen gebracht und sich sogar mit dem Bösen verbündet – anders konnte er Ilaria nicht mehr bezeichnen.
    Sie war für ihn das Personifizierte Böse, dass ihm sein Glück geraubt hatte, ihn betrogen und ruiniert hatte - und er hatte sie nicht durchschaut.
    Bis jetzt.
    Wütend stürzte er auf sie zu.
    Nathaniel und Adam sprangen dazwischen und bei den versammelten Jägern unter den Bäumen entstand Bewegung.
    „ Genug“, Sistos donnernde Stimme hallte über die Bucht. Er deutete auf Victor, „Wirst du jetzt kämpfen?“
    Victor nickte wortlos.
    Dann stellte er Ilaria die gleiche Frage. Als Antwort zog sie ihren Dolch.
    Sisto warf Victor ein Messer vor die Füße. „Soweit ich mich erinnere, warst du immer ein großer Freund der Klinge.“
    Nun traten die Jäger unter den Bäumen hervor und bildeten einen Kreis um Victor und Ilaria.
    „ Ich hätte alles alleine machen sollen“, spie Ilaria, „Wie konnte ich nur annehmen, dass du ein ebenbürtiger Partner bist!“

75.

    2003
    Istrien
    Kroatien

    Das Messer durchstieß kühl und glatt die Haut, glitt an einem Rippenbogen ab und bohrte sich dann tief in die Lunge.
    Schon oft hatte sie sich gefragt, wie sich eine Stahlklinge anfühlen würde, im eigenen Fleisch. Ob sie wohl schmerzte, oder ob sie barmherzig den Tod brachte? Einmal hatte sie sogar versucht, sich selbst zu schneiden, nur um zu sehen, wie es war. Aber dann hatte sie es doch nicht geschafft, das harte Metall in ihrem weichen Arm zu versenken.
    Doch nun wusste sie es. Beinahe überrascht schnappte sie nach Luft. Der Schmerz war unerträglich.
    Plötzlich wurde ihr heiß und das Messer wirkte nicht mehr, wie etwas Festes, Solides, sondern eher wie eine Flamme, oder ein Stromstoß. Der wuchtige Aufprall, mit dem der Angreifer den Schaft der Klinge in ihre Haut gerammt hatte, nahm ihr den Atem. Ilaria sank auf die Knie und Victor mit ihr.
    „ Es ist vorbei“, flüsterte er ihr beinahe sanft ins Ohr, „Es ist
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