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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert
Autoren: Marie Rutkoski
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zusammen. Alle drängten sich in seine Kabine. Sie rempelten und stießen, jeder wollte die Globen auf dem Tisch möglichst gut sehen können. Den Erdglobus hatten sie natürlich schon früher gesehen, doch es wurde gesagt, sein Zwilling wäre geradezu atemberaubend. Sie wurden nicht enttäuscht.Treb zog das schwarze Samttuch weg und einige der Seeleute schnappten nach Luft.

    Der Himmelsglobus war fast ganz schwarz. Während der Erdglobus aus Holz und Papier gemacht worden war, bestand sein Zwilling aus Marmor. Zudem aus einer seltsamen Art von Marmor - mit Schattierungen von Mitternachtsblau. Lichtpunkte waren über seine große Oberfläche verteilt. Als Petra genauer hinsah, erkannte sie, dass es in den Marmor gebohrte Löcher waren. Eingelegte goldene Linien wirbelten um diese Sterne herum und zeigten einen Schwan, einen mit einer Schlange ringenden Mann, einen Widder mit schweren Hörnern, eine Leier, aus Schildpatt eingelegt, und viele andere Abbildungen. Das waren die Sternbilder.
    Treb ließ den Erdglobus sich um seine Achse drehen, hielt ihn mit dem Finger an und zeigte auf einen roten Funken vor der englischen Küste. »Hier ist ein Schlupfloch.«
    »Wo führt es hin?«, fragte jemand.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Treb mürrisch.
    »Also, das klärst du besser«, sagte Nicolas. »Wir könnten ja überall landen. Ich glaub kaum, dass die Pacolet auf einem Berggipfel so gut segeln kann.«
    »Dieser Himmelsglobus ist schön«, sagte Nadia, »aber wie funktioniert er?«
    »Ich hab gedacht, er würde irgendwas tun«, meinte ein enttäuschter Seemann.
    Viele Stimmen mischten sich jetzt in die Unterhaltung ein.
    »Was ist denn, wenn wir auf dem üblichen Weg in die Vatra segeln müssen?«
    »Das kann ein Jahr dauern!«
    »Vielleicht sollten wir die Globen aufschneiden, um zu sehen, was drin ist.«
    »Bist du blöd? Jedenfalls hört es sich so an, als ob du’s wärst.«

    »Raus mit euch, alle.« Treb drückte sich die Hand gegen die Stirn. »Ich schwöre bei allen haarigen Bären, mir tut der Kopf weh.«
    »Hast wohl getrunken,Treb?«
    »Hättest du nicht feiern können, nachdem du rausgefunden hast, ob der Globus den ganzen Ärger überhaupt wert war?«
    »Ich hab gesagt, raus mit euch!« Treb schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Murrend zog die Mannschaft ab.
    »Tom«, rief Treb.
    Tomik, der das Gespräch leise für Petra und Astrophil übersetzt hatte, blickte auf.
    »Bleib«, sagte Treb. »Und ihr auch.« Er zeigte auf Petra, Astrophil und Neel.
    »Also?« Treb deutete auf die Globen. »Ihr seid wenigstens vernünftig.Was denkt ihr?«
    »Das ist doch vollkommen klar.« Astrophil zuckte mit den Schultern. »Wir müssen warten, bis es dunkel wird.«
    »Und warum?«
    »Wie können wir sonst die Sterne sehen?«

    Es war eine wolkenlose Nacht. Petra stand mit ihren Freunden im Heck des Schiffs und sah Treb und Andras auf sie zukommen. Jeder wiegte einen Globus in den Armen.
    »Der ist schwer.« Andras setzte den Marmorglobus auf den Tisch, den sie an Deck gebracht hatten.
    »Der da ist es auch.« Treb ließ den Erdglobus nieder. »Ich hab früher nie darüber nachgedacht, aber das Gewicht von dem Ding wirkt nicht danach, als wäre es aus Holz und Papier gemacht.«
    »Ich wette, da ist irgendwas drin«, meinte Neel.

    »Mag sein, dass du recht hast«, sagte Petra. »Wie sonst könnten sie so glühen?« In der Dunkelheit glitzerte jeder Globus vor Lichtpünktchen - rot für die Schlupflöcher, weiß für die Sterne. »Wie als wären da Kerzen drin.«
    Tomik legte die flache Hand auf den Marmor. »Da ist ein Kristall«, sagte er aufgeregt. »Ich kann ihn spüren. Es ist eine Kugel, die da in dem Globus sitzt.«
    »Was ist das da?« Neel berührte drei Messingringe, die den Erdglobus umgaben, und gab ihnen einen Schubs.
    »Die werden Armillarsphären genannt«, sagte Treb. »Die helfen beim Aufzeichnen von einem Kurs.«
    Petra fuhr mit dem Finger über einen der Ringe. Welche Geschichte hatte er? Sie erhaschte einen Blick auf Gerard Mercator, lange schon tot. Er war ein Mann, der die Welt liebte, aber nicht die Menschen, die auf ihr lebten. Petra sah zu ihren Freunden. Wenn sie an ihren Vater dachte, wurde sie von einer schmerzhaften Traurigkeit erfüllt. Doch Astrophils Beine klammerten sich an ihre rechte Schulter, sie sah Neels schiefes Grinsen, und sie spürte Tomiks Wärme, der neben ihr stand. Sie war nicht allein.
    Nachdenklich zog sie an zwei Ringen, bis sie sich über dem roten Funken kreuzten, der das
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