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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert
Autoren: Marie Rutkoski
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kann. Mehr als das. Es kann den Geist zerstören. Bleibe bei meiner Familie, Petra. Wir werden dich schützen.Wir können dich glücklich machen.«
    »Niemals!«, schluchzte sie.
    »Wie wirst du dich dann entscheiden? Nach Böhmen zurückzukehren, wo du gejagt wirst?«

    »Ich habe eine Cousine. Ich kann bei ihrer Familie leben. Dita, Josef, David …«
    »Aber wenn sie dich aufnehmen, wie lange wird der Prinz brauchen, um das zu entdecken? Willst du sie wirklich in Gefahr bringen? Hier kann der Prinz dich nicht anrühren, ohne Königin Elizabeth zu beleidigen. Das ist ihm klargemacht worden. Aber Böhmen ist sein Land, und wenn du auf böhmischem Boden bist, kann er mit dir und jedem, der dir hilft, machen, was er will.«
    Petra blickte zu der Werft, die durch ihre Tränen nur verschwommen zu erkennen war.
    »Dann geh mit deinen Freunden«, drängte Dee. »Du brauchst mir nicht zu sagen, wohin ihr fahrt. Aber kehre nicht nach Böhmen zurück. Nicht bevor du nicht stark genug und befähigt genug bist, dich selbst zu schützen. Hier« - er drückte ihr einen versiegelten Umschlag in die Hand -, »das ist ein Geschenk.«
    »Ich will es nicht!« Sie wollte ihn zerreißen.
    Mit einer Handbewegung stoppte er sie. »Ich weiß, du willst nicht darauf hören, was ich zu sagen habe. Jetzt nicht und vielleicht nie. Doch eines Tages wirst du dankbar sein für den Brief.«
    Sie zerdrückte das Papier in der Faust. Aber wie wollte etwas zerreißen. Irgendetwas. Etwas musste zerbrechen.
    Ihre Augen waren silberne Teiche, schimmernd vor Tränen und Elend. Als sie sich Dee zuwandte, konnte er nicht wegsehen.
    Und da spürte er etwas durch sein Herz schneiden, seinen Geist erreichen und einen winzigen Knoten zerreißen. Dee schnappte nach Luft.
    Petra hatte die geistige Verbindung zwischen ihnen durchtrennt.
Ich bin frei , sagte sie sich und ging mit unsicheren Schritten auf die Anlegestelle zu.

    Als sie nach Debtford ruderten, versuchte Astrophil, Petra zu trösten. »Ich glaube, Dee hat das alles ein bisschen zu düster gesehen. Ich wollte das bei der Werft nicht sagen, weil es schlechtes Benehmen gewesen wäre zu unterbrechen.« Tatsächlich war Astrophil zu schockiert gewesen, um zu sprechen. »Und vielleicht ist ja die Gristleki-Verwandlung nicht von Dauer? Möglicherweise kann sie auch rückgängig gemacht werden.«
    »Meinst du?« Petra wischte ihre Tränen weg.
    »Klar«, mischte sich Neel eifrig ein. »Und die Vatra ist genau die richtige Gegend, um das herauszufinden. Ich weiß, dass ihr Böhmen da so eine mickrige Schule habt, um Magie zu studieren, aber die ist nichts im Vergleich zu dem, was die Roma haben.«
    »Ihr habt eine Akademie für Magie?« Tomik zog etwas schneller an den Rudern.
    »So was in der Art. Also zurzeit herrscht eine Kalderasch über die Roma, und wenn es eines gibt, in dem der Stamm der Kalderasch gut ist, dann ist es, geheimnisvoll zu sein und Dinge zu wissen, die sie nicht wissen sollten. Persönlich kann ich sie nicht ausstehen. Die Maraki oder Usari kann ich jeden Tag vertragen, wenn ich die Lovari schon nicht haben kann. Aber worum es mir geht, ist, dass die Vatra mit Magiespezialisten vollgepackt sein wird, die wissen könnten, wie man deinen Vater heilen kann, Petra. Oder sie denken sich was aus.«
    »Würden die das für mich machen?«, fragte Petra.
    »Das wär besser für sie«, knurrte Treb, »oder sie kriegen es mit mir zu tun.«

    Ein Hoffnungsschimmer glomm in Petra auf, und als das Boot gleichauf mit der Pacolet zog, war Petra bereit, mit an Bord zu kommen - auch wenn sie es nicht gut fand, alleine in dem Beiboot zu sitzen und mit Seilen und Flaschenzügen hochgezogen zu werden. Sie sah zu, wie Neel,Tomik und die anderen die Jakobsleiter hochkletterten. Bald - sie fasste sich an die verwundete Schulter - kann ich das auch machen.
    Als die Maraki das Boot höher zogen, entfaltete Petra Dees Brief. Das Siegel war zerbrochen und Wachskrümel rieselten ihr in den Schoß. Er hatte nur wenige Zeilen geschrieben.
    Meine liebe Petra,
    Du hast mich vor Längerem gefragt, welches magische Talent Prinz Rodolfo hätte. Ich habe mich geweigert, es Dir zu sagen. Jetzt möchte ich, dass Du es weißt: Er hat keines.
    Rufe mich, wenn du mich brauchst.
    John Dee
    Petra faltete den Brief zusammen und ging an Bord des Schiffes.

    Die Pacolet segelte die Themse hinab und wagte sich dann aufs offene Meer. Als England nur noch ein verschwommener grüner Strich hinter ihnen war, rief Treb die Mannschaft
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