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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert
Autoren: Marie Rutkoski
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schön.«
    Impulsiv küsste Treb Petra auf die Wange. »Oh, du bist ein Schatz.«
    Sie lächelte ein bisschen verwirrt.
    »Es nützt nichts, wenn du jemandem in einer Sprache dankst, die er nicht versteht«, meinte Neel zu Treb.
    Treb legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich finde keine Worte, die ich dir für das, was du getan hast, sagen kann, Cousin. Aber du wirst nie mehr ›klein‹ für mich sein.«

    Nachdem er erstmal drei Krüge Bier getrunken hatte, wusste Treb dann doch einiges zu sagen: »Auf den klügsten, skrupellosesten Beutelschneider der vier Stämme!« Er hob seinen Krug. »Auf Neel von den Lovari!«
    Die Kneipe jubelte.
    »Auf Tom von den Maraki …«
    »Was?« Tomik blickte verwirrt auf.
    »… ein vornehmer Bursche, ein treuer Freund und ein guter Seemann!«
    Tomik wurde rot. »Der ist nicht mehr so toll, wenn er morgen mit Kopfschmerzen aufwacht.«
    »Ich hoffe doch, dass die auch auf mich trinken«, sagte Astrophil, der zwar kein Romanes verstand, sich aber vorstellen konnte, um was es ging.
    »Auf Petra Kronos …«
    Doch Petra wandte sich an Neel. Sie hatte genug von all diesem Gejubel, das sie sowieso nicht verstehen konnte. »Hast du es?«, fragte sie.
    »Aber ja.« Er gab ihr das unsichtbare Schwert, das sie in die Scheide gleiten ließ, die sie umgeschnallt hatte. »War allerdings nicht so einfach zu finden in dem ganzen Durcheinander von Scherben, Pflanzen und Papier.«
    »Es wäre einfacher gewesen, wenn Blut an der Klinge wäre«, sagte Tomik düster. »Kits Blut.«
    »Ich hab Kit nicht töten wollen«, sagte Petra.
    »Du hättest ihn zumindest ein bisschen aufschlitzen können«, bemerkte Neel.
    Treb kam zu ihnen. Er stellte seinen Krug hin und Bier schwappte über den Rand. »Warum macht ihr alle beide so grimmige Gesichter? Nehmt ihr Abschied voneinander?«
    »Abschied?« Petra sah Neel an.

    »Morgen hissen wir die Segel«, sagte er.
    »Oh.« Ihre Stimme wurde ganz klein. »Wohin fahrt ihr?«
    Neel und Treb wechselten einen Blick. Dann zuckte der Kapitän mit den Schultern und meinte: »Sag’s ihnen.«
    Neel erklärte: »Die Roma … also unser Zuhause ist da, wo wir es dazu machen, verstehst du? Mit Wagen oder Boot, zu Pferd oder zu Fuß reisen wir dahin, wo es uns gefällt.Wir haben kein Land. Außer, äh… also tatsächlich haben wir eins. Es heißt die Vatra und ist unser Heimatland, wo unsere Königin regiert. Aber es ist weit weg, und das ist einer der Gründe, warum wir den Globus so unbedingt haben wollten. Als der böhmische Prinz damit angefangen hat, unsere Leute ins Gefängnis zu schmeißen, haben wir gewusst, dass wir einen Weg finden müssen, dass die Roma möglichst schnell in die Vatra gelangen können. Die Roma waren nie wohlgelitten, aber die Situation ist immer schlimmer geworden, und das nicht nur in Böhmen.«
    »Und jetzt wo wir die Globen haben, ist es unsere Pflicht, sie der Romakönigin zu übergeben«, sagte Treb. »Ich hoffe, wir finden raus, wie wir sie zum Funktionieren kriegen, sonst müssen wir die lange Route in die Vatra nehmen.«
    »Wo ist sie?«, fragte Astrophil.
    »In Indien«, sagte Neel.
    Indien. Das war eine halbe Welt entfernt. Langsam sagte Petra: »Dann sehen wir uns nicht wieder … nicht für eine lange Zeit.«
    Sie schwiegen. Neel sprach zuerst. »Wie kommst du zurück nach Böhmen?«
    »Ein Spalt«, sagte Petra. Sie blickte ihre Freunde an, und ihr wurde klar, dass sie gehofft hatte, sie blieben zusammen, auch wenn das keinen Sinn ergeben hätte, auch wenn sie gar nicht
wusste, was ihr die Zukunft bieten würde oder wie sie ihren Vater finden sollte. Sie hatte gehofft …
    »Was ist mit dir?«, fragte Neel Tomik. »Steuerst du auch die Heimat an? Oder willst du segeln? Ich war noch nie in der Vatra. Muss sehenswert sein.Willst du?«
    Tomik zögerte nicht. »Ich gehe mit Petra.«
    »Klar, hab ich mir schon gedacht.«
    »Ach, sitzt hier nicht so rum wie die Trauerklöße.« Treb rülpste. »Sogar die Spinne sieht so aus, als würde sie sich gleich die Augen ausheulen. Die Welt ist nicht so groß, wie es scheint, und die Zeit vergeht schneller, als ihr denkt. Wenn ein Sklave zum Freund werden kann und ein Geist von den Toten zurückkommt, dann bin ich sicher, dass ihr vier nicht lange getrennt bleibt.«
    »Wann fahrt ihr morgen los?«, fragte Petra.
    »Wenn wir aufwachen.« Neel warf einen Blick auf Treb, der am Tisch zusammengesackt war. »Wahrscheinlich spät.«
    »Wir sind da und sagen Lebewohl. Aber erst muss ich noch was
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