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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert
Autoren: Marie Rutkoski
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eine zitternde Schale, die nur noch suchen konnte und suchen, verzweifelt bemüht, eine Spinne zu finden, die zwar aus Zinn gemacht war, aber liebevoller war als jeder Mensch und klüger als die meisten. Astrophil war ihr Beschützer und Petra seiner. Doch sie konnte ihn nicht finden. Er war so klein.
    Astrophil!
    Petra, du machst so viel Lärm um nichts. Ich bin gleich bei dir.
    Petra hielt den Atem an. Sie blickte hoch und sah einen glitzernden Punkt, der sich vom eisernen Rahmen des Dachs herabließ.
    Astrophil fiel ihr in die offene Hand. »Oh!«, flüsterte Petra. »Und ich hab gedacht, ich hätte dich verloren.«
    »Ich bin eine Spinne«, erinnerte er sie in beleidigtem Tonfall. »Spinnen haben Netze. Wenn sie merken, dass sie durch die Luft stürzen, ist es eine einfache Sache, einen Spinnfaden
abzuschießen und in Sicherheit zu krabbeln. Also wirklich, Petra. Das gehört zur Allgemeinbildung.«

    Und so kam es, dass John Dee (und alle sonst im Gewächshaus, die nicht schon davon wussten) die Existenz von Astrophil entdeckten. Das würde Folgen für die Zukunft haben, doch im Moment konnte Petra sich darüber keine Gedanken machen, weil nach dieser Nacht in Cottons Anwesen so viele Dinge passierten.
    Walsingham und Kit wurden verhaftet und in das Tyburn-Gefängnis geworfen. Die sechs tschechischen Wachen, die Ariels Sturm überlebt hatten, wurden mit dem Prinzen nach Böhmen zurückgeschickt. Er wurde keines unmittelbaren Verbrechens angeklagt, denn die Beziehungen zwischen England und dem Habsburger Reich waren angespannt, und Königin Elizabeth hielt es nicht für klug, die Situation dadurch zu verschlechtern, Kaiser Karls jüngsten Sohn einzusperren.
    John Dee hatte eine Stunde alleine mit dem Prinzen verbracht, bevor der Böhme von bewaffneten Engländern auf sein Schiff geleitet wurde. Nur wenige Menschen wussten, was Dee und der Prinz besprochen hatten, und die, die es wussten, würden es nicht erzählen.
    Tomik hatte eine aufgeplatzte Lippe und eine Handvoll Glassplitter im Körper, doch es war Neel, der aufgewühlter wirkte, als ihn Petra je gesehen hatte. »Ein Luftgeist! Pet, tu das nie wieder!«
    Madinia und Margaret berichteten aufgeregt, wie es ihnen aus ihrer Sicht in Cottons Herrenhaus ergangen war - wie sie durch den Spalt entkommen waren und sich schleunigst auf die Suche nach ihrem Vater gemacht hätten, und was er für ein Held wäre. Früher hätte das Petra wütend gemacht, doch
jetzt musste sie zugeben, dass die Schwestern nicht ganz unrecht hatten. Dee hatte Petra gerettet. Zweimal.

    Petra stöhnte, als sie sich auf den harten Lederstuhl gegenüber John Dee setzte. Jede Bewegung tat weh. Doktor Harvey hatte gesagt, dass die Schulter keinen dauernden Schaden genommen habe. »Aber natürlich wird da eine Narbe zurückbleiben«, hatte er entschuldigend gemeint.
    Petra war nicht allzu sehr besorgt. Inzwischen war sie an Narben gewohnt, so viele, wie sie schon hatte.
    »Ich erwarte, dass du den Arm wieder voll einsetzen kannst«, hatte der Arzt hinzugefügt. »Du hast sehr großes Glück, dass das Schwert alle Sehnen verfehlt hat.«
    Verfehlt? Petra war sich da nicht so sicher. Kits Klinge traf normalerweise da, wo Kit sie hinhaben wollte.
    »Was ist mit Kit?«, fragte Petra, als sie in der Bibliothek saßen. Astrophil krabbelte über Dees Büchersammlung und gab bewundernde Geräusche von sich. Petra würde die Faszination der Spinne nie begreifen. Nach den letzten paar Monaten hatte sie Bibliotheken satt. »Was passiert mit Kit und Walsingham?«
    »Es wird eine Gerichtsverhandlung geben. Man wird sie als schuldig befinden und hinrichten.«
    »Hinrichten! Kit auch? Er hat niemanden umgebracht.«
    »Er hat Walsingham geholfen, seine Morde zu vertuschen und heikle Informationen an den Herrscher eines anderen Landes weiterzugeben. Das ist Verrat und wird mit dem Tode bestraft. Christopher ist erwachsen und verantwortlich für seine Verbrechen.«
    »Aber er verdient es nicht zu sterben.«
    Astrophil sagte nichts, aber innerlich war er anderer Meinung.
Er musste nur einen Blick auf Petras Verband werfen, um sich daran zu erinnern, in welche Gefahr Kit sie gebracht hatte.
    Die Spinne schoss einen Faden zu Petras gesunder Schulter und schwang sich durch die Luft, um sich dort niederzulassen. »Ihr habt gewusst, dass Kit immer noch für Franzis Walsingham gearbeitet hat«, sagte er zu Dee. »Etwas anderes kann ich nicht glauben. Ihr habt Petra oft gewarnt, dass Kit nicht vertrauenswürdig wäre.
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