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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »Red keinen Blödsinn, Josephine.«
    »Man darf mit ihnen alles machen, mit diesen billigen Nachkommen der Sklaven … sie dürfen arbeiten, sie müssen dankbar sein, sie haben die Ehre, mit dem großen weißen Mann im Bett zu liegen, man bekommt ja zu essen dafür, gute Francs, einen Posten in der Fabrik, schöne moderne Kleider, sogar ein eigenes Auto, man ist ja das Eigentum des hohen Herrn, auch wenn die Sklaverei 1848 abgeschafft wurde, sie heißt heute nur anders, und dann, hat man genug von diesem Körper, man kennt ja jeden Winkel, jedes Grübchen, jedes Fältchen, und dann renoviert man, das Haus, den Garten, die Möbel, und wie man die Möbel wegwirft, weil sie ausgesessen sind, so wirft man auch das kreolische Weibchen weg, weil es ausgelegen ist! Ist ja nichts wert, die farbige Hure! Hat genug Gutes erfahren für die Stunden im Bett! Weg mit ihr, wir renovieren!«
    Sie beugte sich ein wenig zurück, noch immer auf seinem Schoß hockend, holte weit aus und schlug ihm ins Gesicht.
    Bevor René, von dem Schlag völlig überrascht, an eine Gegenwehr denken konnte, sprang sie von ihm weg, warf sich mit dem Rücken gegen die Verandawand und ballte die Fäuste. Ihr herrlicher Körper flatterte.
    »Du jagst mich einfach weg?« keuchte sie. Ihre Augen brannten. »Ein Tritt für eine räudige Hündin …«
    »Ich habe dir gesagt, als wir die erste Nacht zusammenblieben: ›Josephine, es wird wunderbar mit uns werden, aber eines Tages ist es vorbei. Das darfst du nie vergessen.‹ Und du hast geantwortet: ›Wir wollen nicht daran denken.‹ Nun ist der Tag da.«
    »Ich habe es nie geglaubt, nie!« schrie sie. »Ich liebe dich mehr als mein Leben, weißt du das? Ich würde mich opfern für dich, wenn man es verlangt!« Sie stieß sich von der Wand ab, kam einen Schritt wieder vor und warf ihr langes, schwarzes Haar mit einem Ruck in den Nacken. »Sie ist blond …«
    »Ja.«
    »Und schlank und zierlich und sanft …«
    »Sanft möchte ich nicht gerade sagen.« Er dachte an die vielen Auseinandersetzungen in der ersten Zeit ihrer Bekanntschaft und an ihre Beharrlichkeit, ihn abzuschütteln.
    »Ein Tröpfchen Sonne …«
    »So ist es. So ein Vergleich ist mir noch nicht eingefallen. Ein Tröpfchen Sonne … fabelhaft.«
    »Ich möchte dich töten«, sagte Josephine dumpf. »Ja, das möchte ich! Dir die Kehle durchbeißen wie ein Voodoo-Priester dem Opferhahn! Du … du kannst mich doch nicht wegjagen …«
    »Du bleibst die Leiterin der Fabrik. Ich wüßte nichts Besseres. Nur hier im Haus wird es endlich eine Madame Birot geben.«
    »Und ich muß den Kopf senken und zu allem, was sie befiehlt, sagen: ›Ja, Madame. Wie Sie wünschen, Madame. Es wird so geschehen, Madame …‹ Nie, René, nie!« Sie stürzte plötzlich wieder vor, baute sich in ihrer umwerfenden Nacktheit vor ihm auf, und fiel plötzlich zusammen und begann zu weinen. »Laß sie nicht kommen, Chérie …« stammelte sie. »Schick ein Telegramm: Es war ein Irrtum. Vergiß alles … Bitte, schick das Telegramm.«
    »Ich liebe Petra«, sagte René und stemmte sich aus dem Korbsessel hoch. »Eine solche Frau habe ich lange genug gesucht …«
    Er ging an Josephine vorbei ins Haus, aber bevor er die Veranda verließ, hielt ihn ihre jetzt wieder mit Haß erfüllte Stimme zurück. »Weiß sie, das zarte Blondchen, daß die erste Frau, die du heiraten wolltest, im Bois Jourdan gefunden wurde … mit aufgeschlitztem Bauch?!«
    René Birot senkte den Kopf und drückte das Kinn an. »Was weißt du davon?« fragte er heiser. »Das ist neun Jahre her! Da gab es dich hier noch nicht … da warst du noch in Macouba in der Schule …«
    »Man erzählt soviel!« Ihre Stimme wurde gehässig. »Frag die alten Leute aus der Siedlung, was sie wissen. Claudette hieß sie, nicht wahr! Kam herüber von Guadeloupe. Schön wie eine Palme im Mondschein. Es war wie heute, nicht wahr? Ein anderes Mädchen lag vorher schon im Bett. Hieß sie nicht Élise? Eine Stickerin aus St. Pierre? Und plötzlich war Élise nicht mehr da, man sah sie einmal in Fort de France, und Claudette fand man im Wald, aufgeschlitzt … aber auch Élise blieb von da an verschwunden .« Sie kam mit wiegendem Körper auf ihn zu. »Hast du ihr das alles erzählt, Chérie …?«
    »Ja!« sagte René grob. »Sie weiß alles!«
    Das war eine Lüge, aber Josephine glaubte sie ihm. »Wie mutig sie ist!« sagte sie hämisch. »Will sie mit einem Panzerhemd herumlaufen?«
    Sie lachte hysterisch, bog sich
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