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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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bleiben. Schlag dir das aus dem Kopf, Severin.«
    »Es muss ja kein junges Mädchen sein«, begehrte der Enkelsohn auf. »Eine Frau zwischen vierzig und fünfzig wäre natürlich wesentlich besser geeignet. Ich würde vorschlagen, wir versuchen es ganz einfach einmal mit einer Anzeige.«
    »Nicht mit mir, mein Junge. Ich habe es nicht nötig, dafür zu bezahlen, dass sich irgendeine fremde Person mit mir unterhält. Lieber bleibe ich allein. Wo steckt übrigens Toby? Ich habe ihn seit gestern nicht mehr gesehen. Berta versprach zwar, ihn mir heraufzubringen, sobald er sich blicken lässt, doch bis jetzt hat sich noch nichts in der Richtung getan.«
    »Ach, Großmütterchen, du vergisst immer, dass Toby ein Mann in den besten Jahren ist. Auch ein Kater hat ein Liebesleben, und wir haben März. Bestimmt ist er wieder irgendwo auf Brautschau.«
    Lavinia von Tarlton schüttelte den Kopf. »Dieser dumme Junge«, schimpfte sie gutmütig vor sich hin. »Dabei hätte er es zu Hause so viel besser. Ich werde nie vergessen, wie du ihn vor zwei Monaten völlig aufgeweicht mit nach Hause gebracht hast. Aber er hat sich gut bei uns eingelebt, der Toby, nicht wahr?«
    »Dafür hast du schon gesorgt, Lavinia. Niemand hätte diesem heimatlosen Tier mehr Liebe entgegenbringen können als du. Du hast es mit Toby genauso gemacht wie damals mit mir, als meine Eltern bei diesem grässlichen Unfall ums Leben kamen. Dafür liebe ich dich von Herzen, Großmütterchen.«
    Severin neigte sich zu der alten Frau hinunter und küsste sie zärtlich auf die schon etwas eingefallene Wange. »Und wie steht es nun mit dieser Anzeige? Du wirst mir doch nicht den Kopf abreißen, wenn ich dir sage, dass ich sie bereits aufgegeben habe?«
    »Bist du wahnsinnig ge worden?« fuhr die alte Dame auf. »Nie und nimmer werde ich dieser verrückten Idee zustimmen. Ich will niemanden haben.« Plötzlich glomm Interesse in ihrem Blick auf. »Wann hast du sie denn aufgegeben?«
    Severin schmunzelte in sich hinein. »Vor einer Woche schon«, antwortete er und tat zerknirscht. »Bestimmt werden bereits die ersten Anfragen bei der Post liegen. Ich habe natürlich nicht unsere Anschrift angegeben, sondern lediglich >postlagernd<. Gestern hatte ich leider keine Zeit mehr, beim Postamt vorbeizufahren, doch das werde ich gleich nachholen. Freust du dich ein bisschen, Lavinia?«
    Die Baronin zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand sie kläglich. »Ich habe bereits selbst einige Male über diese Möglichkeit nachgedacht. Lediglich mein dummer Stolz hat mich davon abgehalten, mit dir darüber zu sprechen.« Sie errötete wie ein junges Mädchen. »Doch eines möchte ich klarstellen: Ich will keine schrullige alte Jungfer haben. Ein junges Mädchen, frisch und fröhlich, mit einem Herz für Tiere müsste es schon sein. Dann könnte ich mir deine Bitte noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich weiß ja, dass du damit nur dein schlechtes Gewissen beruhigen willst.«
    »Du hast ja recht, Lavinia.« Das Gesicht des Mannes wurde ernst. »Glaubst du denn, es fällt mir leicht, dich immer allein lassen zu müssen? Ich liebe dich doch.«
    »Danke, dass du es mir immer wieder sagst, mein Junge. Das entschädigt mich für das einsame Leben, das ich führe. Ich liebe dich ebenfalls, Severin, und ich will, dass du glücklich bist. Da verzichte ich gern auf dich, damit du tun kannst, was du tun musst.«
    »Du bist für mich Mutter, Vater und Großmutter. Ein Leben ohne dich kann ich mir gar nicht vorstellen. Dennoch ist es wichtig, dass ich diese Reisen unternehme, denn ich liebe auch meinen Beruf.«
    »Es gibt keinen Grund, sich zu rechtfertigen, Junge«, antwortete Lavinia von Tarlton liebevoll. »Was du tust, ist in Ordnung. Noch nie habe ich dir Vorhaltungen gemacht.«
    Severin blickte seine Großmutter nachdenklich an. »Du weißt ja, dass ich schon immer Tierarzt werden wollte, und ich möchte auch nicht einer von vielen sein. Ich will mein Wissen vergrößern, Erfahrungen sammeln, um noch wirksamer helfen zu können.«
    »Ich wußte, dass du sehr ehrgeizig bist, Severin. Deshalb habe ich dich auch alles studieren lassen, was du dir in den Kopf gesetzt hast. Nur verstehe ich nicht ganz, was du mit diesem Wissen anfangen willst, da du nicht praktizierst.«
    »Auf dem Gebiet der Homöopathie für Tiere herrscht teilweise noch ein großes schwarzes Loch. Vielleicht gelingt es mir ja, diese Lücke ein wenig zu füllen. Ich möchte endlich alles zu Papier bringen, was
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