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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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ich bis jetzt in Erfahrung gebracht habe.«
    »Nichts hindert dich daran, mein Junge. Ich wäre jedenfalls sehr stolz, wenn du schaffen würdest, was du dir vorgeno mmen hast.« Lavinia lächelte sanft.
    »Ach, Lavinia, du bist einfach wunderbar.« Liebevoll umarmte der Mann seine Großmutter. »Doch jetzt muss ich los. Mal sehen, wie viele Briefe bereits auf dem Postamt auf ihre Abholung warten.«
    »Bringst du sie mir, Junge?« Lavinia war plötzlich aufgeregt wie ein junges Mädchen. »Je länger ich nämlich darüber nachdenke, desto sympathischer wird mir deine Idee.«
    Severin versprach es ihr, dann verließ er den Salon seiner Großmutter. Er war erleichtert darüber, dass er ihr endlich sein Geheimnis anvertraut hatte, und er freute sich unbändig, dass Lavinia ganz anders reagiert hatte, als er vermutete.
    Nur ganz so zuversichtlich, wie er sich vorhin gegeben hatte, war er nicht. Welche junge Frau würde sich schon freiwillig in diese r Einsamkeit vergraben?
    Und Severin sollte Recht behalten. Ein einziger Brief war angekommen, und der stammte von einer Krankenschwester im fortgeschrittenen Alter. Ihre Zeilen klangen nicht besonders ansprechend, und auch das Bild, das sie beigelegt hatte, trug nichts dazu bei, Severins ersten Eindruck zu verändern.
    Enttäuscht steckte der Mann den Brief in seine Tasche und machte sich auf den Heimweg. Er wußte jetzt schon, dass seine Großmutter diese Frau ablehnen würde. Und weitere Angebote waren nach dieser Zeit auch nicht mehr zu erwarten.
    Deshalb beschloss der Mann, erneut eine Anzeige aufzugeben. Es musste ganz einfach klappen. Bestimmt gab es irgendwo in dieser großen weiten Welt eine junge Frau, die einen Job suchte, wie er ihn bot, und die galt es zu finden.
    Daheim angekommen sah der junge Mann erst einmal seine Post durch, die sich in den letzten Wochen auf seinem Schreibtisch angesammelt hatte.
    Es war nicht viel Interessantes dabei. Lediglich die Fachzeitung für Ärzte erweckte sein Interesse, vor allem die letzten Seiten. Auch hier waren Anzeigen und gleich dazu ein Coupon für ein eigenes Inserat.
    Severin beschloss, dies als Fingerzeig zu werten und entwarf einen ansprechenden Anzeigentext. Dann steckte er den Zeitungsausschnitt in einen Umschlag und trat erneut den Weg zum Postamt an. Dieses Mal hatte er ein gutes Gefühl, ein sehr gutes sogar.
     
    ***
     
    Eine Patientin gab der nächsten die Tür in die Hand. Schon seit über einer Woche schienen sich sämtliche junge Frauen der Stadt dazu entschlossen zu haben, Kinder zu bekommen.
    Jedenfalls war das Wartezimmer der Arztpraxis Wollner von morgens bis abends gut besucht. So hatte auch Tanja Seeberger alle Hände voll zu tun, um den Wünschen der Patientinnen gerecht zu werden.
    Meist sank sie abends erschöpft ins Bett und war kaum noch fähig, die sonst so heiß geliebten Fernsehabende mit dem Arztehepaar zu verbringen.
    Doch noch etwas anderes war schuld daran, dass Tanja mehr und mehr die Einsamkeit suchte. Es war die Erinnerung an jenen Mann, den sie im Fernsehen gesehen hatte. Ihre Sehnsucht nach ihm wurde immer größer, und oft geisterte er nachts sogar durch ihre Träume. Morgens wachte sie dann wie gerädert auf, traurig und glücklich zugleich. Glücklich, weil sie wieder für eine Weile mit ihm hatte zusammen sein können, und traurig, weil sie am Morgen immer feststellen musste, dass alles nicht Wirklichkeit war.
    Mit Sorge beo bachtete Ariane Wollner, wie Tanja manchmal regelrecht geistesabwesend ihre Arbeit verrichtete. Zwar war ihr bis jetzt noch kein Fehler unterlaufen, doch die Gynäkologin war nicht nur Tanjas Arbeitgeberin, sondern auch ihre mütterliche Freundin, die ihr zu gern helfen wollte. Deshalb beschloss die Ärztin auch, mit der jungen Frau einmal ein ernstes Wort zu sprechen.
    »Ist Armin schuld daran?«
    Wie erwachend blickte Tanja zu ihr auf. »Wie meinen Sie das, Frau Doktor?« fragte sie verlegen.
    Ariane legte eine Hand auf den Arm ihrer Sprechstundenhilfe. »Sie wissen doch, dass Sie mir alles sagen können, Tanja. Ich habe Sie sehr gern, doch seit einiger Zeit beobachte ich, wie eine seltsame Veränderung mit Ihnen vorgeht. Möchten Sie mir nicht sagen, was Sie belastet? Ich meine, es würde Sie sicher erleichtern, wenn Sie darüber reden. Ist es wegen meines Sohnes? Das würde mir sehr leid tun.«
    Ein kaum merkliches Lächeln glitt über Tanjas Gesicht. »Nein, es ist nicht wegen Armin«, antwortete sie und errötete leicht. »Ehrlich gestanden habe ich in den
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