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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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und mit ihm über das Mädchen gesprochen. Die beiden scheinen sie sehr zu mögen.«
    »Dann verstehe ich nicht, wes halb sie sie so einfach freigeben. Da muß doch irgendein Haken bei der Geschichte sein. Ach Severin, hoffentlich hat sich dein weiches Herz nicht wieder einmal übers Ohr hauen lassen.«
    »Welche Ausdrucksweise b ei dir, Großmütterchen. Natürlich habe ich ganz genau recherchiert. Und nächste Woche wird diese Tanja bei uns eintreffen. Du machst dir Sorgen nicht wahr ? «
    Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Sorgen nicht gerade , « antwortete sie. »Und doch kommt mir die ganze Geschichte etwas seltsam vor. Du sagtest, dass sie aus der Stadt kommt, noch dazu von weit her. Wer ist sie, aus welchem Grund nimmt diese Tanja so einen weiten Umzug auf sich, nur um diese Stelle anzutreten.«
    »Sei nicht immer so misstrau isch, Lavinia. Ich bin froh, dass sich überhaupt jemand entschieden hat, in unsere Einsamkeit ziehen. Du weißt genau, dass es nicht einfach ist, jemanden zu finden, der mit solch einer Gegend Vorliebnimmt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ich rechne ohnehin fest damit, dass sie diejenige sein wird, die die Probezeit beendet und nicht wir.«
    Trotz seiner gemischten Worte empfand Severin fast dieselben Zweifel wie seine Großmutter, auch wenn er sie nicht laut aussprach. Nun, diese Tanja Seeberger sollte erst einmal auf Herz und Nieren geprüft werden, ehe sie von ihm einen Anstellungsvertrag bekam.
    »Du hast ja recht.« Die alte Frau senkte den Blick. »Außerdem ist es gewiß nicht e infach, sich mit einer Rollstuhlfahrerin abzugeben. Ich weiß ja, dass meine Behinderung noch ein zusätzliches Handikap ist. Sehen wir uns also dieses Mädchen einmal an. Wann sagtest du, kommt sie? Nächste Woche? Ich kann es kaum mehr erwarten. Hoffentlich ist sie nett.«
    »Dr. Wollner, ihr Arbeitgeber, hat sie mir jedenfalls in den herrlichsten Farben geschildert. Wenn sie nur halb so wunderbar ist, wie er sagt, dann kann gar nichts passieren.«
    »Du gibst dir wirklich die größte Mühe mit mir, Severin. So einen wunderbaren Enkel habe ich gar nicht verdient. Ich sitze nur da und starre Löcher in die Luft, und du weißt vor lauter Arbeit gar nicht, wo du hin fassen sollst.« Zärtlich streichelte die alte Dame über den rotgetigerten Kater, der sich vertrauensvoll an sie schmiegte. »Nicht wahr, Toby, unser Severin ist unbezahlbar? Ohne ihn würdest du gar nicht mehr leben.«
    »Hör endlich auf, Großmütterchen«, tadelte der Mann sie. »Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich mich für die nächsten Stunden in mein Arbeitszimmer zurückziehe. Ich will mich noch ein wenig meinen Studien über Homöopathie widmen.«
    Er seufzte. »Mir fehlen immer noch einige Informationen, ohne die ich meine Versuchsreihe nicht bee nden kann. Wenn jedoch alles klappt, so wie ich es mir vorstelle, kann ich bald anfangen, mein Buch zu schreiben. Die Abhandlungen, die ich bis jetzt in Fachzeitschriften veröffentlichte, haben jedenfalls großen Anklang bei den Kollegen gefunden«, sagte er nicht ohne Stolz.
    »Du weißt doch, Junge, dass ich mich nicht darüber beklage, wenn du arbeitest. Ich werde eine Weile lesen, und vielleicht frage ich später doch einmal unseren guten Max, ob er meinen Rollstuhl nach unten trägt. Du bist ja jetzt da und kannst mir bei der Treppe helfen, nicht wahr?« Hoffnungsvoll blickte. Lavinia ihren Enkel an.
    »Natürlich werde ich das. Und wenn du möchtest, kann ich dich auch ein Stündchen durch den Park schieben. Ich weiß nicht, weshalb du dich so hartnäckig gegen einen motorbetriebenen Rollstuhl wehrst.«
    »Ich will dieses neumodische Zeug nicht«, antwortete die alte Frau wütend. »Ich glaube, wir haben hinreichend darüber gesprochen, Severin.«
    »Ist schon in Ordnung, Lavinia. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, so kenne ich doch deine Beweggründe. Und ich verstehe dich auch.« Er äußerte sich nicht weiter zu dem Thema. Das Mitleid mit seiner Großmutter wurde immer stärker in ihm.
    Lavinia von Tarlton benützte als einziges Druckmittel ihren mechanischen Rollstuhl, um sich auf diese Weise irgendeinen Menschen zur Gesellschaft zu. verpflichten.
    Deshalb war Severin froh, dass diese Tanja Seeberger offensichtlich so wild darauf war, diese Stelle zu bekommen. Doch er nahm sich vor, die junge Frau genau unter die Lupe zu nehmen. Er wollte erfahren, weshalb sich eine Frau von kaum fünfundzwanzig Jahren in die Einsamkeit zurückzog. War es
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