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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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von ihm! Die junge Frau fühlte, wie ihr Herz aufgeregt pochte.
    Ihre Finger zitterten ein wenig, als sie ihn öffnete. Schon die Anrede ließ all ihre Träume zerrinnen.
    »Hallöchen«, las Tanja, »sicher wunderst du dich, dass ich mich wochenlang nicht gemeldet habe. Es gibt eine Menge zu tun. Immerhin habe ich ein großes Ziel vor mir, das meinen ganzen Einsatz verlangt. «
    Sie ließ den Brief sinken. Sie war so enttäuscht von dem, was er ihr zu sagen hatte, dass ihr sogar Tränen in die Augen stiegen »Ist das alles, was du mir mitteilen willst, Armin?« fragte sie zornig. »Ich ... ich hätte es mir denken können.«
    Wieder senkte sie den Blick und las weiter: »Hoffentlich hast Du Dir keine Sorgen um mich gemacht. Es sind immerhin schon über zwei Monate vergangen, seit ich den heimatlichen Hafen verlassen habe. Ich habe mit gleicher Post auch einen Brief an meine Eltern abgeschickt. Sicher haben sie dir erzählt, dass wir oft telefoniert haben. Ich bat Mutsch stets, dir, liebe Tanja, einen herzlichen Grüß von mir auszurichten.«
    Tanja stieß einen Unmutslaut aus. »Hat sie nie getan. Aber ich wußte gleich, dass deinen Eltern unsere Verbindung nicht gefällt. Doch du hast mir nicht geglaubt. Jetzt haben wir jedenfalls den Beweis, lieber Armin. Doch wie mir scheint, hast du mich sowieso schon vergessen über all deiner Arbeit. Oder gibt es etwa andere Mädchen?«
    Diesen Gedanken wollte Tanja nicht weiterspinnen. »Für heute muss ich meinen Brief beenden, denn Siegfried und Erika sind gekommen. Mit ihnen habe ich mich schon gut angefreundet. Im nächsten Brief werde ich dir mehr erzählen. Also bis zum nächsten Mal, dein Armin.«
    Der Brief flatterte achtlos zu Boden. »Das war alles?« fragte die junge Frau unglücklich. »Ich habe gedacht, du würdest mich lieben! Jedenfalls hast du das behauptet. Aber: Aus den Augen, aus dem Sinn. Das Sprichwort stimmt.«
    Wütend marschierte sie ins winzige Badezimmer, wusch sich das Gesicht und die Hände, dann bürstete sie ihre langen dunkelblonden Haare, bis sie glänzten, und zog sich schließlich mit einem Buch aufs Sofa zurück. Sie musste sich jetzt ganz einfach ablenken, wenn sie nicht vor Enttäuschung losheulen wollte.
    Als es an ihre Tür klopfte, rief sie ein wenig unwillig: »Herein.« Sie ahnte bereits, wer gleich ihre Wohnung betreten würde. Und sie hatte sich nicht geirrt.
    »Hoffentlich störe ich Sie nicht, Kind.« Frau Doktor Wollner trat neben Tanja und blickte ein wenig besorgt auf sie hinunter. »Ich dachte nur, dass ich Ihnen vielleicht eine Spritze geben sollte. Immerhin sahen Sie vorhin nicht besonders gut aus.« Sie stutzte. »Haben Sie geweint?«
    Heftig schüttelte Tanja den Kopf. »Ich habe doch gar keinen Grund dazu«, antwortete sie, doch ihre Stimme klang nicht ganz sicher. »Bestimmt ist es nur das Fieber. Ich glaube, es steigt im Augenblick.«
    Die Ärztin zweifelte noch immer. Dafür kannte sie die Menschen und insbesondere ihre junge Sprechstundenhilfe gut genug, um gleich zu merken, wenn sie nicht die Wahrheit sagte. »Hat Armin Ihnen geschrieben?« fragte sie offen.
    »Ich ... habe den Brief noch nicht gelesen«, log Tanja und schluckte hastig, weil ihr schon wieder Tränen in die Augen stiegen.
    »Der Junge hat ganz einfach zu viel um die Ohren. Es ist ja anerkennenswert, wenn er sich einen Teil des Studiums selbst verdienen will, aber ich bin sicher, er übernimmt sich.« Suchend blickte sich die Ärztin um. Und dann hatte sie auch schon den Brief ihres Sohnes entdeckt. Er lag auf dem Tisch, aufgeschlagen und etwas zerknittert, so, als hätte die Leserin ihn vor Zorn oder auch vor Enttäuschung etwas unsanft in ihrer Hand gehalten.
    Nach allem, was Armin ihr geschrieben hatte, konnte Tanja nur seinetwegen so verbittert sein. In dem Brief an seine Eltern hatte er nämlich etwas von einer Gudrun geschrieben, in die er s ich unsterblich verliebt hatte. Armin wollte das Mädchen sogar mit nach Hause bringen, fürchtete sich jedoch vor einer Begegnung mit Tanja, die er bis vor kurzem zu lieben geglaubt hatte.
    »Sie dürfen es sich nicht so zu Herzen nehmen, Tanja.« Jetzt war Frau Dr. Wollner nicht mehr die Vorgesetzte, sondern ganz einfach eine mütterliche Freundin. »Ich weiß ja, dass Sie sich in unseren Sohn verliebt haben. Übrigens bestanden diese Gefühle auch von seiner Seite.«
    »Dann waren sie jedoch nicht von großer Dauer. Kaum ist er ein paar Wochen nicht mehr da, hat er mich auch schon vergessen.« Tanja suchte
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