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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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verzweifelt nach einem Taschentuch.
    Lächelnd reichte ihr die Ärztin eines. »Weinen Sie ruhig, das glättet die Nerven. Glauben Sie mir, Kind, es ist für euch beide besser, wenn ihr euch nicht aneinander bindet. Eure Liebe hätte gewiß keine Zukunft.«
    »Und woher wollen Sie das wissen?« begehrte das Mädchen auf, biss sich dann jedoch vor Schreck auf die Lippen. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Es ... tut mir leid. Bestimmt haben Sie recht, Frau Doktor. Ich habe es ja auch schon überwunden. Armin weiß sicher, was er tut. Ein Arzt und eine kleine Sprechstundenhilfe - diese Verbindung hätte gar nicht gutgehen können. Es ist schon wieder vorbei. Ich war dumm genug zu glauben, es könnte einmal in meinem Leben auch gut ausgehen. Warum nur hab ich mir solche Hoffnungen gemacht.« Tanja konnte schon wieder lächeln, wenn auch unter Tränen.
    »Tu n wir das nicht alle immer wieder? Ein ganzes Leben lang? Was wäre unser Leben ohne Hoffnung? Ohne Träume. Es hätte seinen Sinn verloren.« Voll mütterlicher Liebe zog die Ärztin Tanja noch einmal an sich. »Glauben Sie denn, ich hätte keine Träume mehr, nur weil ich schon etwas älter bin? Der Mensch lebt von seinen Träumen. Und wenn jemand kommt und sie einfach zerstört, dann fühlt man sich entwurzelt, betrogen, verlassen, glaubt, dass es nicht mehr weitergehen kann. Wer von uns behauptet, so etwas noch nie erlebt zu haben, über den Dingen zu stehen, der lügt.«
    »Danke, Frau Doktor. Sie haben mir sehr geholfen.« Tanja wischte sich mit dem Tuch, das die Ärztin ihr gegeben hatte, das Gesicht ab. »Ich bin sehr froh, dass wir darüber geredet haben.«
    »Geht es Ihnen wirklich besser, Kind?«
    Die junge Frau nickte »Ich werde mir einen heißen Grog genehmigen und mich ins Bett legen.« Sie unterdrückte ein Schluchzen, das ihr schon wieder in der Kehle steckte.
    »So ist es vernünftig«, lobte Frau Doktor Wollner. »Und wenn Sie etwas brauchen, dann lassen Sie es mich wissen. Ich bin heute den ganzen Tag zu Hause, weil ich noch einigen Schriftverkehr zu erledigen habe.«
    »Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, Frau Doktor«, wehrte Tanja verlegen ab. »Es geht mir wieder gut.«
    »Ich verstehe Sie schon. Es tut eben sehr weh, wenn ein Schlussstrich gezogen wird. Ich habe das auch erlebt. Es trifft einen mitten ins Herz.« Sie nickte Tanja noch einmal aufmunternd zu, dann verließ sie die kleine Wohnung.
     
    ***
     
    Auf einen verregneten Samstag folgte ein trüber Sonntag, und fast hatte es den Anschein, als würde es nie wieder aufhören zu regnen. Den ganzen Tag über lag Tanja Seeberger in ihrem Bett, studierte eine Weile die medizinischen Zeitschriften, die Frau Dr. Wollner ihr gebracht hatte, und die übrige Zeit döste sie vor sich hin und ließ sich von leiser Musik berieseln.
    Erst gegen Abend verspürte sie ein wenig Hunger und machte sich in der kleinen Küche ein Brot zurecht. Seufzend kroch sie dann wieder in ihr Bett zurück und aß trotz allem mit gutem Appetit.
    Gegen zwanzig Uhr klopfte es an ihre Tür. Gerade war Tanja mit Anziehen fertig geworden. »Ich bin gleich soweit«, rief sie. »Einen Augenblick noch. Sie können gern hereinkommen, Frau Doktor.«
    Lächelnd betrat die Ärztin die kleine Wohnung und blickte sich um. Sofort entdeckte sie den leeren Teller auf dem Nachttischchen. »Sie haben sich etwas zu essen gemacht, Tanja? Das ist lobenswert. Wie ich sehe, geht es wirklich ein wenig aufwärts mit Ihnen. Darüber bin ich sehr froh.«
    Tanja lächelte zurück. »Unserem gemeinsamen Fernsehabend steht somit nichts im Wege. Ich will mir nur noch rasch die Haare bürsten, dann komme ich hinunter.«
    »Wunderbar. Ich soll Ihnen auch einen Gruß von Armin bestellen. Er hat vorhin angerufen. Er erkundigte sich nach Ihrem Befinden.«
    Tanjas Lächeln erlosch. »Armin?« fragte sie leise. »0h nein, Frau Doktor, er hat sich bestimmt nicht nach mir erkundigt. Sie brauchen mich nicht zu trösten.«
    Sie seufzte auf. »Langsam finde ich mich mit dem Gedanken ab, ihn verloren zu haben. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen, und ich mag Ihren Sohn noch immer sehr gern, doch sein Brief, den ich am Freitag erhalten habe, hat mir die Augen geöffnet.«
    Forschend blickte sie die Ärztin an. »Sie sind sehr erleichtert darüber, nicht wahr?«
    »Sie müssen uns auch verstehen, Tanja«, begann die Ärztin zögernd. »Sie wissen ja, dass mein Mann und ich Sie sehr gern haben, und auch als Schwiegertochter wären Sie uns
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