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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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jederzeit willkommen gewesen. Dennoch sehen wir auch die Schwierigkeiten, die eine Verbindung mit sich bringen würde. Armin ist …nun, er hat kein Sitzfleisch, will die nächsten Jahre noch die Welt sehen. Sie sind ein ruhiges, sanftes Mädchen. Differenzen zwischen Ihnen beiden wären vorprogrammiert.«
    »Sie brauchen mir gewiß nichts zu erklären, Frau Doktor«, unterbrach Tanja die ältere Frau. »Ich habe ja eingesehen, dass Armin und ich nicht zusammen passen.«
    »So direkt möchte ich das eigentlich nicht sagen. Ich glaube, dass unser Sohn Sie wirklich sehr gern hat, und eine Weile - das hat er mir selbst gesagt - spielte er sogar mit dem Gedanken, Sie als mögliche Lebenspartnerin zu sehen. Das Studium und die damit verbundene Zeit der Trennung sollten die Entscheidung bringen.«
    »Und die haben sie ja gebracht«, antwortete Tanja sof ort. »Sie brauchen sich keine Sorgen um mich zu machen, Frau Doktor. Es geht mir gut. Meine Grippe ist fast vorbei, und die Geschichte mit Armin..«‚ sie zuckte die Schultern, »... nun, auch das wird vergehen. Vielleicht war es ja gar keine Liebe, weder auf seiner Seite noch auf meiner.«
    »Glauben Sie das wirklich, Tanja, oder sagen Sie das nur, um uns beide zu beruhigen?« Offen sichtlich zweifelte die Ärztin noch immer.
    »Wie ich schon sagte, w ir hatten eine schöne Zeit zusammen«, fuhr Tanja fort, »und damit werde ich mich zufriedengeben. Eigentlich tut die Erkenntnis gar nicht so weh wie ich zuerst dachte«, fügte sie mit einem kleinen Lächeln hinzu. »Und jetzt lassen Sie uns bitte von etwas anderem sprechen. Ich möchte mir nicht die Laune verderben lassen. Außerdem würde ich gern eine Weile an meinem Pullover weiterarbeiten. Er sollte eigentlich fertig werden, ehe es so richtig kalt wird . «
    Die Ärztin lachte erleichtert. »Dann lassen Sie uns gehen, Tanja.« Sie griff nach dem Handarbeitskorb der jungen Frau und ging ihr voraus die Treppe hinunter. Eigentlich fühlte sie sich gar nicht wie die Vorgesetzte von Tanja, sondern eher wie deren mütterliche Freundin. Und das war auc h gut so. Jedenfalls gefiel Ariane Wollner diese Rolle sehr, denn ihr Sohn hatte für lange Zeit das Haus verlassen. Und dieses Wohlbefinden konnte man auch
    an dem Lächeln sehen, das ihr Gesicht erhellte.
    Tanja holte tief Luft. Das Gespräch mit der Ärztin hatte ihr mehr zugesetzt, als sie Frau Dr. Wollner hatte zeigen wollen. Jetzt musste sie erst wieder einmal Abstand bekommen von ihrer Enttäuschung. Einen Moment lang ließ sie den Blick durch das gemütlich eingerichtete Zimmer schweifen und betrachtete dann sekundenlang das Bild ihrer geliebten Eltern, die sie viel zu früh verloren hatte.
    »Tanja, wo bleiben Sie denn? Gleich fangen die Nachrichten an. Mein Mann hat bereits Tee aufgebrüht, damit Sie nicht in Versuchung kommen, etwas Kaltes zu trinken. Das wäre im Augenblick nicht gut für Ihren Zustand.« Die Stimme der Ärztin verhallte im Treppenhaus.
    »Ich komme schon.« Tanja warf einen raschen Blick in den Spiegel und stellte fest, dass ihre Augen noch ein wenig fiebrig glänzten. Ansonsten jedoch war sie mit ihrem Aussehen zufrieden. Eilig lief sie der Ärztin nach und kam gleich nach ihr im Wohnzimmer des Arztehepaares an.
    »Ist es schon soweit?« Sie tat betont fröhlich und ließ sich in einen der brei ten, gemütlichen Sessel fallen.
    Dr. Wollner, ein gutmütiger grauhaariger Mann Ende Fünfzig, wandte sich zu Tanja um. »Gut sehen Sie aus, Tanja. Man merkt Ihnen gar nicht an, dass Sie zwei Tage im Bett gelegen haben. Mir scheint, Sie fühlen sich wieder einigermaßen ordentlich.«
    »Das kann man so sagen«, stimmte die junge Frau zu. Sie holte aus ihrem Korb die mitgebrachte Handarbeit und begann zu stricken, während der Nachrichtensprecher seinen allabendlich gewohnten Gruß in die Welt schickte. »Jetzt habe ich die Anleitung für die Armausschnitte vergessen«, bemerkte Tanja plötzlich. »Ich werde rasch nach oben laufen und sie holen.«
    »Nichts da«, begehrte Frau Dr. Wollner auf. »Kommt gar nicht in Frage. Sie sind noch immer ganz blass im Gesicht. Ich glaube, es ist besser, Sie legen Ihre Handarbeit wieder in den Korb zurück. Entspannen Sie sich doch ganz einfach. Der Pullover wird schon noch fertig werden. Ach was, ich verbiete Ihnen ganz einfach, weiterzuarbeiten.«
    Tanja nickte. »Sie haben recht, Frau Doktor. Ich habe schon gemerkt, dass mir dauernd Maschen von den Nadeln fallen.«
    »Ruhe da hinten!« stellte Dr. Wollner mit
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