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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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ist diese Zeitung schon zwei Wochen alt«, fuhr er fort. »Du weißt ja, dass ich kaum mehr dazu komme, wenigstens die wichtigsten Artikel zu lesen. Zufällig jedoch hatte ich vorhin eine Weile Zeit, und da habe ich den Stapel Zeitungen einfach einmal grob durchgesehen.« Beinahe hektisch blätterte er eine Seite nach der anderen um. »Da ist es. Ich habe die Anzeige gefunden.«
    »Das kann doch nich t möglich sein.« Ariane legte ihrem Mann von hinten die Arme um den Hals. »Friedrich, du bist ein Schatz. Lies vor.«
    Die Ärztin war richtig aufgeregt. »Was ist das für eine Anzeige? Vielleicht können wir Tanja helfen, ihr Lebensglück zu finden. Ich würde es ihr von Herzen gönnen.«
    »Suche Gesellschafterin für meine Großmutter. Ältere, sehr sympathische Dame, Rollstuhlfahrerin, würde sich über eine nette Gesellschafterin sehr freuen. Zuschriften bitte mit Bild postlagernd unter folgender Nummer .«
    Friedrich Wollner wandte sich zu seiner Frau um. »Was meinst du, Ariane? Sollen wir?«
    Die Ärztin verstand ihren Mann auch ohne Worte. Eifrig nickte sie. »Natürlich sollen wir. Wir müssen Tanja ganz einfach helfen. Sie will ihren Urlaub in Olsberg verbringen, doch ich glaube, eine Anstellung in diesem Städtchen würde ihr mehr helfen.«
    »Und wir? Was wird aus uns? Eine gute Sprechstundenhilfe findet man nicht am Straßenrand. Hast du daran schon einmal gedacht?«
    »Ach, Friedrich, das sollte unsere kleinste Sorge sein. Die letzte Entscheidung liegt ohnehin bei Tanja. Immerhin geht es um ihr Leben. Sie ist mir ans Herz gewachsen wie eine eigene Tochter.«
    »Dennoch wolltest du sie nicht als zukünftige Ehefrau für u nseren Sohn. Oh, Ariane, du hast wieder einmal zwei Maßstäbe, und dabei weißt du nicht, welcher der richtige ist.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich bin überzeugt davon, dass Armin und Tanja nicht glücklich geworden wären.«
    »Wenn du nur einmal aufhören würdest, für andere Leute Schicksal spielen zu wollen , dann wäre vermutlich viel gewonnen. Unser Sohn ist alt genug zu entscheiden, was gut ist für ihn. Deine Mutterliebe in allen Ehren – aber es wird langsam Zeit, dass du ihn ins Leben entlässt«, wandte der Gynäkologe mit gutmütigem Tadel ein.
    »Du weißt doch, wie unser Sohn ist. Er will etwas haben von sei nem Leben. Und Tanja? Ich weiß, sie sitzt lieber zu Hause, träumt vor sich hin und zieht ihre Kinder groß. Die beiden sind wie Feuer. und Wasser. Ich wollte lediglich verhindern, dass sie unglücklich werden«, rechtfertigte sich Ariane. »Und so, wie es aussieht, hatte ich wieder einmal das richtige Gefühl. Du kannst dich auf mich verlassen, Friedrich. Ich habe es nur gut gemeint mit den Kindern, und ich hatte offensichtlich recht.«
    »Das war Zufall«, spöttelte Friedrich Wollner. »Es hätte auch anders kommen können. Außerdem ist noch nichts entschieden. Weder Armin noch Tanja sind in festen Händen.«
    »Armin scheint die Frau fürs Leben gefunden zu haben, und Tanja... nun, ob sie den Mann finden wird, den sie sich in den Kopf gesetzt hat, weiß man noch nicht. Dennoch hat sie unseren Armin sofort vergessen. Also war es nicht die große Liebe. Schreib hin, Friedrich. Falls wir eine zustimmende Antwort bekommen, kann Tanja sich immer noch überlegen, ob sie ihre Arbeitsstelle wechselt. Das ist dann ganz allein ihre Entscheidung. Doch wir sollten ihr zumindest die Chance geben, den Mann ihrer Träume zu finden.«
    Noch immer ein wenig zweifelnd, setzte sich der Arzt an seinen Schreibtisch, holte ein Blatt Papier aus der Schublade und begann zu schreiben. Er wußte nicht, ob es richtig war, was er tat, und doch hatte er beschlossen, sich auf das Gefühl seiner Frau zu verlassen. Bis jetzt war er damit noch nie fehl gegangen, und er hoffte, dass es auch dieses Mal so sein würde.
     
    ***
     
    »Wie sieht sie denn aus? Spann mich nicht länger auf die Folter, Severin.« Lavinia von Tarlton war aufgeregt wie ein junges Mädchen. »Wann kommt sie denn? Hast du nicht ein Bild von ihr? Du wolltest die Bewerbung doch mit Bild haben.«
    Severin seufzte auf. Er ließ sich in einen der bequemen Sessel fallen und schlug die langen Beine übereinander. »Sie haben kein Bild geschickt. Einen Grund dafür kann ich dir auch nicht sagen. Ich weiß lediglich, dass sie Tanja Seeberger heißt und von Beruf Arzthelferin ist. Das Ehepaar, bei dem sie arbeitet, beides Gynäkologen übrigens, hat geschrieben. Und dann habe ich Doktor Wollner angerufen
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