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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner
Autoren: Sophia Bjenlund
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großer Irrtum gewesen. Er hatte sie immer geschätzt, ihre Intelligenz, ihre Schlagfertigkeit, doch Liebe war es nie gewesen.
    »Dann ist es al so wirklich wahr?« In Glorias grauen Augen schimmerten Tränen. »Ich habe vorhin gedacht, du würdest dir einen Scherz mit mir erlauben. Es war dir ja gar nicht recht, dass ich mit meinen Eltern diese Reise unternommen habe. Willst du mich jetzt deshalb quälen?«
    Sie wischte sich Tränen aus dem Gesicht, die gar nicht vorhanden waren. »Hast du denn vergessen, dass ich dich liebe? Soll das das Ende sein nach vier gemeinsamen Jahren?«
    »Bitte, Gloria«, fuhr der Mann gequält auf. »Lass uns die Beziehung in Anstand und Würde beenden. Ich wäre froh, wenn wir trotz allem Freunde sein könnten. Noch immer schätze ich dich sehr.«
    »Doch lieben tust du eine andere.« Sie senkte den Blick. »Wer ist sie denn? Ich meine, wenn wir schon Freunde sein sollen, dann möchte ich doch wenigstens die Frau kennenlernen, die besser ist als ich. Wie heißt sie, und wo wohnt sie? Ist sie noch reicher als meine Familie? Dann könnte ich es sogar bis zu einem gewissen Punkt verstehen.« Gloria merkte gar nicht, wie sie sich gerade mit diesen Worten vollends ins Aus katapultierte.
    Arglos beantwortete Severin all ihre Fragen , nur zum letzten Teil, bei dem ihn fröstelte, sagte er nichts. Er verschwieg auch nicht, dass er Tanja bis jetzt seine wahre Identität unterschlagen hatte, dass sie noch immer glaubte, er wäre der Gärtner von Gut Dreieichen. Das empfand er als besonderes Geschenk des Schicksals und war der Meinung, auch Gloria würde darin ihre ehrliche Liebe erkennen. Dass er ihr damit eine Waffe in die Hand gab, darauf kam er nicht.
    Bei dieser Eröffnung lachte Gloria hell auf und nannte ihn einen dummen Jungen. Sie schien die überraschende Trennung doch recht problemlos zu akzeptieren. Severin jedenfalls atmete erleichtert auf. Dass es so einfach gehen würde, hatte er nicht im Traum zu hoffen gewagt.
    »Du hast doch nichts dagegen, mein Lieber, wenn ich trotz allem ein paar Tage hier verbringe? Ich möchte warten, bis meine Eltern aus dem Urlaub zurückkehren, denn allein in unserem großen Haus würde ich mich nicht wohl fühlen. Ich verspreche dir auch, ganz brav zu sein und die meiste Zeit in meinen Räumen zu verbringen. Ich werde euch beiden bestimmt nicht ins Gehege kommen.«
    Natürlich konnte Severin dem Wunsch nicht widersprechen , obwohl ihn mit einem Mal ein unangenehmes Gefühl beschlich. Er selbst hatte Gloria seine Freundschaft angeboten, und nun blieb ihm gar nichts anderes übrig als auch zu seinem Wort zu stehen.
    Nur eines bat er sich aus: nämlich dass Gloria sich in seine Belange nicht einmischte. Und das versprach sie ihm auch. Sie wollte Tanja lediglich kennenlernen und sich ihr gegenüber wie eine Freundin benehmen.
    Dass sie einmal Severins Frau hatte werden wollen, würde sie natürlich wohlweislich verschweigen.
    Zufri eden verließ Severin etwa zwei Stunden später den Wintergarten. Das Thema Gloria hatte er also geschickt erledigt. Mit ihr sollte es wohl keine Schwierigkeiten mehr geben.
    Jetzt hieß es nur noch, Tanja von der Tiefe seiner Gefühle für sie zu überzeugen. Er würde sie bitten, seine Frau zu werden, und anschließend konnte er das Risiko eingehen, ihr zu gestehen, wer er wirklich war. Wenn Tanja erst einmal seinen Ring am Finger trug, dann würde sie bestimmt alles verzeihen, was er ihr noch beichten musste. Dass dies auch wieder nur eine Eselsbrücke war, die jederzeit einstürzen konnte, spürte er tief in seinem Innern, doch er ließ es nicht zu, darüber nachzudenken.
    Mit diesem Gefühl im Herzen ging er wenig später zu den Pferdeställen, wo bereits der Tierarzt auf ihn wartete. Eine seiner besten Stuten würde noch in dieser Nacht ein Fohlen bekommen. Dieses Fohlen wollte Severin seiner Tanja zur Verlobung schenken. Doch vorläufig hatte er beide Ringe in der Hosentasche. Es lag also noch ein schweres Stück Weg vor ihm, bis er endlich am Ziel war.
     
    ***
     
    Am Nachmittag, Lavinia schlief noch, verließ Tanja ihre kleine Wohnung, um ein wenig im Park spazieren zu gehen. Den Roman, den sie begonnen hatte, hatte sie bereits ausgelesen.
    Jetzt wollte sie eine Weile den herrlichen Nachmittag genießen, ein wenig nachdenken, träumen und sich vorstellen, wie schön es gewesen war, als sie in Severins Armen gelegen hatte. Dass er nur ein Gärtner war, störte Tanja überhaupt nicht. Im Gegenteil. Er war der Mann, den sie
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