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Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Titel: Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Dienst. Dein Wille steht über allem, nicht wahr?« Sie trippelt zu ihrer Seite des Betts zurück und steckt ihre Füße in die hochhackigen Schuhe. »Ich bin keine undankbare Frau. Ich werde mich revanchieren.« Sie holt einen hölzernen Kamm aus ihrem Nachttisch und glättet sich damit das Haar. Dann ist sie fertig. Jetzt könnte sie gehen. Doch sie spielt mit dem Kamm und bleibt zögernd neben dem Bett stehen.
    »Gut. Auf diesen Satz habe ich gewartet«, sagt Boss Hong. »Ich werde dir den Schutz geben, den du brauchst.«
    Mendy legt den Kamm ab und greift nach ihrer Tasche. An der Tür bleibt sie stehen und winkt ins Zimmer zurück. »Danke für alles. Die Stunden mit dir sind unvergesslich«, sagt sie und lächelt wie ein Kind, das keine Last und keinen Kummer kennt. Und gerade dieses reine Lächeln lässt den Adamsapfel des Mannes anschwellen. Er ist sich sicher, er wird sie noch einmal in die Arme schließen. Aber das Beste wäre, er bekommt sie, wenn er Lust dazu hat.
    Er gibt ihr zu verstehen, dass sie noch nicht gehen soll, steht auf, holt den Scheck aus der Schublade, geht zu ihr hin und drückt ihn ihr in die Hand. »Das ist für dein Restaurant, okay? Jetzt, wo du mich als Schutzpatron hast, kann ich es doch nicht zulassen, dass du als Unternehmerin scheiterst.«
    »Als Geschenk kann ich es wirklich nicht annehmen, und kreditwürdig bin ich derzeit auch nicht«, entgegnet Mendy. Da der Mann den Scheck nicht zurücknimmt, geht sie zurück zum Tisch und legt ihn dort ab.
    »Komm, mach kein Theater! Ich weiß doch, dein Diplom ist gekauft, und das musst du auch noch bezahlen …«
    Mendys Augen versprühen Gift und Galle. Voller Zorn hebt sie die Hand und verpasst ihm eine schallende Ohrfeige, aber er lacht nur. Mit zusammengekniffenen Augen holt Mendy erneut aus, aber der Goldene Drache hält ihren Arm fest.
    »He, das war doch ein Scherz«, grinst er. »Eine gute Geschäftsfrau darf niemals die Fassung verlieren.«
    Keuchend schaut Mendy weg. Sie hört auf, mit ihm zu ringen.
    Der Mann lässt sie los. Er faltet den Scheck und steckt ihn in ihre Handtasche. »Fallst du irgendwann heiratest, werde ich dir eine Mitgift geben.« Dann macht er die Tür auf. »Du kannst noch viel von mir lernen. Kommst du wieder?«
    Mendy nickt stumm und küsst automatisch die Lippen, die er ihr zum Abschied hinstreckt. Schwankend geht sie hinaus, als ob sie betrunken wäre.
    Zwei Tage später wird Hochzeit gefeiert. Nein, nicht die von Mendy, sondern die ihrer Freundin Yulin.
    Das Restaurant Strahlende Perle ist neu ausgestattet und wartet nur noch auf seine Eröffnung. Yulin und Mendy haben beschlossen, dass die bösen Geister der Vergangenheit am besten durch eine große Feier verscheucht werden können.
    An einem Samstagabend strömen die Gäste ins Restaurant: Chinesen, Deutsche, Koreaner, Franzosen … Jung und Alt, frische Gesichter und welke Körper, eine bunte Mischung, die in Berlin keine Seltenheit ist. Sie begrüßen sich, scherzen miteinander und machen fröhlichen Lärm. Es dauert nicht lange, dann ist die Strahlende Perle brechend voll. Einige strömen wieder hinaus und unterhalten sich mit einem Glas in der Hand vor der Tür. Der Sommer hat zwar noch nicht begonnen, aber der Abend ist warm genug.
    Als ein laut hupender Autokorso vor der Tür hältund Braut und Bräutigam aus ihrem mit Blumen geschmückten Wagen aussteigen, johlt und jubelt die Menge, und Feuerwerkskörper werden gezündet. Der Lärm ist so groß, dass der Boden bebt.
    Im Lokal ertönt Hochzeitsmusik. Auf der Bühne stehen Oswald, Marcel und ein paar Freunde von ihnen und heizen die Stimmung an. Als Mendy in einem roten Kleid auf die Bühne tritt und eine kurze Begrüßungsrede hält, gibt es lauten Applaus. Anschließend beginnt das Programm mit einer Liebeserklärung des frisch vermählten Ehepaars vor allen Gästen, dem Tausch der Eheringe, gemeinsamem Trinken aus einem Glas, Umarmungen, Küssen und zahlreichen Glückwünschen …
    Dann taucht der Chefkoch Tubai im schneeweißen Hemd auf. Die schwarze Fliege, die Mendy ihm zum Geburtstag geschenkt hat, verleiht ihm geradezu westliche Eleganz. Als er das Menü für den heutigen Abend verkündet, brechen die Chinesen im Publikum in lautes Gelächter aus. Denn die Namen einiger Gerichte klingen recht anzüglich.
    Während des Essens tritt Mendy erneut auf die Bühne und singt Liebeslieder für ihre Freundin und deren Mann. Man könnte meinen, sie wollte nun doch noch eine Karriere als
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