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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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unnütz Sorgen. Wir fliegen sogar schneller als geplant auf dem vorgesehenen Kurs. Wenn nichts dazwischenkommt, erreichen wir den Triton sicher mit unserem wenigen Treibstoff.«
    Ingrid fühlte allein schon bei dem Gedanken an den Triton Freude aufsteigen. Wenn sie diesen Satelliten des Neptuns und die auf ihm errichtete Raumschiffstation — die äußerste am Rande des Sonnensystems — erreicht hatten, wäre das gleichbedeutend mit Heimkehr.
    »Ich hatte gedacht, wir beide könnten uns mit Musik beschäftigen, aber nun hat sich Lin ja leider hingelegt. Wahrscheinlich wird er sechs, sieben Stunden schlafen. Ich werde mir inzwischen allein über die Instrumentierung im Finale des zweiten Satzes Gedanken machen — weißt du, über die Stelle, wo es mit der integralen Einführung der drohenden Gefahr einfach nicht klappen wollte.« Keh sang einige Takte.
    »Di-i, di-i, da-ra-ra.« Die Wände der Steuerzentrale schienen plötzlich zu antworten.
    Ingrid zuckte zusammen und sah sich um, doch im nächsten Augenblick wußte sie, was geschehen war. Die Stärke des Gravitationsfeldes war angestiegen, und daraufhin hatte sich der Summton des Gerätes für künstliche Schwerkraft geändert.
    »Ein komisches Zusammentreffen!« Sie lachte ein wenig verlegen.
    »Die Gravitation hat zugenommen, wie es bei einem Dunkelnebel nicht anders zu erwarten ist. Jetzt kannst du ganz ruhig sein, laß Lin nur schlafen.«
    Keh Ber ging in die hell erleuchtete Bibliothek. Dort setzte er sich an den elektronischen Violinflügel und vertiefte sich in seine Beschäftigung. Sicherlich waren mehrere Stunden vergangen, als sich plötzlich die hermetisch schließende Tür der Bibliothek öffnete und Ingrid hereinstürzte.
    »Keh, rasch, weck Lin!«
    »Was ist los?«
    »Die Stärke des Gravitationsfeldes steigt schneller als vorausberechnet.«
    »Ist vor uns etwas zu sehen?«
    »Immer noch alles dunkel.« Ingrid verschwand wieder.
    Keh Ber weckte den Astronavigator. Der sprang auf und eilte in die Zentrale an die Instrumente.
    »Nichts Bedrohliches. Doch woher kommt nur solch ein starkes Gravitationsfeld? Für einen Dunkelnebel ist es zu mächtig, und Sterne sind hier nicht.« Nach kurzem Überlegen drückte Lin auf den Weckknopf für die Kajüte des Expeditionsleiters, und kurz darauf weckte er auch Nisa Krit.
    »Wenn alles normal verläuft, lösen sie uns eben ab«, erklärte er der aufgeregten Ingrid.
    »Aber wenn etwas passiert? Erg Noor ist erst in fünf Stunden wieder bei vollem Bewußtsein. Was machen wir bloß!«
    »Abwarten«, erwiderte gelassen der Astronavigator. »Was kann hier, fern von allen Sternensystemen, innerhalb von fünf Stunden schon passieren!«
    Die Tonlage der Instrumente wurde immer tiefer; allein schon daraus konnten die drei Raumfahrer auf eine Veränderung der Flugbedingungen schließen. Die Spannung wurde unerträglich. Zwei Stunden kamen ihnen vor wie eine ganze Schicht. Pel Lin blieb äußerlich gelassen, Keh Ber aber war bereits von Ingrids Erregung angesteckt. Immer wieder blickte er zur Tür in der Erwartung, Erg Noor mit raschem Schritt wie gewöhnlich eintreten zu sehen, obgleich er wußte, daß man aus so einem langen Schlaf nur sehr langsam erwachte.
    Ein lang anhaltendes Klingeln ließ alle zusammenfahren. Ingrid klammerte sich an Keh Ber.
    »Die ›Tantra‹ ist in Gefahr! Die Stärke des Gravitationsfeldes ist doppelt so hoch wie die errechnete.«
    Pel Lin erbleichte. Etwas Unerwartetes hatte sich ereignet, das eine sofortige Entscheidung von ihm verlangte. Das Schicksal des Schiffes lag in seiner Hand. Die ansteigende Schwerkraft erforderte eine Geschwindigkeitsverringerung des Schiffes, denn die Schwere im Schiff nahm ständig zu, und offenbar befand sich genau auf dem Kurs eine große Anhäufung fester Materie. Dann aber würde kein Treibstoff mehr vorhanden sein, um erneut die Geschwindigkeit zu erhöhen. Pel Lin biß die Zähne zusammen und warf den Hebel der Ionen-Bremstriebwerke herum. Helle Schläge mischten sich in das Summen der Geräte und übertönten das alarmierende Klingeln des Apparates, der das normale Verhältnis zwischen Schwerkraft und Geschwindigkeit errechnete. Das Klingeln verstummte, der Erfolg war an den Zeigern abzulesen — Geschwindigkeit und Gravitation waren einander angeglichen. Doch kaum hatte Pel Lin die Bremstriebwerke wieder ausgeschaltet, setzte erneut das Klingeln ein. Es bestand kein Zweifel, die »Tantra« raste auf ein riesiges Schwerkraftzentrum zu. Pel Lin wagte nicht,
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