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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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blickten voll Bangen und Hoffnung auf Erg Noor.
    »Ein Dunkelnebel von solcher Schwerkraft würde in seinem Innern aus verhältnismäßig großen festen Teilchen bestehen, und dann existierte die ›Tantra‹ längst nicht mehr. In solch einem Schwarm wäre ein Zusammenstoß unvermeidlich«, sagte Erg Noor leise, aber bestimmt.
    »Aber die starken Spannungsveränderungen des Feldes, die wirbelbildende Zone? Deutet das nicht alles auf einen Nebel?«
    »Oder darauf, daß der Stern einen Planeten hat.«
    Erg Noor nickte aufmunternd und drückte selbst auf den Weckknopf.
    »Die Beobachtungen schneller ansagen! Berechnen wir die Isograven!«
    Wieder begann das Sternschiff zu schaukeln. Mit ungeheurer Geschwindigkeit sauste etwas Riesengroßes über den Bildschirm.
    »Da ist die Antwort! Wir haben den Planeten überholt. Schnell, schnell an die Arbeit!« Der Blick des Expeditionsleiters fiel auf die Treibstoffmeßgeräte. Seine Finger krallten sich in die Sessellehne; er wollte etwas sagen, behielt es jedoch für sich.

Epsilon Tucanae
    Auf dem Tisch ertönte ein leises glashelles Klingeln, orangefarbene und blaue Funken sprühten auf. Über die durchsichtige Wand huschten bunte Lichtflecke. Der Leiter der Außenstationen des Großen Rings, Dar Weter, betrachtete die Lichter der Spiralstraße. In gigantischem Bogen wand sie sich in die Höhe und spiegelte sich als mattgelber Streifen am Meeressaum wider. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, stellte Dar Weter den Hebel auf R. Er war in tiefes Nachdenken versunken.
    Heute sollte im Leben dieses Mannes eine tiefgreifende Veränderung eintreten. Am Morgen war aus dem Wohngürtel der südlichen Halbkugel Mwen Mass eingetroffen, der vom Rat für Astronautik bestimmt worden war, seine Stelle einzunehmen. Die letzte Sendung über den Großen Ring werden sie gemeinsam durchführen, und dann . . . Eben dieses »dann« war noch ungeklärt.
    Sechs Jahre hatte er eine Arbeit verrichtet, die höchste Anspannung erforderte. Nur die befähigtsten Menschen mit großartigem Gedächtnis und enzyklopädischem Wissen wurden dazu bestimmt. Immer häufiger jedoch wiederholten sich bei ihm Anfälle von Gleichgültigkeit gegenüber seiner Arbeit und dem Leben — eine der schwersten Krankheiten des Menschen. Die berühmte Nervenärztin Ewda Nal hatte ihn untersucht. Die erprobte alte Heilmethode, Musik harmonischer, weicher Akkorde in dem von beruhigenden Strahlen erfüllten »Zimmer der blauen Träume«, hatte nicht geholfen. Es blieb nichts weiter übrig, als durch körperliche Arbeit zu gesunden — dort, wo noch täglich und stündlich Muskelkraft eingesetzt werden mußte.
    Seine Freundin, die Historikerin Weda Kong, hatte ihm gestern vorgeschlagen, bei ihr zu arbeiten. Bei den archäologischen Ausgrabungen konnte noch nicht alles von Maschinen bewältigt werden, im letzten Stadium mußte mit der Hand gearbeitet werden. Weda hatte ihm eine lange Reise in uraltes Steppengebiet, hatte ihm die Schönheit unberührter Natur versprochen.
    Wenn Weda Kong . . . Übrigens kannte sie seine Gefühle. Aber sie liebte Erg Noor, das Mitglied des Rates für Astronautik, den Leiter der siebenunddreißigsten Sternenexpedition. Erg Noor hatte schon vom Planeten Sirda Nachricht geben sollen. Doch auch wenn keine Nachricht von ihm kommen würde, wäre jeder Versuch, Wedas Liebe zu erringen, zwecklos. Freundschaft war das Höchste, was ihn mit ihr verbinden konnte. Trotzdem würde er zu ihr fahren!
    Dar Weter drückte auf einen Knopf, und helles Licht durchflutete das Zimmer. Die eine Wand des Raumes hoch über Erde und Meer bildete ein Kristallfenster. Durch eine Hebelbewegung Dar Weters neigte sich diese Wand, und über dem Raum funkelte der Sternenhimmel; die Lichter der Straßen, Gebäude und Leuchttürme an der Meeresküste wurden durch den metallenen Fensterrahmen abgeschnitten.
    Das Zifferblatt der galaktischen Uhr mit den drei konzentrischen Skalenringen fesselte Dar Weters Aufmerksamkeit. Die Informationen wurden über den Großen Ring jede hunderttausendstel galaktische Sekunde gesendet, das heißt einmal in acht Tagen, fünfundvierzigmal im Jahr nach irdischer Zeitrechnung. Eine Umdrehung der Galaxis um ihre Achse entsprach einem galaktischen Tag.
    Die nächste und für ihn letzte Sendung würde um neun Uhr nach der Zeit des tibetanischen Observatoriums, also hier, im Mittelmeerobservatorium des Rates, um zwei Uhr erfolgen. Bis dahin waren noch etwas über zwei Stunden Zeit.
    Das Gerät auf dem Tisch
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