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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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gesetzt haben, arbeiten immer noch präzise.« Erg Noor zeigte auf einen Lichtstreifen in einem der länglichen Bordfenster. »Die ›Algrab‹ hätte schon vor einem Vierteljahr hier sein müssen. Das bedeutet . . .«, Erg Noor zögerte, als könne er sich nicht entschließen, das Urteil auszusprechen, »daß die ›Algrab‹ nicht mehr existiert!«
    »Vielleicht ist sie nicht zerstört, sondern nur durch einen Meteorit beschädigt worden und ist nun außerstande, die notwendige Geschwindigkeit zu erreichen«, entgegnete das Mädchen.
    »Außerstande, die notwendige Geschwindigkeit zu erreichen!« wiederholte Erg Noor. »Das ist genauso, als läge zwischen dem Schiff und dem Ziel ein jahrtausendelanger Weg. Sogar noch schlimmer, denn der Tod tritt nicht sofort ein, es vergehen Jahre der Hoffnungslosigkeit vor dem endgültigen Untergang. Doch vielleicht melden sie sich noch. Das erfahren wir dann in sechs Jahren, auf der Erde.«
    Mit einer energischen Bewegung zog Erg Noor den Klappsessel unter dem Tisch der Elektronenrechenmaschine hervor. Es war das kleine Modell MNU-11. Bis jetzt war es nicht möglich, das für allseitige Operationen verwendbare Elektronengehirn vom Typ ITU, seines Gewichts, Ausmaßes und seiner Empfindlichkeit wegen, in den Sternschiffen einzubauen und ihm deren Steuerung restlos zu übertragen. Am Steuerpult war immer noch ein diensthabender Navigator vonnöten, da man den Kurs auf so weite Entfernungen nicht exakt festlegen konnte.
    Die Hände des Expeditionsleiters glitten unglaublich schnell über die Hebel und Knöpfe. Das scharfgeschnittene, bleiche Gesicht blieb starr; diese hohe Stirn, trotzig über das Pult gebeugt, schien gleichsam die Naturkräfte herauszufordern, die die kleine lebendige Welt bedrohten, weil sie in verbotene Tiefen des Raumes vorgedrungen war.
    Nisa Krit, die junge Navigatorin, nahm zum erstenmal an einer Sternenexpedition teil. Stumm, mit verhaltenem Atem beobachtete sie den in sich versunkenen Erg Noor. Wie ruhig und doch energisch, wie klug war dieser Mann!
    Seit fünf Jahren liebte sie ihn, und es hatte keinen Sinn mehr, das vor ihm zu verbergen; Nisa wußte, daß er es fühlte. Jetzt, nach diesem Unglück, durfte sie bei ihm sein. Drei Monate Dienst zu zweit waren es gewesen, während die restliche Besatzung des Sternschiffes in tiefem hypnotischem Schlaf lag. Noch dreizehn Tage, dann werden auch sie ein halbes Jahr lang schlafen, und inzwischen werden Piloten, Astronomen und Mechaniker in zwei Schichten den Dienst versehen. Die Biologen und Geologen, die nur am Ankunftsort zu arbeiten haben, können länger schlafen. Die Astronomen dagegen haben die schwierigste und anstrengendste Arbeit!
    Erg Noor erhob sich, und Nisas Gedanken wurden unterbrochen.
    »Ich gehe ins Sternkartenarchiv. Ihre Ruhepause beginnt in . . .« — er blickte auf die kosmische Uhr — »neun Stunden. Ich kann mich noch ausschlafen, bevor ich Sie ablöse.«
    »Ich bin nicht müde; ich werde hier sein, solange es nötig ist. Wenn Sie sich nur ausruhen können!«
    Erg Noor runzelte die Stirn und wollte widersprechen, doch von der Zärtlichkeit der Stimme und dem Blick der goldbraunen Augen besiegt, lächelte er und ging schweigend hinaus.
    Nisa setzte sich in den Sessel, ihr Blick glitt gewohnheitsmäßig über alle Geräte, und sie versank in tiefes Nachdenken.
    Schwarz hoben sich über ihr die Reflexbildschirme ab, die das Blickfeld der Steuerzentrale wiedergaben. Das vielfarbige Licht der Sterne stach in die Augen wie Nadeln. Das Sternschiff überholte den Planeten und kam durch dessen Schwerkraft am Rande des veränderlichen Gravitationsfeldes ins Schlingern. Die Sterne auf den Reflexbildschirmen vollführten wilde Sprünge, die Sternbilder wechselten mit atemberaubender Schnelligkeit.
    Der Planet K-2-2N-88, weit entfernt von seiner Sonne, kalt und leblos, war als geeigneter Ort für das Treffen der beiden Sternschiffe vorgesehen, für eine Begegnung, die nicht stattgefunden hatte. Der fünfte Kreis! Nisa stellte sich die »Tantra« vor, wie sie mit verminderter Geschwindigkeit auf dem riesengroßen Kreis mit einem Radius von Milliarden Kilometern dahinjagte und den wie eine Schildkröte kriechenden Planeten unaufhaltsam überholte. In einhundertundzehn Stunden würde das Sternschiff den fünften Kreis passiert haben. Und was dann? Erg Noor bot seinen ganzen vortrefflichen Verstand auf, um den bestmöglichen Ausweg zu finden. Er, der Expeditionsleiter und Schiffskommandant, durfte
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