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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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es unter dem gebieterischen Blick Erg Noors oder unter dem Einfluß des schlafspendenden Geräts. Erst kurz vor dem Übergang zum sechsten Kreis erwachte sie. Dem finsteren Gesicht des Expeditionsleiters entnahm Nisa, daß die »Algrab« immer noch nicht gefunden war.
    »Sie sind gerade zur rechten Zeit aufgewacht«, meinte er, als Nisa vom Elektro- und Wellenbad zurückkam. »Schalten Sie die Musik und das Wecklicht ein. Für alle!«
    Nisa drehte schnell an einigen Knöpfen, und in allen Kajüten des Sternschiffes, wo Expeditionsmitglieder schliefen, flackerte das Licht, ertönte die eigentümliche, allmählich stärker werdende Musik tiefer vibrierender Akkorde. Das gehemmte Nervensystem erwachte behutsam und nahm seine normale Funktion wieder auf. Fünf Stunden später versammelten sich in der Steuerzentrale des Sternschiffes alle Expeditionsteilnehmer, durch Speise und Nervenanregungsmittel gestärkt.
    Die Nachricht vom Ausbleiben des Hilfsschiffes nahm jeder verschieden auf. Wie es Erg Noor erwartet hatte, war die Expedition der Lage gewachsen. Kein Wort der Verzweiflung, kein ängstlicher Blick. Selbst PurHiss, der sich auf der Sirda ziemlich kleinmütig gezeigt hatte, nahm die Mitteilung gelassen hin. Lediglich die junge Expeditionsärztin, Luma Laswi, erblaßte ein wenig und fuhr sich verstohlen mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    »Gedenken wir der Toten!« sagte Erg Noor und schaltete den Projektor ein. Auf dem Bildschirm erschienen Aufnahmen von der »Algrab«, die vor dem Abflug gemacht worden waren. Alle erhoben sich. Die Fotos der sieben »Algrab«-Kosmonauten, teils lächelnd, teils ernst, lösten auf dem Bildschirm einander ab. Erg Noor nannte jeden beim Namen, und die Weltraumfahrer sandten den Freunden den letzten Gruß. So war es Brauch bei den Astronauten. Wenn Sternschiffe gleichzeitig in den Weltraum flogen, hatten sie stets die Fotos sämtlicher Expeditionsteilnehmer an Bord.
    Verschwundene Sternschiffe konnten noch lange den kosmischen Raum durchfliegen, ihre Besatzungen konnten noch lange am Leben bleiben, doch das Schiff kehrte nie wieder zurück. Und es gab keine Möglichkeit, es zu suchen und ihm Hilfe zu bringen. Die Geräte der Sternschiffe waren bereits so vollkommen, daß kleine Pannen nur sehr selten auftraten und leicht zu beheben waren. Eine schwere Havarie hatte sich noch nie im Kosmos beheben lassen. Mitunter gelang es den Sternschiffen, so wie der »Parus«, eine letzte Mitteilung zu senden. Viele dieser Mitteilungen erreichten jedoch nie ihr Ziel, es war außerordentlich schwer, die Funkwellen genau zu richten. Die Sender des Großen Rings hatten im Laufe von Jahrtausenden die Richtungen exakt ermittelt und konnten sie außerdem variieren, indem sie von Planet zu Planet sendeten. Die Sternschiffe hingegen befanden sich gewöhnlich in noch unerforschten Gebieten, wo die Funkrichtung nur erraten werden konnte.
    Unter den Astronauten herrschte die Meinung, im Kosmos gebe es so etwas wie neutrale Felder oder Nullgebiete, in denen alle Ausstrahlungen und Sendungen untergingen wie ein Stein im Wasser. Die Astrophysiker hingegen hielten die Nullfelder bislang für eine Ausgeburt der Raumfahrerphantasie.
    Nach dem Trauerritual und einer kurzen Beratung wendete Erg Noor die »Tantra« in Richtung Erde und schaltete die Anamesontriebwerke ein. Nach wenigen Stunden verstummten sie wieder. Das Sternschiff strebte dem heimatlichen Planeten zu, wobei es pro Tag einundzwanzig Milliarden Kilometer zurücklegte. Bis zur Sonne waren es noch ungefähr sechs Erdenjahre. In der Steuerzentrale und Laborbibliothek wurde eifrig an der Berechnung und Festlegung des neuen Kurses gearbeitet.
    In den sechs Flugjahren durfte Anameson nur zur Korrektur des Kurses verbraucht werden. Mit anderen Worten: Das Sternschiff durfte während des ganzen Fluges an Geschwindigkeit nichts einbüßen. Allen machte das unerforschte Gebiet 344 + 2 U Sorge, das zwischen der Sonne und dem Sternschiff lag und sich nicht umgehen ließ. Längs dieses Gebietes konnten jederzeit Meteoritenschwärme auftreten. Außerdem hatte das Schiff beim Wenden bereits die Geschwindigkeit drosseln müssen.
    Nach zwei Monaten war der neue Kurs berechnet. Die »Tantra« war vollständig intakt, die Geschwindigkeit hielt sich in den errechneten Grenzen. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit — vier abhängige Flugjahre lagen zwischen dem Sternschiff und der Heimat.
    Erg Noor und Nisa, vom Dienst ermüdet, wurden in langen Schlaf
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