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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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Jahrtausenden.«
    »Was hat die ›Parus‹ denn übermittelt?« erkundigte sich Nisa.
    »Sehr wenig. Die Sendung wurde mehrmals unterbrochen und verstummte dann gänzlich. Ich erinnere mich an den Wortlaut: ›Hier Parus, hier Parus, fliege sechsundzwanzig Jahre von der Wega entfernt . . . genügend . . . werde warten . . . vier Planeten der Wega . . . nichts Herrlicheres . . . welch ein Glück . . .‹«
    »Also riefen sie doch um Hilfe, wollten irgendwo warten?«
    »Selbstverständlich, denn sonst hätte das Sternschiff keine so gewaltige Energiemenge für das Senden der Nachricht verbraucht. Mehr war von ihm nicht zu hören.«
    »Sechsundzwanzig Erdenjahre Rückflug. Blieben noch etwa fünf Jahre bis zur Sonne. Die ›Parus‹ befand sich demnach irgendwo in unserem Bereich oder noch näher zur Erde.«
    »Schwerlich . . . ausgenommen, sie erhöhte die normale Geschwindigkeit und bewegte sich nahe der Quantengrenze. Aber das ist sehr gefährlich!«
    Erg Noor erläuterte kurz die rechnerischen Grundlagen des vernichtenden Sprungs von einem Zustand der Materie in den anderen bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit, merkte aber, daß das Mädchen wenig aufmerksam zuhörte.
    »Ich habe alles verstanden, wirklich!« rief sie, als der Expeditionsleiter seine Erläuterungen abbrach. »Mich hat nur der Gedanke an den Untergang des Sternschiffes immer wieder abgelenkt.«
    »Im wesentlichen haben Sie die Sendung also begriffen«, antwortete Erg Noor finster. »Wunderbare Welten müssen sie entdeckt haben! Es ist mein geheimer Wunsch, den Flug der ›Parus‹ zu wiederholen. Bei den Vervollkommnungen seither wäre das jetzt mit nur einem Schiff möglich. Seit meiner Jugend träume ich von der Wega —der blauen Sonne mit den herrlichen Planeten!«
    »Solche Welten sehen . . .«, flüsterte Nisa mit stockendem Atem. »Für die Rückkehr braucht man aber sechzig Erdenjahre oder vierzig abhängige Jahre. Das ist ein halbes Leben!«
    »Ja, große Leistungen fordern große Opfer. Doch für mich ist das nicht einmal ein Opfer. Mein Leben auf der Erde bestand bisher nur aus kurzen Unterbrechungen zwischen Sternenflügen. Ich bin sogar in einem Sternschiff geboren.«
    »Wie war das möglich?« fragte das Mädchen verblüfft.
    »Die fünfunddreißigste Sternenexpedition setzte sich aus vier Schiffen zusammen. Auf einem davon war meine Mutter Astronomin. Ich wurde auf halbem Wege zum Doppelstern MN 19026 + 7 AL geboren und verstieß damit zweimal gegen die Gesetze. Ich bin bei meinen Eltern im Sternschiff aufgewachsen und erzogen worden und nicht in der Schule. Aber daran ließ sich nichts ändern. Als die Expedition zur Erde zurückkehrte, war ich achtzehn Jahre. Bei der Ableistung meiner Herkulestaten wurde berücksichtigt, daß ich ein Sternschiff steuern konnte, daß ich Astronavigator geworden war.«
    »Trotzdem verstehe ich nicht . . .«, begann Nisa.
    »Wie sich meine Mutter dazu entschließen konnte? Werden Sie älter — dann verstehen Sie es! Wie dem auch sei, man trug mich oft zu solch einem Steuerpult wie diesem hier, und ich starrte noch recht verständnislos auf die Bildschirme und verfolgte die darüber hinweggleitenden Sterne. Wir flogen in Richtung Teta Lupi zu einem Doppelstern nahe dem Zentralgestirn: zwei Zwergsterne, blau und orangefarben, von einem Dunkelnebel verdeckt. Mein erster bewußter Eindruck war der Himmel über einem unbesiedelten Planeten, den ich durch die Glaskuppel einer provisorischen Station betrachtete. Auf den Planeten der Doppelsterne existiert wegen der unregelmäßigen Umlaufbahnen gewöhnlich kein Leben. Die Expedition war gelandet und untersuchte sieben Monate lang den Planeten. Dort herrschte, soweit ich mich entsinne, ein unvorstellbarer Reichtum an Platin, Osmium und Iridium. Schwere Iridiumwürfel waren mein Spielzeug. Und dieser Himmel! Schwarz, kalt funkelnde Sterne und zwei Sonnen von unbeschreiblicher Schönheit: die eine hellorange, die andere tiefblau. Bisweilen kreuzten sich ihre Strahlenbündel, dann war unser Planet in ein so warmes grünes Licht getaucht, daß ich vor Begeisterung kreischte und sang.« Erg Noor schwieg einen Augenblick und fuhr fort: »Genug, die Erinnerung ist mit mir durchgegangen. Dabei müßten Sie längst ruhen.«
    »Sprechen Sie weiter, ich habe noch nie etwas so Interessantes gehört«, bat das Mädchen, doch Erg Noor ließ sich nicht erweichen. Er holte einen kleinen pulsierenden Hypnotisator, und Nisa schlief bald darauf ein, sei
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