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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition)
Autoren: Tiffany Reisz
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McCartney.“
    „Was für eine Schande.“ Sie musterte ihn eindringlich und senkte ihre Stimme beinahe zu einem Flüstern. „Wirklich eine Schande.“
    Zach zwang sich, ihr offen in die Augen zu schauen, und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Auf den ersten Blick schienen ihre Augen von einem tiefen Grün zu sein, aber dann blinzelte sie, und sie verwandelten sich in ein so tiefes Schwarz, dass jede Erinnerung an das Grün sofort ausgelöscht wurde. Er wusste, dass sie lediglich sein Gesicht anschaute, trotzdem fühlte er sich unter ihrem prüfenden Blick nackt, bloßgestellt. Sie kannte ihn. Er wusste es, und er spürte, dass auch sie es wusste.
    Entschlossen, die Kontrolle über die Situation zurückzuerlangen, zog Zach seine Hand zurück.
    „Ms Sutherlin …“
    „Richtig. Die Arbeit.“ Sie kehrte an den Schreibtisch zurück. Zach blickte sich verstohlen in ihrem Büro um. Auch hier gab es Bücher, sogar noch mehr als im Wohnzimmer: Bücher und Notizbücher, stapelweise Papier und Aktenschränke aus dunklem Holz.
    „Nur eine kurze Frage, Mr Easton“, sagte sie und ließ sich auf den Bürostuhl fallen. „Schämen Sie sich zufällig, Jude zu sein?“
    „Entschuldigen Sie bitte?“, fragte Zach. Er war nicht ganz sicher, ob er die Frage richtig verstanden hatte.
    „Nora, hör auf damit“, schalt Wesley sie sanft.
    „Ich bin bloß neugierig“, sagte sie und winkte ab. „Sie nennen sich Zachary, aber Ihr richtiger Name lautet Zechariah. Wie der hebräische Prophet. Warum haben Sie ihn geändert?“
    Die Frage war höchst persönlicher Natur und ging sie absolut nichts an, und doch spürte Zach, dass er geneigt war, ihr eine Antwort zu geben.
    „Ich wurde seit dem Tag meiner Geburt Zach oder Zachary gerufen. Nur wenn ich offizielle Dokumente ausfülle, fällt mir wieder ein, dass mein richtiger Name Zechariah ist.“ Zach klang kühl und gleichgültig. Er wusste, er konnte hier nur gewinnen, wenn er ruhig blieb und nicht die angegriffene Reaktion zeigte, auf die sie so eindeutig aus war. „Und das Einzige, wofür ich mich im Moment schäme, ist dieser plötzliche Abstieg auf meiner Karriereleiter.“
    Er hätte erwartet, dass sie das Gesicht verziehen, zusammenzucken oder eine streitlustige Antwort geben würde. Stattdessen lachte sie bloß.
    „Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Setzen Sie sich, und erzählen Sie mir mehr über Ihren Abstieg.“
    Vorsichtig setzte Zach sich in einen ramponierten Sessel mit Paisleybezug, der auf der anderen Seite ihres Schreibtisches stand. Er wollte gerade wie gewohnt die Beine übereinanderschlagen, erstarrte aber mitten in der Bewegung, weil sein Fuß gegen eine ungewöhnlich lange schwarze Reisetasche stieß, die auf dem Fußboden stand. Als er dagegenstieß, hörte er das unverkennbare Geräusch von Metall, das gegen Metall klickte.
    „Ich muss zum Unterricht.“ Wesley schien mit einem Mal erpicht darauf, den Raum verlassen zu können. „Ist das in Ordnung?“
    „Oh, ich bezweifle, dass Mr Easton mich in der Sekunde, in der du uns den Rücken kehrst, auf den Schreibtisch werfen und vergewaltigen wird.“ Sie zwinkerte Zach zu. „Leider.“
    Wesley schüttelte in gespieltem Abscheu den Kopf und wandte sich zu Zach um. „Viel Glück, Mr Easton. Wenn Sie sich weiter unbeeindruckt geben, wird sie mit der Zeit ein wenig ruhiger.“
    „Mich unbeeindruckt geben?“, fragte Zach. „Das wird mir nicht schwerfallen.“
    Zach wartete, bis seine Worte bei allen Anwesenden angekommen waren. Er bemerkte, dass Wesley die Augen zusammenkniff, aber Nora schaute ihn nur unter dem dichten Schleier ihrer dunklen Wimpern an.
    „Oh …“ Das klang fast wie ein Schnurren. „Ich mag ihn jetzt schon.“
    „Gott stehe uns bei“, murmelte Wesley. Er verließ das Zimmer. Zach blickte ihm nach. Er war sich nicht ganz sicher, ob er mit dieser Frau allein sein wollte.
    „Ihr Sohn, nehme ich an?“, fragte Zach, nachdem Wesley verschwunden war.
    „Mein Praktikant. Oder so ähnlich. Er kocht, also schätze ich, dass ihn das eher zu einem Haushälter macht. Praktikant? Haushälter?“
    „Diener“, bot Zach an, eine weitere Perle aus seinem reichen Wortschatz. „Und noch dazu ein sehr gut ausgebildeter, wie ich sehe.“
    „Gut ausgebildet? Wesley? Er ist ganz fürchterlich ausgebildet. Ich kann ihm nicht einmal beibringen, mich zu ficken. Aber ich denke, Sie sind nicht den weiten Weg aus New York hierhergekommen, um mit mir über meinen Praktikanten zu sprechen, so
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