Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition)
Autoren: Tiffany Reisz
Vom Netzwerk:
anbetungswürdig er auch ist.“
    „Stimmt, das bin ich nicht.“ Zach verstummte. Er wartete und beobachtete Nora Sutherlin. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und betrachtete ihn mit diesen zermürbenden Augen.
    „Nun gut …“, fing sie an. „Ich sehe, dass Sie mich nicht mögen. Was Ihren guten Frauengeschmack beweist. Und es zeigt, dass Sie einiges über mich gehört haben. Bin ich so, wie Sie es erwartet haben?“
    Zach schaute sie einen Augenblick an. Die letzten drei Autoren, mit denen er gearbeitet hatte, waren allesamt Männer Ende fünfzig oder Anfang sechzig gewesen. Noch nie hatte er einen seiner Autoren im Pyjama gesehen. Und noch nie war ihm eine Autorin begegnet, die auf so unbequeme Art verführerisch war wie Nora Sutherlin.
    „Sie sind kleiner.“
    „Ich danke Gott für die Erfindung der Pumps. Und wie lautet nun Ihr Urteil? J. P. hat gesagt, er gibt Ihnen die absolute Kontrolle über das Buch und mich. Es ist schon ziemlich lange her, seit ich mich von einem Mann habe herumkommandieren lassen. Irgendwie fehlt es mir.“
    „Das Urteil ist noch nicht gefällt.“
    „Die Jury ist sich also uneins. Mir wäre es lieber, wenn das Verfahren wieder aufgenommen würde.“
    „Sie sind sehr schlau.“
    „Sie sind sehr attraktiv.“
    Zach rutschte auf seinem Sessel herum. Er war es auch nicht gewohnt, dass seine Autoren mit ihm flirteten. Andererseits war sie noch nicht seine Autorin. „Das war kein Kompliment. Schläue ist die letzte Zuflucht des Amateurs. Ich suche in meinen Büchern nach Tiefe. Leidenschaft. Substanz.“
    „Oh, ich bin sehr leidenschaftlich.“
    „Sie dürfen Leidenschaft nicht mit Sex gleichsetzen. Ich gebe zu, Ihr Buch war interessant und nicht völliger Schund. An einer Stelle habe ich sogar ein Herz inmitten all des nackten Fleisches entdeckt.“
    „Ich hör da ein kleines Aber.“
    „Aber der Herzschlag war nur sehr schwach. Der Patient liegt eventuell schon im Sterben.“
    Sie schaute ihn an und wandte dann den Kopf ab. Zach hatte diesen Blick schon früher gesehen – die Ankündigung einer Niederlage. Er hatte sie, wie er es sich vorgenommen hatte, vergrault. Insgeheim fragte er sich, warum ihn das nicht glücklich machte.
    „Im Sterben …“ Sie schaute ihn wieder an. Ihre Augen schimmerten. „Bald ist Ostern – die Zeit der Wiederauferstehung.“
    „Wiederauferstehung? Meinen Sie das ernst?“ Ihre Beharrlichkeit erstaunte Zach. „Ich verlasse die Ostküste in sechs Wochen und wechsle in das Büro in L. A. Sechs Wochen sind nicht annähernd genug Zeit, um mich mit einem Projekt zu befassen, das so viel Arbeit erfordert. Aber sechs Wochen sind alles, was wir haben.“
    „Sie haben selbst gesagt, sechs Wochen sind nicht genug …“
    „Aber diese sechs Wochen sind alles, was ich geben kann. Bringen Sie’s in diesen sechs Wochen in Ordnung, dann geht das Buch in Druck. Wenn nicht …“
    „Wenn nicht, heißt es zurück in die Gosse für die Gossenschreiberin, richtig?“
    Zach starrte sie verblüfft an.
    „John Paul Bonner ist die größte Klatschtante, die es in der Verlagsbranche gibt, Mr Easton. Er hat mir erzählt, was Sie von mir halten. Er hat mir auch erzählt, Sie glauben, ich würde scheitern.“
    „Dessen bin ich mir ziemlich sicher.“
    „Wenn Sie mein Lektor werden, wird dieses Scheitern auch auf Sie zurückfallen.“
    „Ich bin aber noch nicht Ihr Lektor. Ich habe noch nicht meine Zustimmung gegeben.“
    „Aber das werden Sie. Also, wieso haben Sie aufgehört zu unterrichten?“
    „Aufgehört zu unterrichten?“
    „Sie waren doch Professor in Cambridge, oder nicht? Nicht schlecht, vor allem für jemanden, der noch so jung ist. Trotzdem haben Sie hingeschmissen.“
    „Das ist zehn Jahre her.“ Er war erschrocken, wie viel sie über ihn wusste. Wie, zum Teufel, hatte sie von Cambridge erfahren?
    „Aber warum …“
    „Warum mein Leben auf Sie eine solche Faszination ausübt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
    „Ich bin eine Katze. Und Sie sind ein glänzendes Objekt.“
    „Sie sind unerträglich.“
    „Ja, nicht wahr? Man sollte mich mal ordentlich züchtigen.“ Sie seufzte. „Sie sind also ein ziemliches Arschloch. Nicht böse gemeint.“
    „Und Sie sind etwas, das ich lieber nicht laut aussprechen möchte.“
    „Ich würde Sie auffordern, es trotzdem zu sagen, aber ich habe Wesley versprochen, nicht mit Ihnen zu flirten. Ah, ich schweife ab. Erzählen Sie mir, was mit meinem Buch nicht stimmt. Und sprechen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher