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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)
Autoren: Claire Bouvier
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ich habe immer geglaubt, der Reverend könnte keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »Offenbar kann er das sehr wohl. Und ich sollte diesem Mistkerl dafür eine ordentliche Tracht Prügel verpassen!«
    »Nein!« Maries Hand klammerte sich um seinen Arm. »Geh nicht zu ihm. Das macht alles nur noch schlimmer. Ich will nicht, dass du ins Gefängnis kommst!«
    »Ins Gefängnis gehört dieser Plummer, sonst niemand!« Wütend starrte Philipp durch die Tür, doch dann legte er seine Hand auf die von Marie und streichelte sie sanft, während er vor ihr wieder auf die Knie ging und ihr die Haare aus dem Gesicht strich.
    »Es wird alles gut, Marie, er wird dich nicht mehr anfassen, das verspreche ich dir.«
    »Seit wann geht das zwischen Ihnen?«, fragte Isbel, als er Philipp einen Whisky eingoss. Marie schlummerte friedlich auf dem Sofa. Die Schwellung an ihrer Lippe war mittlerweile etwas abgeklungen.
    »Von meiner Seite aus schon, seit ich sie zum ersten Mal sah. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass sie diesen Plummer sausen lässt. Ein Kerl wie der ist doch nichts für sie.«
    Das Lächeln, das über Isbels Gesicht huschte, deutete an, dass er ähnliche Gedanken hatte.
    In schweigendem Einvernehmen tranken beide ihren Whisky und sahen sich dann fragend an.
    »Was gedenken Sie jetzt zu tun?«
    »Ich werde sie von hier fortschaffen. Eigentlich wollte ich das schon, als wir ins Cree-Lager geritten sind. Doch da war sie noch unentschlossen. Sie sah es als ihre Pflicht an, sich weiter mit Plummer abzugeben.«
    »Immerhin hat er ihr die Überfahrt bezahlt.«
    »Das hat sie auch gesagt. Doch irgendwas ist im Lager geschehen. Ich glaube, die Heilerin hat mit ihr gesprochen. Jedenfalls hat sie mir auf dem Rückweg gesagt, sie will die Verlobung lösen.«
    »Diese Heilerin scheint sehr faszinierend zu sein; Miss Blumfeld hat mir viel von ihr erzählt.«
    »Sie ist nach dem Häuptling die ranghöchste Person dieses Stammes. Wenn ich mich recht entsinne, ist sie die Tochter des früheren Medizinmannes. Sogar die rauesten Krieger haben Ehrfurcht vor ihr.«
    »Wollen wir hoffen, dass sie auch den Mut hat, ihre Krieger zur Vernunft zu bewegen.«
    »Was soll das heißen?«, wunderte sich Philipp.
    »Es sieht nicht gut aus für die Cree. Plummer und Corrigan wettern aus allen Ecken über sie. Es heißt, es haben sich im Pub schon Raufbolde eingefunden, die bereit wären, den Stamm zu massakrieren.«
    Philipp stöhnte auf. »Und das alles für ein Stück Schienenstrang! Wer sagt denn, dass die Indianer den nicht akzeptieren?«
    »Die Leute von der Eisenbahngesellschaft haben ihre Erfahrungen mit Indianern, und aus den Vereinigten Staaten dringen keine besonders guten Geschichten herüber. Offenbar gibt es dort wieder Krieg mit den Indianern.«
    »Ja ja, die Vereinigten Staaten sind immer irgendwie im Krieg. Und meist gegen sich selbst«, murmelte Carter mit einem resignierten Kopfschütteln.
    Als Marie aus ihrem Schlummer erwacht war, rüsteten sie zum Aufbruch. Philipp setzte sie über das, was er mit James besprochen hatte, in Kenntnis, dann machten sie sich ans Packen.
    Bestürzt über das Verhalten des Reverends halfen ihnen die Isbels nach Kräften, Proviant und Decken zusammenzusuchen und auf ihre beiden Pferde zu verteilen. James hatte sogar noch ein altes Zelt aus seiner Anfangszeit in Selkirk. »Riecht nach Wiesel«, stellte er fest, als er an dem Stoff schnupperte. »Aber ich bin sicher, dass es Ihnen gute Dienste leisten wird.«
    »Vielen Dank«, sagte Marie, während sie es zu den anderen Sachen legte.
    »Und hier habe ich noch ein paar praktische Dinge, die Sie vielleicht gebrauchen können.« Allison reichte Marie ein Bündel, dessen Inhalt sie nicht erraten konnte; es fühlte sich sowohl weich als auch hart an.
    »Ich hoffe sehr, dass Sie eines Tages wieder zurückkommen«, sagte Allison, nachdem sie Marie umarmt hatte. »Sie beide waren wirklich eine Bereicherung für die Schule, nicht wahr?«
    James nickte stirnrunzelnd. »Und ich weiß auch gar nicht, wie ich Sie ersetzen, geschweige denn den Unterricht weiterführen soll. Aber das Risiko, dass irgendwer während einer Stunde auf Sie schießt, möchte ich auch nicht eingehen. Also suchen Sie sich erst einmal einen Unterschlupf, und wenn Sie doch wieder zu uns zurückkehren wollen, werde ich versuchen, eine Stelle für Sie zu schaffen.«
    »Wir danken Ihnen für alles, was Sie getan haben.« Tränen liefen über Maries Wangen, als sie Isbel um den Hals fiel. Auch sie
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