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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)
Autoren: Claire Bouvier
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Reiter.
    »Das gibt es doch nicht!« Marie schlug die Hand vor den Mund. »Allison! James!«
    Die Isbels, die gerade in ein Gespräch mit Onawah vertieft waren, drehten sich um, als sie ihren Ruf hörten.
    »Marie! Philipp!« Allison stürmte ihnen als Erste entgegen und fiel ihnen um den Hals. »Sie haben so lange nichts mehr von sich hören lassen, da wollten wir nachsehen, wie es Ihnen ergangen ist.«
    »Und wir haben auch Neuigkeiten für Sie!«, setzte James Isbel hinzu, bevor er ihnen die Hand reichte.
    »Dann kommen Sie mal mit, wir haben ein neues Zuhause!«, sagte Philipp, während Marie Onawah grüßend zuwinkte. Und schon stapften sie mit den Isbels im Schlepptau zur Hütte.
    Natürlich war die weiße Wölfin inzwischen verschwunden. Kann es sein, dass sie nicht nur Schlechtes anzeigt?, fragte sich Marie, während sie Allison Isbel zeigte, wo sie hintreten musste, damit sie sich nicht den Knöchel verstauchte.
    »Gemütlich haben Sie es hier«, stellte James fest, als er mit der flachen Hand gegen die grob behauenen Balken schlug. »Und vor allem warm«, setzte Philipp hinzu. »Die Cree halten uns für verrückt, aber hin und wieder kommen sie doch her, um sich unser komisches Tipi anzuschauen.«
    Während Philipp noch ein paar Scheite in den Kamin warf, bereitete Marie den Tee vor.
    »Es ist leider kein Earl Grey, sondern ein Tee aus Kräutern, die wir hier im Wald gesammelt haben«, erklärte Marie. »Aber er schmeckt vorzüglich.«
    »Wenn er wirklich so gut ist, müssen Sie mir unbedingt das Rezept mitgeben«, entgegnete Allison, die es sich auf der Bank mit dem Bärenfell gemütlich gemacht hatte.
    »Sie haben von Neuigkeiten gesprochen. Was hat sich denn inzwischen in Selkirk getan?« Philipp war beunruhigt.
    Isbel jedoch lächelte breit. »Es sind Neuigkeiten, die Sie durchaus interessieren werden. Ich habe sie schon dieser Onawah mitgeteilt. Wirklich eine äußerst faszinierende Frau.«
    »Und worum geht es?« Marie knetete nervös eines der Geschirrtücher, die ihr Allison vor einigen Monaten mitgegeben hatte. »Hat Corrigan seine Armee inzwischen zusammen?«
    »Ich fürchte, Mr Corrigan wird nicht mehr dazu kommen, irgendeine Armee aufzustellen. Vor zwei Wochen meldete sich eine Abordnung des Gouverneurs bei ihm, weil sie ein Telegramm erhalten hatten, das auf Übergriffe gegen die Cree hinwies. Nun ist der Gouverneur kein großer Freund der Cree, aber er ist auch kein besonderer Freund von Corrigan. Der Bürgermeister wurde verhaftet, allerdings nicht wegen des Anschlags, den er gegen die Cree geplant hatte, sondern wegen Hinterziehung und Amtsmissbrauch. Offenbar hatte er schon an anderen Orten für Unruhe gesorgt.«
    »Was für ein Glück für uns!« Marie atmete erleichtert auf, doch zufrieden war sie nicht. Sie hätte es lieber gesehen, wenn Corrigan für die geplante Vertreibung und den Mord an den Cree zur Verantwortung gezogen worden wäre. Doch dafür hätte sich gewiss kein Richter gefunden.
    »Dennoch, fürchte ich, wird die Eisenbahnlinie kommen«, gab Isbel zu bedenken. »Die Leute von der Canadian Pacific Railway stehen schon in Verhandlungen mit Mr Bellamy, unserem neuen Bürgermeister. Keine Sorge«, setzte er hinzu, als Marie die Stirn runzelte. »Bellamy hat zwar diese merkwürdige Ehrung für Corrigan in seinem Haus stattfinden lassen, doch er ist im Gegensatz zu ihm gemäßigt und strebt keine gewaltsame Lösung an.«
    »Ich hoffe sehr, dass er in der Lage ist, alles ohne Blutvergießen abgehen zu lassen«, setzte Allison Isbel hinzu. »Und vielleicht können Sie dazu beitragen, dass alles gut abläuft und weder die eine noch die andere Seite Gewalt anwendet. Ihre Kontakte zu den Cree werden sicher noch sehr wertvoll sein.«
    »Wir vermitteln gern und hoffen sehr, dass wir helfen können«, antwortete Philipp. »Doch Krieger sind Krieger, das wissen Sie so gut wie ich, Mr Isbel.«
    James nickte. »Ich weiß. Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Menschen endlich einmal etwas ohne den Einsatz von Waffen hinbekommen.«
    Während sie den Kräutertee tranken und Philipp schließlich eine Hirschkeule auf den Spieß steckte, redeten sie über dieses und jenes aus der Stadt. Als die Sprache auf Maries ehemalige Schüler kam, schnitt Isbel natürlich auch gleich ein anderes Thema an.
    »Und Sie sind sicher, dass Sie nicht wieder zurückkommen wollen? Ihr Unterricht war sehr gut, er fehlt meiner Schule.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, doch ich glaube, meine Ziele
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