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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)
Autoren: Claire Bouvier
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Philipp. »Deshalb wollen wir euch bitten, uns bei euch aufzunehmen. In der Stadt bedroht uns Corrigan. Und Marie hat ihre Verlobung gelöst.«
    »Verlobung?«
    »Ich habe mich von dem Mann getrennt, den ich heiraten sollte.« Marie griff nach Philipps Hand. »Weil das hier der Mann ist, den ich wirklich liebe.«
    Ein Lächeln löste Onawahs ernste Miene auf. Sie rief den anderen etwas auf Cree zu, worauf einige Frauen zu jubeln begannen.
    »Ihr müsst mit dem Häuptling sprechen, er wird euch Häute geben für ein Tipi.«
    »Wir wollten eher um die Erlaubnis bitten, in euren Wäldern eine Hütte zu errichten«, sagte Philipp.
    »Warum wollt ihr Wände aus Holz um eure Luft?«
    Marie lächelte sie breit an. »So seltsam sind wir Weißen nun mal. Aber es wäre schön, wenn wir in eurer Nähe siedeln dürften. Ich würde euch im Gegenzug meine Sprache beibringen.«
    »Aber die bringt uns Tahawah bei. Hat übrigens Kind im Bauch, kurz nach Hochzeit.«
    »Ich werde ihr gleich gratulieren. Aber ich kann euch noch mehr beibringen, wenn ihr mich lasst.«
    »Das besprechen wir morgen. Heute feiern wir erst mal, dass ihr hier seid.«
    Damit zog Onawah die beiden mit in ihr Zelt.
    Drei Monate gingen ins Land, bis der Bau der Blockhütte fertig war. Glücklicherweise verspätete sich der Winter in diesem Jahr, sodass sie sich noch nicht durch den Schnee kämpfen mussten, wenn sie zu den Cree kamen.
    Die Abende verbrachten Philipp und Marie meist auf dem Bärenfell vor dem Feuer, oft in leidenschaftlicher Umarmung. Keiner von ihnen konnte sich das Leben besser vorstellen, als in diesen Momenten.
    Eines Tages jedoch hämmerte es heftig an die Tür. Als Philipp öffnete, blickte er ins Gesicht von Nahi, einer Cousine von Tahawah, die in zwei Monaten entbinden würde.
    »Ihr kommen!«, rief die junge Frau aufgeregt. »Reiter!«
    Marie blickte erschrocken zu Philipp. Waren das die Männer aus der Stadt? Hatte Corrigan seine Truppe endlich beisammen?
    Bevor sie fragen konnte, rannte die Frau auch schon wieder davon.
    Philipp, der dasselbe dachte wie sie, griff nach seiner Waffe. Allein würde er mit ihr nichts ausrichten können, aber er wusste, dass die Cree ebenfalls über Gewehre verfügten.
    »Bleib besser hier«, sagte er zu Marie, die sich bereits ihr Büffelfell über die Schultern warf. »Es könnte vielleicht gefährlich werden.«
    »Gerade deshalb sollte ich mitkommen«, entgegnete Marie entschlossen. »Vielleicht kann ich ihnen ins Gewissen reden.«
    »Du reizt sie eher, dass sie erst recht schießen«, entgegnete Philipp mit einem schiefen Lächeln. »Dafür hast du Talent.«
    »Ich werde versuchen, diplomatisch zu bleiben. Und wenn es wirklich gefährlich wird, laufe ich zurück in den Wald.«
    Philipp, der wusste, dass sie das nicht tun würde, gab sich geschlagen. »Also gut, dann komm mit. Aber du hältst dich hinter mir.«
    Anstatt zu protestieren, gab Marie Philipp einen Kuss; dann verließen sie eilig die Hütte.
    Während sie zwischen den Baumstämmen hindurchhuschten, lauschten sie voraus auf irgendwelche verdächtigen Geräusche oder Stimmen.
    Auf einmal meinte Marie, eine Bewegung zwischen den Bäumen zu sehen. Als sie zur Seite blickte, erkannte sie etwas Weißes.
    »Die Wölfin!«, presste sie erschrocken hervor.
    Philipp, der sich für die indianischen Schutzgeister nicht so recht erwärmen konnte, winkte ab. »Dass es gefährlich wird, kann ich dir auch so sagen. Du kannst immer noch umkehren.«
    »Nein, ich bleibe bei dir«, beharrte Marie, während sie die Wölfin musterte, die sich inzwischen vor einem Baumstamm niedergelassen hatte. Beschütze uns, wenn du schon da bist!, sagte sie ihr in Gedanken.
    Auch als sie an den Waldrand kamen, vernahmen sie noch keine Schüsse, doch sie wussten beide, dass dieser Friede trügerisch sein konnte. Vielleicht versuchten Corrigan und die anderen die Cree erst einmal mit Worten zu vertreiben. Philipp beschleunigte seinen Schritt ein wenig, weil er in der Lage sein wollte zu schießen, bevor die gegnerischen Kugeln Marie treffen konnten.
    Plötzlich stockte er.
    »Was ist?«, fragte Marie, der das Herz bis zum Hals schlug. Anstelle einer Horde Reiter erblickte Marie lediglich zwei Pferde. Waren das die Pelzhändler?
    »Gehen wir nachsehen«, sagte Philipp, der vorsichtshalber seine Waffe in der Hand behielt.
    Im Lager angekommen, erblickten sie zunächst eine Menge von Cree, die mit Fellen über den Schultern die Neuankömmlinge betrachteten. Dann sahen sie die beiden
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