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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)
Autoren: Claire Bouvier
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ruhiger, freundlicher Mensch sei. Ich unterschrieb den Vertrag mit der Maßgabe, den Mann, der für meine Überfahrt zahlte, direkt nach meiner Ankunft zu heiraten. Außerdem durfte ich nur das Nötigste an Gepäck mitnehmen. Da unserer Familie weder die Lehrerwohnung noch das Pfarrhaus gehört hatte, verkaufte ich die wenigen Habseligkeiten, die ich nicht mitnehmen konnte, und packte eine Tasche, mit der ich mich zwei Monate später zusammen mit anderen Frauen auf das Schiff begab, das mich nach Kanada bringen sollte.

37. Kapitel

    Entgegen Philipps Befürchtungen folgten ihnen Corrigans Männer nicht. Erst weit außerhalb der Stadt, im dichten Wald, machten sie halt, um ihr Lager aufzuschlagen.
    Als sie ins prasselnde Feuer blickten, wurde Marie bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatten. Die Sache an der Stadtgrenze hätte auch anders ausgehen können.
    Schutzsuchend kuschelte sie sich an Philipps Schulter. Sein Duft und seine Wärme beruhigten ihre Sinne ein wenig und nahmen ihr die Angst. Mochte er auch nicht der stärkste Mann auf Erden sein – dennoch fühlte sie sich in seiner Nähe geborgen und beschützt.
    »Wohin sollen wir nun gehen?«, fragte er, während er sie auf den Scheitel küsste. »Wir könnten nach Süden gehen, in die Vereinigten Staaten.«
    »Wirst du da nicht gesucht?«
    »Ja, aber ich glaube nicht, dass mich da noch jemand erkennt.«
    »Wie wäre es weiter im Norden?«
    »Da ist es noch kälter als hier. Und es gibt noch mehr Wölfe.«
    »Vor Wölfen habe ich keine Angst.«
    »Stimmt, dein Schutztier hätte ich beinahe vergessen. Ganz oben im Norden gibt es viele weiße Wölfe. Polarwölfe.«
    Marie schüttelte den Kopf. »Nein, so viel liegt mir nicht daran, noch mehr davon zu sehen. Die eine Wölfin reicht. Wusstest du eigentlich, dass mich die Cree auch so genannt haben? Weiße Wölfin?«
    »Das habe ich nicht mitbekommen, als wir dort waren.«
    »Da haben sie den Namen auch nicht benutzt.«
    Marie verstummte, als ein Gedanke sie plötzlich streifte. Es war, als würde ihr die Stimme ihres Bruders zuflüstern: Du weißt schon, wohin du gehen sollst.
    »Wir könnten zu den Cree gehen.«
    »Für immer?«, fragte Philipp verwundert.
    »Warum nicht?« Marie setzte ein verträumtes Lächeln auf. »Der Indian Summer ist dort bestimmt wunderschön.«
    »Aber der Winter wird hart«, gab Philipp zu bedenken. »Wir sollten uns zumindest eine Hütte in den Wäldern errichten. Die Tipis der Cree mögen schon gut sein, aber irgendwie sind mir im Winter feste Wände und ein prasselndes Feuer lieber.«
    »Wir werden genug Zeit haben, uns ein Heim zu errichten.« Marie erhob sich und streckte die Hand nach ihm aus. »Jetzt lass uns schlafen gehen.«
    Als sich im Schutz der Zeltplanen ihre Lippen trafen, war es Marie, als würde sich ein alter Fluch von ihrer Seele heben. Alle Lieblosigkeit, alle Enttäuschungen und auch die Trauer lösten sich auf. Sie waren in die Abstellkammer ihres Herzens verbannt worden. Als sie mit Philipp nackt auf die Decke sank, ihre Körper in Leidenschaft verschlungen und ihre Seelen ineinander versunken, gab es keine Gefahr und keine Bedrohung, nur sie beide.
    Später, als sie erschöpft nebeneinander lagen, griff Marie unter ihr Kleiderbündel und zog das Büchlein heraus. Dass Stella und Jeremy es gelesen haben könnten, war ihr unangenehm, aber vielleicht wurde es wieder rein, wenn sie jemandem, der sie liebte die darin aufgeschriebene Geschichte erzählte.
    »Was ist das?«, fragte Philipp verwundert, während er ihre Schultern und ihre Wangen streichelte. »Du willst mir doch jetzt keine Unterrichtsstunde geben, oder?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Ich will nur, dass du alles von mir hast. Wirklich alles.«
    »Hatte ich das nicht eben?« Spielerisch küsste er ihr Ohrläppchen.
    »Meinen Körper hattest du. Und meine Seele. Aber das hier ist meine Vergangenheit, und ich will, dass du sie kennst, damit du weißt, was du dir mit mir eingefangen hast.«
    Marie beugte sich über ihn und küsste ihn leidenschaftlich. »Ich liebe dich, Philipp Carter!«
    Onawah musterte sie ungläubig, als sie ins Lager ritten und schließlich vor ihrem Zelt haltmachten.
    »Wieder schlechte Nachrichten?«, fragte sie skeptisch, nachdem sie Marie in die Arme geschlossen hatte.
    »Nein, diesmal sind wir gekommen, weil wir bei euch bleiben wollen.«
    Verwundert hob die Heilerin die Brauen. »Ihr wollt bleiben? Hier?«
    »Wir haben keinen anderen Ort, an den wir gehen können«, erklärte
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