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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition)
Autoren: Inez Corbi
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steckte voller neuer Möglichkeiten.  
    *  
    Im Dunkel der Nacht glomm das Herdfeuer der kleinen Hütte als warmer Schein durch die Ritzen in den Flechtwänden und ergoss sich als schmaler Streifen aus der Türöffnung. Ningali beobachtete, wie Mo-Ra Zwiesprache hielt mit dem Land, das die Ahnen einst ins Leben gesungen hatten. Auch Dan-Kin trat jetzt heraus, legte die Arme um Mo-Ra und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann gingen beide wieder hinein. Bald darauf vernahm Ningali erneut die wohligen kleinen Laute, die klangen, als würde Mo-Ra etwas ganz ausnehmend gut gefallen.  
    Einen Moment lang war Stille, dann hörte sie ihren Bruder und Mo-Ra miteinander reden und leise lachen. Auch Ningali lachte, lautlos und glücklich. Sie würde auf die beiden aufpassen, so, wie sie es schon lange getan hatte. Aber jetzt war es Zeit, sie alleine zu lassen.  
    Sie legte dem Dingo kurz die Hand auf den Kopf, dann drehte sie sich um und verschwand zwischen den Bäumen.  

NACHWORT  
     
    Im 18 . Jahrhundert nahm die Bevölkerung in den englischen Städten rasant zu. Die Kriminalitätsrate stieg, die Gefängnisse waren überfüllt, da sich die seit 1776 unabhängigen Vereinigten Staaten von Amerika weigerten, noch länger britische Sträflinge aufzunehmen. Wenige Jahre zuvor war James Cook an der Ostküste des damals noch »Neuholland« genannten Australiens gelandet und hatte die Hälfte des Landes formell als Neusüdwales für die britische Krone in Besitz genommen. Dort wollte man eine Sträflingskolonie gründen.  
    1788 trafen mit der »First Fleet« (Ersten Flotte) elf Schiffe in Australien ein. Mehr als tausend Menschen gingen von Bord, 740 davon waren Sträflinge; sie und ihre Bewacher gelten als Gründer des heutigen Australiens. Die erste Ansiedlung wurde nach dem damaligen britischen Innenminister Sydney benannt.  
    Die Anfangsjahre überstand die junge Kolonie nur mit Mühe. Die Ausrüstung war unzureichend, kaum einer der Neuankömmlinge hatte landwirtschaftliche Erfahrung, und Missernten trieben die Sträflingskolonie an den Rand einer Hungersnot. Zwei weitere Flotten folgten, die noch mehr Sträflinge, aber auch dringend benötigte Nahrungsmittel brachten.  
    Verbannte man anfangs hauptsächlich einfache Straftäter wie Diebe oder Prostituierte nach Australien, so folgten nach 1798 auch etliche irische Rebellen, die sich gegen die englische Herrschaft in Irland aufgelehnt hatten. Viele dieser Sträflinge saßen dem Gerücht auf, dass nur wenige Tagesmärsche entfernt im Westen, gleich hinter den Bergen, China läge. Manch einer floh und suchte das verheißungsvolle Land, das ein sorgenfreies Leben versprach. Kaum einer kehrte zurück, was das Gerücht zusätzlich nährte.  
    Zu den ersten Sträflingslagern gehörte auch Norfolk Island, 1500 Kilometer vor dem Festland im Pazifik gelegen. Zur berüchtigten »Teufelsinsel«, auf die man die unverbesserlichen Verbrecher schickte, wurde die Insel allerdings erst ab 1825  – dies habe ich aus dramaturgischen Gründen ein wenig vorgezogen. Etliche Sträflinge wählten lieber den Tod als die Verbannung dorthin, wobei viele Katholiken aus Angst vor der Todsünde des Selbstmords die Lösung vorzogen, die Samuel auch Duncan vorschlägt.  
    Es ist nicht bekannt, ob es um 1800 einen irischen Arzt gab, der an der Entwicklung eines, wie Dr. McIntyre es nennt, oculus introspectans forschte. Bekannt ist allerdings, dass der deutsche Arzt Philipp Bozzini 1806 mit seinem »Lichtleiter« den Vorläufer eines solchen Geräts erfand.  
    1868 gelang es Prof. Adolf Kußmaul, einem Schwertschlucker ein Metallrohr durch die Speiseröhre bis in den Magen zu schieben; diesem Instrument war jedoch wegen mangelnder Beleuchtung kein Erfolg beschieden. Es sollte noch Jahre dauern, bis ein beleuchtbares Gastroskop hergestellt werden konnte.  
    Neben meinen eigenen Protagonisten habe ich einige historische Persönlichkeiten auftreten lassen, darunter Gouverneur King und seine Frau Anna, John und Elizabeth Macarthur, die Begründer der Schafzucht in Australien, und natürlich D’Arcy Wentworth, von dem übrigens angenommen werden darf, dass er Jane Austen gleich zu zwei ihrer Figuren inspiriert hat: Mr Darcy und Captain Wentworth. Die Figur des Joseph, des »wilden weißen Mannes«, basiert locker auf dem ehemaligen Sträfling John Wilson, der lange bei den Aborigines lebte und es unter dem Namen Bun-Boe sogar bis zum Stammeshäuptling brachte. Die Ereignisse in Kapitel  20
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