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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne
Autoren: Charles Bukowski
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Literaturzeitschrift, die sich ›Retort‹ nannte. Seine Frau trug lange durchsichtige Gewänder, ging barfuß und führte den Männern ihren Slip vor.
    »Eins hat mir gleich an dir gefallen«, sagte Lydia, »und zwar, daß du nie den Fernseher anstellst. Mein Ehemaliger hat jeden Abend stundenlang vor dem Fernseher gehockt. Und am Wochenende wurde es ganz schlimm. Sogar das Ficken mußte sich nach dem Fernsehprogramm richten.«
    »Hm …«
    »Und was mir noch gefallen hat, war deine verdreckte Wohnung. Bierflaschen auf dem ganzen Fußboden und überall. Dreckiges Geschirr, verkrustete Scheiße in der Kloschüssel, und mehrere Dreckränder in deiner Badewanne. Und all die rostigen Rasierklingen rings um die Wanne und auf dem Waschbecken. Ich hab gleich gewußt, daß du Pussy schleckst.«
    »Du beurteilst einen Mann nach seiner Wohnung, wie?«
    »Genau. Wenn seine Wohnung sauber ist, weiß ich gleich, daß was nicht stimmt mit ihm. Und wenn sie zu sauber ist, dann ist er ’ne Schwuchtel.«
    Wir parkten und stiegen aus. Das Apartment lag im zweiten Stock. Man hörte Musik. Wir gingen rauf, und ich drückte auf die Klingel. Harry Ascot kam an die Tür. Er hatte ein freundliches generöses Lächeln im Gesicht.
    »Kommt rein«, sagte er.
    Da hockten sie in Gruppen beisammen und tranken Wein und Bier. Lydia ging rein und war gleich Feuer und Flamme. Ich sah mich um und setzte mich auf den Boden. Sie hatten lange Bretter auf dem Boden, mit Tellern und Besteck. Offenbar sollte gleich das Essen serviert werden. Harry war ein guter Fischer, und auf das Fischen verstand er sich besser als aufs Schreiben und das Auswählen der Beiträge für seine Zeitschrift. Die Ascots lebten praktisch allein von Fisch und nährten derweil die Hoffnung, daß sich Harrys Talente irgendwann zu Geld machen ließen.
    Diana, seine Frau, kam mit den Fischplatten aus der Küche und reichte sie herum. Lydia setzte sich neben mich.
    »So«, sagte sie. »Ich komm zwar vom Land, aber jetzt zeig ich dir mal, wie man Fisch ißt. Paß auf.«
    Sie machte irgendwas mit ihrem Fisch. Das Fleisch pellte sich links und rechts vom Rückgrat ab.
    »Oh, das war aber gut!« sagte Diana. »Das mache ich auch mal. Was sagten Sie doch gleich, woher Sie sind?«
    »Aus Utah. Muleshead, Utah. 100 Einwohner. Ich bin auf einer Ranch aufgewachsen. Mein Vater war ein Säufer. Er ist inzwischen tot. Vielleicht ist das der Grund, warum ich jetzt mit dem da zusammen bin.« Sie zeigte mit dem Daumen auf mich.
    Wir aßen. Als der Fisch alle war, brachte Diana die Gräten raus. Dann gab es Schokoladenkuchen und starken (billigen) Rotwein.
    »Mmmm, fabelhaft, dieser Kuchen«, sagte Lydia.
    »Kann ich noch ein Stück haben?«
    »Aber sicher, Darling«, sagte Diana.
    »Mr. Chinaski«, sagte jetzt eine Dunkelhaarige am anderen Ende des Zimmers, »ich habe in Deutschland Übersetzungen von Ihren Sachen gelesen. Sie sind sehr populär in Deutschland.«
    »Freut mich zu hören«, sagte ich. »Hoffentlich schicken die mir auch bald mal Geld.«
    »Oh, komm«, sagte Lydia, »bloß keine literarischen Gespräche. Laß uns was tun!« Sie sprang auf und wedelte mit beiden Armen. »Los, wir tanzen!« rief sie.
    Harry Ascot setzte wieder sein freundliches generöses Lächeln auf, ging an den Plattenspieler und drehte ihn auf volle Lautstärke.
    Lydia kurvte außen um die Bretter herum, und ein junger blonder Boy mit Löckchen auf der Stirn kam auf sie zu. Sie begannen zu tanzen. Andere standen auf und tanzten. Ich blieb sitzen.
    Randy Evans saß neben mir und begann jetzt zu reden. Er redete und redete. Ich verstand kein Wort. Die Musik war zu laut.
    Ich sah Lydia und dem Blonden mit den Löckchen beim Tanzen zu. Lydia hatte den Bogen wirklich raus. Sie bewegte sich fast so, als hätte sie den Kerl im Bett. Ich sah mir die anderen Girls an, und die schienen sich nicht so zu bewegen. Naja, dachte ich, das liegt wahrscheinlich daran, daß ich Lydia schon näher kenne und die anderen nicht.
    Randy redete weiter auf mich ein, obwohl ich keine Antwort gab. Dann war der Tanz zu Ende, und Lydia kam her und setzte sich wieder neben mich.
    »Puuh, ich bin ganz außer Atem. Ich glaub, ich bin nicht mehr in Form.«
    Die nächste Platte fiel herunter, und Lydia stand auf. Der Boy mit den Löckchen wartete schon auf sie. Ich hielt mich an den Wein und das Bier.
    Weitere Platten wurden abgefahren. Lydia und der Blonde tanzten und tanzten, und bei jedem Tanz schienen sie mehr auf Tuchfühlung zu gehen. Sie
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