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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne
Autoren: Charles Bukowski
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verlor einiges von ihrem Pep und Humor. Der Buchhändler – Randy Evans hieß er – war an sich ein ganz passabler Mensch. Er wollte Schriftsteller werden, doch er war so auf Kafka fixiert, daß er keinen klaren Satz zustande brachte. Wir hatten etwas von ihm veröffentlicht, um ihn nicht unnötig zu entmutigen. Außerdem brauchten wir ihn und seinen Buchladen für den Vertrieb der Zeitschrift.
    Ich trank mein Bier und lief herum. Ich ging hinaus auf die hintere Veranda, setzte mich auf die Stufen und sah einem großen schwarzen Kater zu, der auf einer Mülltonne saß und vergebens nach einer Möglichkeit suchte, um reinzukommen. Ich ging zu ihm hin, er sprang herunter, rannte ein Stück weg und blieb stehen. Ich nahm den Deckel von der Mülltonne. Der Gestank war überwältigend. Ich kotzte rein. Der Deckel fiel mir aus der Hand. Als ich wegging, kam der Kater zurück und sprang mit einem Satz auf den Rand der Mülltonne. Er zögerte, sein Fell schimmerte im matten Licht des Halbmonds, dann sprang er in die Soße rein.
    Als ich wieder ins Zimmer kam, unterhielt sich Lydia immer noch mit Randy, doch jetzt fiel mir auf, daß sie unter dem Tisch ihre Zehen an seinem Bein rieb. Ich machte mir ein neues Bier auf.
    Sammy brachte die Leute zum Lachen. Das machte sonst immer ich, und es gelang mir auch ein bißchen besser als ihm, doch an diesem Abend war ich nicht besonders in Form. Es waren 15 oder 16 Typen da und zwei Frauen – Lydia und April. April lebte von einer Invalidenrente. Sie lag mitten im Zimmer auf dem Fußboden. Nach einer Stunde oder so stand sie auf und ging mit einem ausgebrannten Speed Freak namens Carl weg. Nun mußten immer noch 15 Typen verschwinden, bis ich Lydia für mich allein hatte. In der Küche entdeckte ich einen halben Liter Scotch. Ich nahm mir noch eine Handvoll zum Knabbern dazu und ging damit nach hinten auf die Veranda.
    Es wurde spät, und die Typen machten sich nach und nach auf den Weg. Selbst Randy Evans ging. Bald waren nur noch Sammy, Lydia und ich übrig. Lydia begann auf Sammy einzureden. Sammy machte ein paar witzige Bemerkungen, und ich rang mir ein Lachen ab. Dann mußte auch er gehen.
    »Sammy, bitte, geh noch nicht!« sagte Lydia.
    »Ach Scheiße, laß den Kid doch gehn«, sagte ich.
    »Yeah, ich muß los«, sagte Sammy.
    Als er weg war, sagte Lydia: »Das war nicht nötig, ihn so rauszuekeln. Sammy ist so nett und spaßig. Du hast ihm weh getan!«
    »Aber ich will doch auch mal allein mit dir reden, Lydia. Du bist mir wichtiger als diese anderen da.«
    »Aber dich kenn ich ja schon. Die anderen kenn ich nicht. Ich komm nicht mit so vielen Leuten zusammen wie du. Ich mag Leute!«
    »Ich nicht.«
    »Das weiß ich. Aber ich. Zu dir kommen sie, weil du so einen halben Namen hast. Dir wär’s vielleicht lieber, sie würden nicht zu dir kommen.«
    »Stimmt. Je weniger ich von ihnen sehe, desto lieber sind sie mir.«
    »Du hast Sammy weh getan.«
    »Ach Scheiße, der ist nach Hause zu seiner Mutter. Vergiß ihn, ja?«
    »Du bist eifersüchtig. Du bist unsicher. Glaubst du vielleicht, ich will mit jedem ins Bett, mit dem ich mich unterhalte?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Wie wär’s mit einem bißchen Scotch?«
    Ich stand auf und mixte ihr einen. Lydia zündete sich eine lange Zigarette an und nippte an ihrem Drink.
    »Siehst wirklich gut aus mit diesem Hut«, sagte ich.
    »Diese violette Feder da. Macht was her.«
    »Das ist der Hut von meinem Vater.«
    »Wird er ihn nicht vermissen?«
    »Nee. Er ist tot.«
    Ich bugsierte sie rüber zur Couch und gab ihr einen langen Kuß. Sie erzählte mir von ihrem Vater. Er war vor kurzem gestorben und hatte den vier Schwestern ein bißchen Geld hinterlassen. Das hatte ihnen geholfen, Emanzen zu werden, und Lydia hatte es die Möglichkeit gegeben, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen, doch der wollte keine Alimente zahlen. Sie erzählte mir auch etwas von einem Nervenzusammenbruch und daß sie einige Zeit in einer Heilanstalt gewesen sei. Ich küßte sie wieder. »Komm«, sagte ich, »wir gehn rein und legen uns aufs Bett. Ich bin müde.«
    Zu meiner Überraschung folgte sie mir ins Schlafzimmer. Ich streckte mich auf dem Bett aus und schloß die Augen. Ich spürte, wie sie sich auf die Bettkante setzte. Sie zog ihre Stiefel aus. Ich hörte, wie erst der eine zu Boden fiel, dann der andere. Ich begann, meine Kleider auszuziehen. Dann langte ich hoch und knipste das Licht aus. Sie ließ es nicht bei den Stiefeln. Sie zog sich noch
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