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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne
Autoren: Charles Bukowski
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waren der Mittelpunkt, die anderen flatterten um sie herum.
    Ich beschäftigte mich weiter mit dem Bier und dem Wein.
    Jetzt kam eine besonders laute und aufregende Nummer aus den Stereo-Boxen. Der Boy mit den goldenen Löckchen hob beide Arme über den Kopf. Lydia drängelte sich an ihn. Es war dramatisch, sehr sogar, erotisch. Sie packten sich an den Händen und preßten die Körper aneinander. Der Boy warf abwechselnd ein Bein nach hinten, und Lydia machte es ihm nach. Sie sahen einander in die Augen. Die Platte lief und lief. Schließlich war auch das zu Ende.
    Lydia kam zurück und setzte sich neben mich. »Jetzt bin ich aber wirklich geschafft«, sagte sie.
    »Schau her«, sagte ich, »ich glaub, ich hab zuviel getrunken. Vielleicht sollten wir hier verschwinden.«
    »Du Blödmann. Ich hab gesehn, wie du’s in dich reingeschüttet hast.«
    »Gehn wir. Es gibt noch andere Parties.«
    Wir standen auf. Lydia ging rüber und sagte etwas zu Harry und Diana. Sie kam zurück, wir gingen zur Tür, und als ich gerade die Klinke in der Hand hatte, kam der Boy mit den goldenen Löckchen her und sagte zu mir:
    »Hey, Mann, wie hat Ihnen unser Tanz gefallen?«
    »Nicht schlecht«, sagte ich.
    Kaum waren wir draußen, begann ich zu kotzen. Der Wein und das ganze Bier kamen mir hoch, es platschte ins Gebüsch, auf den Gehsteig, es glitzerte im Mondschein.
    »Der Kerl hat dir nicht gepaßt, hab ich recht?« sagte sie.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Shit, es sah aus, als wär’s ein Fick. Vielleicht noch besser.«
    »Es hatte doch nichts zu bedeuten. Wir haben bloß getanzt.«
    »Angenommen, ich mach das mit einer Frau auf der Straße? Wär das okay, wenn ein bißchen Musik dazu läuft?«
    »Du verstehst mich nicht. Nach jedem Tanz bin ich wieder zu dir gekommen und hab mich neben dich gesetzt. Verstehst du das nicht?«
    »Schon gut, schon gut«, sagte ich. »Augenblick noch.«
    Ich würgte nochmal einen Schwall in irgendeine halb verdorrte Zierhecke. Dann ließen wir den Echo Park Distrikt hinter uns und fuhren auf dem Hollywood Boulevard nach Westen, Richtung Vermont.
    »Weiß du, wie wir Typen wie dich nennen?« fragte Lydia.
    »Nein.«
    »Wir nennen sie Partykiller.«

7
    Das Flugzeug kurvte auf Kansas City herunter, und der Pilot sagte, draußen seien es 7 Grad unter Null, und ich saß da in meiner leichten kalifornischen Jacke, einem Sporthemd, dünnen Hosen, Sommersocken, und mit Löchern in den Schuhsohlen. Als wir gelandet waren und an die Rampe gezogen wurden, griffen sie ringsum zu ihren Wintermänteln, Handschuhen, Mützen und Ohrenschützern. Ich ließ alle aussteigen und kletterte als letzter aus der Luke. Drüben an einem Gebäude lehnte Frenchy und wartete auf mich. Frenchy war Dozent für Theaterwissenschaft und sammelte Bücher, hauptsächlich meine.
    »Willkommen in Kansas Shitty, Chinaski!« sagte er und hielt mir eine Flasche Tequila hin.
    Ich nahm einen tüchtigen Schluck und folgte ihm hinaus auf den Parkplatz. Ich hatte kein Gepäck, nur eine Mappe voll Gedichte. Der Wagen verfügte über eine Heizung. Das war angenehm. Wir saßen eine Weile da, wärmten uns auf und stärkten uns aus der Flasche. Dann fuhren wir los.
    Die Straßen waren vereist.
    »Bei dem verschissenen Straßenzustand kann nicht jeder fahren«, sagte Frenchy. »Da muß man schon genau wissen, was man tut.«
    Ich klappte meine Mappe auf und las Frenchy das Liebesgedicht vor, das mir Lydia vor dem Abflug mitgegeben hatte.
    »… dein purpurroter Schwanz, krumm wie ein …«
    »… und wenn ich dir die Pickel ausdrücke, spritzt die Soße wie Sperma …«
    »OH SHIT!« brüllte Frenchy. Der Wagen rutschte quer über die Straße. Frenchy kurbelte am Lenkrad.
    »Frenchy«, sagte ich und setzte die Flasche Tequila an, »ich glaub, so schaffen wir das nie.«
    Wir schlitterten über die Straße und landeten in einem drei Fuß tiefen Graben. Ich gab ihm die Flasche rüber.
    Wir stiegen aus und kletterten die Böschung hinauf. Dann hielten wir den Daumen raus und teilten uns den Rest aus der Flasche. Endlich hielt einer. Der Mann war Mitte Zwanzig und wirkte ziemlich angetrunken. »Wo soll’s denn hingehn?«
    »Zu einer Dichterlesung«, sagte Frenchy.
    »Dichterlesung?«
    »Yeah. An der Universität.«
    »All right. Steigt ein.«
    Er war Spirituosenhändler. Auf dem Rücksitz stapelten sich Kästen voll Bier.
    »Nehmt euch ein Bier«, sagte er. »Für mich auch eins.«
    Er brachte uns hin. Wir fuhren mitten auf den Campus und parkten vor dem
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