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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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verschiedene Positionen in diversen Unternehmen seines Vaters bekleidet und das schillernde Leben eines internationalen Playboys und des begehrtesten Junggesellen der Welt genossen. Soweit Kate wusste, hatte er nie einen Funken Initiative gezeigt und auch nicht das Bestreben erkennen lassen, sich aus der Umklammerung seines Vaters zu lösen – ganz zu schweigen davon, dass er sich als sein Nachfolger empfohlen hätte.
    Kate betrachtete sein perfektes Gesicht. Das ist ein Vogel, der sich im goldenen Käfig wohl fühlt, sagte sie sich. Von Beruf Sohn.
    Dennoch spürte sie, wie sie unter seinem Blick errötete und schämte sich ihrer instinktiven Reflexe.
    Sie hatte für ein paar Sekunden nichts mehr gesagt; Bobby harrte noch immer einer Antwort auf die Einladung zum Abendessen.
    »Ich denke darüber nach, Bobby.«
    Er schien verwirrt – als ob er noch nie einen so vagen Bescheid erhalten hätte. »Gibt es vielleicht ein Problem? Wenn Sie wollen, kann ich auch…«
    »Meine Damen und Herren…«
    Alle Köpfe drehten sich, und Kate war entlastet.
    Hiram hatte eine Bühne am Ende der Cafeteria betreten. Hinter ihm hing eine riesige SoftScreen, auf der er mit Kopf und Schultern abgebildet wurde. Er lächelte auf die Anwesenden herab wie ein gütiger Gott, und Drohnen mit juwelenartigen Bildern der verschiedenen OurWorld- Kanäle schwebten wie ein Heiligenschein um seinen Kopf. »Zunächst darf ich Ihnen allen für Ihre Geduld danken und dafür, dass Sie gekommen sind, um diesem historischen Moment beizuwohnen. Die Show möge beginnen!«
    Der geckenhafte Virtuelle in der limonengrünen Uniform materialisierte auf der Bühne neben Hiram; seine altmodische Brille funkelte im Scheinwerferlicht. Er hatte drei Kameraden in pink, blau und scharlachrot dabei, die alle mit einem Musikinstrument bewaffnet waren – eine Oboe, eine Trompete und eine Piccoloflöte. Es gab vereinzelten Applaus. Die vier machten eine angedeutete Verbeugung und tänzelten in den rückwärtigen Bereich der Bühne, wo ein Schlagzeug und drei E-Gitarren auf sie warteten.
    »Diese Darstellung wird von einer Station nahe Brisbane in Australien zu uns nach Seattle übertragen«, sagte Hiram, »wobei sie mit einer Zeitverzögerung von wenigen Sekunden über verschiedene Nachrichtensatelliten läuft. Ich muss euch sagen, die Jungs haben in den letzten paar Jahren einen Haufen Kohle gemacht – der neue Song ›Let Me Move You‹ war für vier Wochen die Nummer Eins auf der Welt, und der ganze Erlös wurde für wohltätige Zwecke gespendet.«
    »Neuer Song«, murmelte Kate zynisch.
    Bobby beugte sich zu ihr hinüber. »Sie mögen die Fabulous Five nicht?«
    »Ach, kommen Sie«, sagte sie. »Die Originalgruppe ist vor fünfundsechzig Jahren auseinandergegangen. Zwei der Bandmitglieder sind schon vor meiner Geburt gestorben. Ihre Gitarren und Schlagzeuge waren klobig und altmodisch im Vergleich zu den neuen Airware-Bands, wo die Musik dem Tanz der Darsteller folgt… und überhaupt sind diese ganzen neuen Songs Müll, der von Experten-Systemen aufpoliert wurde.«
    »Alles Teil unseres – wie bezeichnen Sie es in Ihren Polemiken? – unsres kulturellen Verfalls«, sagte er mit sanfter Stimme.
    »Teufel, ja«, entgegnete sie übellaunig, was ihr angesichts seiner Unbekümmertheit fast schon peinlich war.
    Hiram redete noch immer. »… kein bloßes Hirngespinst. Ich wurde im Jahr 1967 geboren, im Sommer der Liebe. Manch einer sagt, in den Sechzigern hätte eine Kulturrevolution stattgefunden, die im Sand verlaufen wäre. Vielleicht stimmt das – wenn man das Fehlen konkreter Auswirkungen als Maßstab nimmt. Dennoch hat diese Zeit mit ihrer Musik von Liebe und Hoffnung mich und andere meiner Generation nachhaltig geprägt.«
    Bobbys und Kates Blicke trafen sich. Er tat so, als ob er sich übergeben müsse, und sie hielt schnell die Hand vor den Mund, um nicht vor Lachen loszuprusten.
    »… und am Höhepunkt jenes Sommers, am 25. Juni 1967, wurde eine globale Fernsehshow veranstaltet, um der Menschheit die Leistungsfähigkeit des noch in den Kinderschuhen steckenden Kommunikations-Netzwerks zu demonstrieren.« Hinter Hiram gab der Fabulous Five-Schlagzeuger den Takt vor, und die Gruppe legte mit einer zum Trauermarsch verfremdeten Parodie der Marseillaise los, die in eine schön gesungene dreiteilige Harmonie überging. »Das war Englands Beitrag«, übertönte Hiram die Musik. »Ein Lied über die Liebe, das für zweihundert Millionen Menschen auf der ganzen Welt
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