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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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mehr. Keine Form, kein definites Licht, keine Farbe außer einem blutigen Rotton. Dennoch registrierte sie Bewegung, ein langsames, bedrohliches und endloses Zucken, das von Blasen durchsetzt wurde, die emporstiegen und platzten. Es war, als ob eine brackige Brühe blubberte.
    »Wir haben das erreicht«, sagte Hiram, »was die Physiker als Planck-Länge bezeichnen. Wir befinden uns nun zwanzig Größenordnungen unter dem virtuellen Teilchen-Niveau, das wir gesehen hatten. Auf dieser Ebene sind wir nicht mehr imstande, die Struktur des Raums hinreichend zu beschreiben: Topologie und Geometrie lösen sich auf, Raum und Zeit gehen ineinander über.«
    Auf dieser fundamentalen Ebene waren der Ablauf der Zeit und die Ordnung des Raums aufgehoben. Die Vereinheitlichung der Raumzeit wurde von den Kräften der Quantengravitation zerstört, und der Raum mutierte zu einem brodelnden Wahrscheinlichkeits-Schaum, durchzogen von Wurmlöchern.
    »Jawohl, Wurmlöcher«, sagte Hiram. »Was wir hier sehen, sind die Mündungen von Wurmlöchern, die spontan entstehen und mit elektrischen Feldern ausgekleidet sind. Der Raum verhindert per definitionem, dass alle Dinge an einem Ort sich konzentrieren, nicht wahr? Auf dieser Ebene ist der Raum körnig, und wir können uns nicht darauf verlassen, dass diese Definition noch zutrifft. Deshalb vermag eine Wurmloch-Mündung beliebige Punkte in dieser kleinen Region der Raumzeit miteinander zu verknüpfen – überall: Seattle, Brisbane in Australien oder den Planeten eines fremden Sonnensystems. Es ist, als ob die Raumzeit-Brücken spontan entstünden und genauso schnell wieder abgebrochen würden.« Sein großes Gesicht lächelte aufmunternd auf sie herab. Ich verstehe das genauso wenig wie ihr, verkündete das Bild. Vertraut mir. »Meine technischen Mitarbeiter werden Ihnen später für detaillierte Auskünfte zur Verfügung stehen.
    Die eigentliche Frage lautet jedoch, was wir damit überhaupt bezwecken. Vereinfacht ausgedrückt werden wir in diesen Quantenschaum hineingreifen und das Wurmloch herausziehen, das wir gerade brauchen: Ein Wurmloch, das unser Laboratorium hier in Seattle mit einer identischen Einrichtung im australischen Brisbane verbindet. Und nachdem wir dieses Wurmloch stabilisiert haben, wird es eine Leitung darstellen, über die wir Signale übermitteln können – schneller als das Licht.
    Und dies, meine Damen und Herren, ist der Grundstein einer neuen Kommunikations-Revolution. Keine teuren Satelliten mehr, die von Mikrometeoriten sandgestrahlt werden und aus dem Orbit auf die Erde stürzen. Keine lästigen Zeitverzögerungen mehr. Keine horrenden Gebühren mehr – die Welt, unsere Welt, wird endlich wahrhaft vereint sein.«
    Die Musik der Virtuellen wurde nun von lebhaften Diskussionen überlagert, und es wurde sogar Widerspruch laut: »Unmöglich!« – »Wurmlöcher sind instabil. Das weiß jedes Kind.« – »Strahlungseinwirkung führt zum sofortigen Zusammenbruch eines Wurmlochs.« – »Sie wollen nicht im Ernst…«
    Hirams riesiges Gesicht dräute über dem wabernden Quantenschaum. Er schnippte mit den Fingern. Der Quantenschaum verschwand und wurde durch ein einzelnes Artefakt ersetzt, das in der Dunkelheit unter ihren Füßen hing.
    Ein leiser Seufzer ertönte.
    Kate sah eine Anzahl glühender Lichtpunkte – Atome? Die Lichter bildeten eine geodätische Sphäre, die in sich selbst gekrümmt war und langsam rotierte. Und im Innern erkannte sie eine weitere Sphäre, die sich gegenläufig drehte – und darin noch eine Sphäre, und noch eine, bis zur Grenze der Auflösung. Es war wie eine Art Uhrwerk, ein Planetarium aus Atomen. Die ganze Struktur pulsierte in einem fahlen blauen Licht, und sie spürte die Präsenz gewaltiger Energien.
    Sie musste zugeben, dass das alles wunderschön war.
    »Dies wird als Casimir-Maschine bezeichnet«, sagte Hiram. »Sie ist die vielleicht komplizierteste Maschine, die je von Menschenhand erschaffen wurde; eine Maschine, an der wir jahrelang gearbeitet haben – und dabei beträgt ihre Größe nur ein paar hundert Atomdurchmesser.
    Wie Sie sehen, bestehen die Schalen aus Atomen – genauer gesagt aus Kohlenstoffatomen; die Struktur ist der in der Natur vorkommenden stabilen Struktur mit der Bezeichnung ›Buckminster-Fulleren‹ entlehnt, Kohlenstoff-60. Die Schalen entstehen durch den Beschuss von Graphit mit Laserstrahlen. Wir haben die Konstruktion mit elektrischen Ladungen beschickt, und zwar mit Käfigen namens
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