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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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kohlrabenschwarzes Haar, eine markante Hakennase und ein Kinn mit einem hinreißenden Grübchen. Seine multiethnische Abstammung zeigte sich an der hellbraunen Haut und den buschigen schwarzen Brauen über gletscherblauen Augen. Schon in den ersten Sekunden der Kontaktaufnahme schweifte sein Blick so rastlos, als ob es ihm schwer fiele, dem Gegenüber in die Augen zu schauen.
    »Sie starren mich an«, sagte er.
    »Und Sie haben mich erschreckt«, gab sie ihm Kontra. »Aber ich kenne Sie eh schon.« Das war nämlich Bobby Patterson, Hirams einziger Sohn und Alleinerbe – ein berüchtigter Schürzenjäger. Sie fragte sich, wie viele andere Frauen, die ohne Begleitung gekommen waren, dieser Mann heute Abend wohl schon aufs Korn genommen hatte.
    »Und ich kenne Sie, Ms. Manzoni. Oder darf ich Sie Kate nennen?«
    »Meinetwegen. Ich nenne Ihren Vater schließlich auch wie jeder andere Hiram, obwohl ich ihn noch nie zu Gesicht bekommen habe.«
    »Möchten Sie ihn denn kennen lernen? Ich könnte das arrangieren.«
    »Ich bin sicher, dass Sie das könnten.«
    Er musterte sie nun etwas gründlicher. Offensichtlich genoss er den mit Samthandschuhen geführten verbalen Schlagabtausch. »Wissen Sie, ich hätte bei Ihnen gleich auf eine Journalistin getippt – zumindest auf eine Schriftstellerin. Die Art und Weise, wie Sie die Reaktion der Leute auf den Virtuellen beobachtet hatten und nicht den Virtuellen selbst… Ich habe natürlich Ihre Sendungen über den Wurmwald gesehen. Eine ganz schöne Welle, die Sie da gemacht haben.«
    »Aber nicht so groß wie die, wenn das Ding am 27. Mai 2534 im Pazifik einschlägt.«
    Er lächelte und entblößte dabei ein Gebiss, das so ebenmäßig war wie ein Perlenkollier. »Faszinierend, Kate Manzoni«, sagte er. »Sie befragen gerade die Suchmaschine, nicht wahr? Sie holen Auskünfte über mich ein.«
    »Nein.« Diese Unterstellung ärgerte sie. »Ich bin eine Journalistin. Ich brauche keine Gedächtniskrücken.«
    »Ich anscheinend schon. Ich erinnere mich an Ihr Gesicht und an Ihre Geschichte, aber nicht sofort an Ihren Namen. Sind Sie nun beleidigt?«
    »Wieso sollte ich?« fragte sie schnippisch. »Ganz im Gegenteil…«
    »Ganz im Gegenteil verspüren Sie ein leises sexuelles Knistern. Hab’ ich Recht?«
    Ein schwerer Arm legte sich ihr auf die Schultern, und ein Geruch von billigem Rasierwasser stieg ihr in die Nase. Es war Hiram Patterson höchstpersönlich: Einer der berühmtesten Menschen des Planeten.
    Bobby grinste und nahm den Arm seines Vaters sachte weg. »Papa, du bringst mich schon wieder in Verlegenheit.«
    »Ach, scheiß drauf. Das Leben ist eh viel zu kurz, nicht wahr?« Hiram sprach mit deutlichem Akzent. Die langen, nasalen Vokale verrieten, dass seine Ursprünge in Norfolk, England, lagen. Er war seinem Sohn sehr ähnlich, hatte aber einen dunkleren Teint und war kahl bis auf einen schwarzen Haarkranz; die markante Familien-Nase wurde von leuchtend blauen Augen gekrönt, und als er grinste, entblößte er nikotingelbe Zähne. Er wirkte dynamisch und jünger als der Endsechziger, der er war. »Ms. Manzoni, ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Arbeit. Und Sie sehen einfach toll aus, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten.«
    »Was wohl auch der Grund für meine Anwesenheit ist.«
    Er lachte erfreut. »Ja, das auch. Aber ich wollte sichergehen, dass sich wenigstens ein intelligenter Mensch unter die Hohlköpfe von Politikern und Schicki-Mickis mischt, die bei solchen Anlässen immer rudelweise auftreten. Jemand, der in der Lage ist, diesen historischen Moment zu dokumentieren.«
    »Ich bin geschmeichelt.«
    »Nein, sind Sie nicht«, sagte Hiram. »Sie sind ironisch. Bestimmt haben Sie die Mutmaßungen schon gehört, was ich heute Abend sagen werde; und wahrscheinlich haben Sie die Gerüchteküche auch noch angeheizt. Sie halten mich bestimmt für einen größenwahnsinnigen Spinner…«
    »So würde ich es nicht ausdrücken. Was ich sehe, ist ein Mann, der eine neue Maschine propagiert. Hiram, halten Sie es wirklich für möglich, mit einer Maschine die Welt zu verändern?«
    »Maschinen haben die Welt seit jeher verändert! Früher war es das Rad, die Geräte zur Feldbestellung, das Schmelzen von Metall – Erfindungen, die Tausende von Jahren brauchten, bis sie sich weltweit durchgesetzt hatten. Heute dauert es eine Generation oder noch weniger. Denken Sie nur ans Auto oder ans Fernsehen. Als ich ein Kind war, glichen Computer Wandschränken, die von einer Priesterkaste
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