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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels
Autoren: Victoria Hanley
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strahlte er.
    Alle schwiegen für einen Moment, dann sagte Ilona zu Bryn: »Willst du in den Tempel zurückkehren und dem Orakel dienen, vom Wind erwählte Prophetin?«
    Bryn rief sich die funkelnden Lichter der Alabasterkammer ins Gedächtnis, die ihr zu Visionen verholfen hatte, und sie erinnerte sich daran, dass es einmal ihr liebster Wunsch war, Priesterin zu werden.
    »Bevor du eine Antwort gibst«, fuhr Ilona fort, »solltest du wissen, dass ich Clea gefragt habe, ob sie im Tempel bleiben will, um ihre Ausbildung fortzusetzen.
    Sie hat es jedoch vorgezogen, nach Ostland zurückzukehren. Sie bestand auch noch darauf, nachdem ich auf die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkriegs hingewiesen hatte, der zwischen unserer Königin und ihrem Vater ausbrechen könnte, da seine ganzen Machenschaften aufgedeckt worden sind. Deshalb habe ich eine Nachricht an den Tempel geschickt. Bolivar und einige seiner Soldaten sollen uns in Tunise treffen und sie dann nach Osten begleiten.«
    Bryns Herz wurde leichter. Ohne Clea würde der
    Tempel gleich viel wärmer sein. Ohne Clea und den Meisterpriester.
    Im Kopf hörte sie wieder Renchalds Stimme: Dort wird sie mit anderen ihrer Art zusammen sein. Sie wird dem Orakel dienen. Sollten diese Worte jetzt doch noch wahr werden? »Würde ich denn willkommen sein?«, fragte sie die Erste Priesterin.
    »Du würdest der Ersten Priesterin willkommen sein«, antwortete Ilona.
    »Ja, ich würde gerne dem Orakel dienen«, sagte Bryn.
    »Und Selids Vermächtnis fortführen.«
    Ilona nickte feierlich. »Und du, Kiran?«
    Kiran runzelte die Stirn. »Es könnte sein, dass es ein wenig Überzeugungsarbeit bedarf, ehe Bolivar uns, Brock und mich, näher als eine Meile an die Tempelmauer herankommen lässt.«
    Brock schnaubte. »Überzeugungsarbeit ist nett ausgedrückt, Erste Priesterin. Bolivar muss vielleicht für immer in das Ostland versetzt werden, nachdem er Clea zu ihrem Vater zurückgebracht hat.«
    »Ich werde mich bei Bolivar für euch einsetzen«, versprach die Erste Priesterin. »Der Tempel braucht kluge und weise von der Eule und vom Schwan erwählte Propheten.«
    »Wo wollt Ihr denn einen weisen vom Schwan erwählten Propheten hernehmen?«, fragte Brock und wich Kirans Schlag aus.
    »Aber halt mal!«, rief Dawn. »Und wo bleiben wir?
    Bryn, du musst versprechen, jedes Frühjahr mit der Truppe zu reisen!«
    »Das musst du«, stimmte Avrohom ein und grinste verschmitzt. »Wir werden den neuen Meisterpriester, wer auch immer das sein mag, dazu überreden, denn du wirst als Inspirationsquelle beim Schreiben von Balladen von Mut und Abenteuer gebraucht.«
    Brock schlug sich gegen die Stirn. »Meisterpriester«, murmelte er und zog etwas aus der Tasche. »Tut mir Leid, Erste Priesterin, ich wollte Euch das schon früher geben, für den nächsten Meisterpriester.« In seiner Hand glitzerte der Ring der Götter.
    Ilona streckte ihre Hand nicht aus. »Den Ring der Götter darf nur der Meisterpriester tragen.«
    Brock ließ den Kopf hängen. »Ich habe wahrscheinlich gegen mehr als zwei Dutzend heiliger Gesetze verstoßen, als ich ihn genommen habe, doch ich wollte ihn nur vor Lord Errington in Sicherheit bringen.«
    Ilona blickte in Brocks lachende Augen. »Ich kann ihn nicht annehmen. Niemand außer dem Meisterpriester darf ihn tragen.«
    Brock wirkte etwas verwirrt. »Ihr vertraut mir, dass ich ihn nicht verliere, bevor ein anderer Meisterpriester gewählt wird?«
    Ilona schüttelte den Kopf. »Wenn ich den Ring trüge, würde das meine Kräfte zerstören.«
    Verwirrt runzelte Brock die Stirn. Ilona stand von ihrem Stuhl auf und verbeugte sich vor Brock: Erste Priesterin grüßt den Meisterpriester des Tempels des Orakels.
    Kiran schlug Brock mit der Hand auf den Rücken.
    »Sie meint dich, Eulengesicht!«
    Als Avrohom Brocks fassungslosen Gesichtsausdruck sah, warf er den Kopf zurück und brach in begeistertes Gelächter aus. Und gleich darauf lachten alle im Raum begeistert mit. Sogar Jack, der sich neben Kiran zusammengerollt hatte, hob den Kopf und heulte seine Imitation menschlichen Gelächters.
     
    Jauchzend begann Zeb seine Trommeln zu schlagen.
    Jeffrey nahm die Laute, Negasi seine Harfe und Avrohom sang.
     
    Niemand weiß, wo ich schon gewesen –
    und fragtest du, so bliebe ich still.
    Ich wandre mit Freude am Ort deiner Träume –
    Und schenk dir mein Herz mit dem Lied.
     
    Als die anderen Gäste des Gasthofs die Gilgamelltruppe hörten, stürmten sie in die Versammlung der
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