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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder
Autoren: Christa Canetta
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dieser menschenscheue, vierzigjährige Mann vor ihr und entschuldigte sich für Nichtigkeiten, die sie längst vergessen hatte.
    Langsam ging sie einen Schritt auf ihn zu, nahm ihm das Glas aus der Hand, stellte beide Gläser auf den Tisch und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Du bist wirklich ein Dummkopf, denn sonst hättest du gespürt, dass du die Liebe meines Lebens bist. Patrick, eine Liebe, die nicht vom Himmel gefallen ist und die uns nicht wie ein Blitz getroffen hat. Eine Liebe, Patrick, die gewachsen ist mit Höhen und Tiefen, mit einem Auf und Ab der Tränen und der Schmerzen und der Hilflosigkeit, aber auch mit der Freude der Gewissheit, zusammenzugehören. Und das ist das Wichtigste im Leben, diese Gewissheit. Und nun küss mich endlich, ich musste lange genug darauf warten.“
    Die Bewohner der schönsten Suite des Hotels Atlantic in Berwick verzichteten an diesem Abend auf das Dinner. Und auch auf den schönen Blick über die Nordsee direkt vor den Fenstern, denn es gab speziellere Dinge, die den Hunger stillten und angenehmere Objekte, die den Blick erfreuten.
    Und immer wieder zwischendurch gab es Pläne für die Zukunft, Gedanken an die Gegenwart und Erinnerungen an die Vergangenheit. Aber die Gegenwart siegte und mit ihr die Liebe, die diese Nacht beherrschte.
    Patrick zögerte nicht länger. Seine Arme umfingen Lena, und seine Lippen verrieten sein Begehren. Ein süßes, unwiderstehliches Verlangen durchzuckte Lenas Körper, und eine angespannte nervöse Lebendigkeit durchströmte ihren Leib. Sie reagierte und hob ihm ihr Gesicht entgegen. In seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Begehren und mühsamer Selbstbeherrschung, und Lena öffnete ihren Mund und überließ es ihm, ihre weichen, vollen Lippen zu erkunden, die nach einem Augenblick des Zögerns nachgaben und leidenschaftlich, fast ungestüm antworteten.
    Patrick nahm Lena in die Arme und trug sie zum Bett. Schnell, beinahe hektisch entledigten sie sich ihrer Kleidung, denn jede Stelle ihres Körpers verlangte nach gegenseitiger Berührung, und als sie endlich nebeneinander lagen, gab es nur noch die Zärtlichkeiten ihrer Hände, den köstlichen Duft, den Atem des anderen und die Gewissheit, zusammenzugehören.
    Patrick war ein wundervoller Liebhaber, zärtlich und wild und sanft, und Lena spürte, wie sie sich in seiner Nähe entspannte. Er besaß einen kräftigen Körper, und er setzte ihn ein, um ihr zu gefallen, und dabei strahlte er eine ruhige Zufriedenheit aus, die sich sofort auf sie übertrug.
    Noch nie hatte sie soviel Sanftheit und Rücksichtnahme erfahren. Seine Leidenschaft hinderte ihn nicht daran, sich Zeit zu lassen. Sie fühlte seinen Mund und seine Hände, die mit unendlicher Behutsamkeit über ihren Körper glitten, bis sie erbebte, und sie gab ihm zurück, was er ihr schenkte, und die Welt um sie herum versank, während sie sich voller Zärtlichkeit liebten.
    Langsam gewann Lena die Fröhlichkeit wieder, die sie nach Enttäuschungen für immer verloren geglaubt hatte, und die Erregung des Beisammenseins erfüllte sie mit großer Dankbarkeit.
    Der Morgen begrüßte Patrick und Lena mit Sonnenschein und einem feinen Glanz, der über der Nordsee lag. Die Farben waren so gedämpft und blass, dass sie beinahe transparent wirkten, und der Himmel schimmerte in zartem Grau wie ein Opal. Obwohl sie eine schlaflose Nacht hinter sich hatten, erlebten die beiden Liebenden einen fröhlichen Morgen, der von einem guten Frühstück und dem ganz neuen Gefühl einer Zweisamkeit geprägt war.
    Nach dem Frühstück fuhren sie noch einmal in die Klinik, luden den Earl zu ihrer Hochzeit und zu einem unbegrenzten Besuch ein und fuhren dann auf kürzestem Weg zurück nach Broadfield.
    Jenseits der Eulenwälder beobachteten sie wieder die drei Uhus, die jetzt mit großer Sicherheit ihre Kreise zogen. „Sie üben noch bei Tageslicht“, erklärte Patrick, „später sind sie nur nachts unterwegs, dann werden wir sie nicht mehr sehen können.“
    Sie erreichten Paso Fernando am späten Nachmittag.
    Auf den Weiden in Stallnähe grasten die Alpakas unter der Aufsicht von Tom und vier gehorsamen Hirtehunden. Patrick lachte verhalten, als er seine Pointer so brav zu Füßen des alten Mannes liegen sah. Als die den Land Rover kommen hörten, standen sie auf und sahen erwartungsvoll zum Wohnhaus hinüber. Aber ein Befehl des Mannes genügte, und sie legten sich wieder hin, obwohl ihre Ruten vor Aufregung klopften. Patrick nickte
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