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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder
Autoren: Christa Canetta
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versuchen sie immer wieder, mein Leben in ihre Hände zu nehmen?“
    „Weil du dich nicht klar genug ausdrückst. Du gehst einer Diskussion aus dem Weg, du flüchtest, anstatt zu kämpfen. Du musst klare Worte finden, damit sie dich verstehen.“
    „Vor einem Herzinfarktpatienten in einer Klink?“
    „Vor einem Patienten, der sich nicht scheut, dir die Schuld an seinem Leiden zu geben.“
    „Meine Mutter ist der Herr im Haus. Sie ist die dominierende Person im Schloss, mein Vater richtet sich nach ihren Wünschen.“
    „Dann musst du mit deiner Mutter reden – ganz klar und ganz eindeutig, damit sie dich auch wirklich versteht. Aber vor allen Dingen musst du dir deiner Sache ganz sicher sein, Patrick.“
    „Mit dir an meiner Seite gibt es keine Zweifel. Lena, unsere Zukunft bringt niemand mehr ins Wanken.“
    „Dann lass uns fahren. Aber das Wochenende muss reichen, meine Patienten haben kein Verständnis für einen Grafen, der keiner sein will.“ Lachend umarmte sie den Mann.

Kapitel 33
    Lena und Patrick fuhren sehr früh ab. Der Tag versprach schön zu werden, obwohl die Sonne sich noch hinter dem Horizont versteckte. Aber es war hell genug, um rasch Benderloch und die Eulenwälder hinter sich zu lassen. Patrick saß mit geschlossenen Augen neben Lena, als diese plötzlich hielt. „Was ist los?“, wollte er wissen und sah sich um, obwohl er nicht viel erkennen konnte. Morgens hatte er immer die größten Probleme mit seinen Augen. Lena griff in die Seitentasche ihrer Tür und holte ein Fernglas heraus.
    „Patrick“, flüsterte sie, „Patrick, ich glaube, ich träume.“
    „Dann träum ruhig weiter, solange der Wagen stillsteht, habe ich nichts dagegen“, erwiderte er lachend und lehnte sich wieder zurück in seinen Sitz.
    „Patrick, ich sehe am Himmel drei Vögel.“
    „Das soll vorkommen, Lena.“
    „Patrick, ich sehe einen Uhu und zwei Jungvögel über dem oberen Eulenwald kreisen.“
    „Was?“ Mit einem Ruck setzte sich Patrick auf. „Wo? Gib mir das Fernglas.“ Und nach einem Augenblick mit dem Glas vor den Augen sagte er: „Verdammt, wo? Ich sehe nur grauen Himmel.“
    „Sie fliegen in Richtung Creach Bheinn rauf zu den Gipfeln.“
    „Ein ausgewachsener Vogel und zwei Jungtiere?“
    „Ja, die zwei sind kleiner als der Große, und ihre Federohren sind noch nicht ausgewachsen. Aber sie gehören zusammen, sie umkreisen sich, obwohl die beiden kleineren das Kreisen noch nicht richtig beherrschen. Sie sacken immer wieder ab.“
    „Mein Gott, dass ich das nicht sehen kann“, stöhnte Patrick und suchte nach seinem Handy. „Bitte wähle für mich die Nummer der Aufzuchtstation.“
    Lena legte das Fernglas zur Seite und wählte die Nummer. Wenig später war die Verbindung hergestellt.
    „Hier ist Patrick McDoneral, der frühere Ranger vom Benderloch. Wir sehen hier hinter den Eulenwäldern einen Uhu mit zwei Jungtieren. Was bedeutet das?“
    „Die Vögel, die Sie gerettet haben, sind flügge geworden, Mr. McDoneral. Sie sind seit zwei Tagen fort. Die Mutter hat sie abgeholt“, er lachte, „dieser alte Uhu hat sie nicht einen Augenblick aus den Augen gelassen, ständig hockte er hier in der Nähe auf einem der Bäume und beobachtete seine Brut. Und vor zwei Tagen hat er sie abgeholt. Danke, Ranger, für die großartige Rettung.“
    „Und Sie haben das großartig mit der Aufzucht gemacht. Ich kann sie zwar nicht sehen, daran ist der Kot des alten Uhus schuld, aber man sagt mir, dass sie sehr schön ihre Kreise ziehen und schon ziemlich sicher sind.“
    „Das freut mich zu hören, von hier aus sind sie nicht mehr zu beobachten. Tut mit leid mit Ihren Augen, Mr. McDoneral, aber der alte Uhu hat nicht kapiert, dass Sie seine Brut retten wollten.“
    „Na ja, inzwischen kann ich wieder etwas sehen, aber auf die Entfernung ist das nicht mehr möglich. Trotzdem, ich freue mich, dass wir die Jungvögel retten konnten.“
    Die beiden Männer verabschiedeten sich, Lena legte das Fernglas zurück, denn die Vögel waren hinter den Bergen verschwunden, und startete.
    „Das war ein wunderbarer Tagesanfang“, sagte sie fröhlich, „ein gutes Omen für den restlichen Tag.“
    „Da bin ich nicht so sicher“, entgegnete Patrick und legte seine Hand auf ihren Arm, „aber wenn du es glaubst, dann bin ich auch deiner Meinung.“
    Sie erreichten Schloss Archestown am frühen Nachmittag. Das Anwesen machte einen verlassenen Eindruck. Der große Innenhof, den Lena vollgeparkt mit Autos in Erinnerung
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