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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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was in den Papieren
stand, aber Cordula hatte den Wert gleich erkannt: Das war der Weg nach oben in
der Partei, vorbei an allen Platzhirschen.
    ***
    »Und ich dann, zack, dazwischen, und schon lag er da,
kampfunfähig und entwaffnet.« Larry war gerade mitten in der lebhaften
Schilderung der Ereignisse in der Mühle bei Traar. Da seine Zuhörer wussten,
dass man immer mindestens dreißig Prozent von seinen Geschichten abziehen
musste, hielten sich Schock und Bewunderungsbekundungen in Grenzen. Allein
Catherine hatte die Hand vor den Mund gelegt, allerdings vor allem, damit man ihr
Grinsen nicht gleich erkennen konnte. J.P. verteilte kleine Häppchen auf die Teller, die auf dem großen Küchentisch
standen, gebratene Polentaschnitten mit Thunfischpaste, in Kräutersud
marinierte Champignons, eingelegte Paprikastreifen, Schalotten in Rotwein.
Rosenmair verteilte die schweren Wassergläser, aus denen er so gern Wein trank.
Der stand auch schon gekühlt bereit, ein Grillo aus Sizilien, laut J.P. das beste Argument gegen Abstinenz seit der
Prohibitionszeit.
    Aber noch immer berichtete Larry von seinen Erlebnissen. Rosenmair
hatte bislang stumm zugehört, doch jetzt konnte er sich nicht mehr
zurückhalten. »Also, wenn ich Becker richtig verstanden habe, war der Typ gar
nicht bewaffnet – im Gegensatz zu dir, dem Bierseidelschwinger vom Egelsberg.«
    Im allgemeinen Gelächter griff Larry beleidigt nach einer Olive. J.P. goss Wein ein, obwohl es eigentlich noch zu früh
war. Catherine erkundigte sich nach Marlene, die wahrscheinlich frühestens im
nächsten Monat wieder am Niederrhein auftauchen würde, und nach Ann-Britt. Nach
Rosenmairs kurzer Schilderung wiegte sie den Kopf hin und her und meinte: »Und
was macht der Politiker?«
    Rosenmair dachte zunächst, ihre Frage ziele generell auf den
Berufsstand des Politikers und wollte schon zu einem sehr dezidierten
Rundumschlag gegen diese Kaste ausholen, als ihm klar wurde, dass sie Philipp
meinte. »Ja, weiß ich auch nicht. Jetzt kommt ja erst mal die Landtagswahl.«
Die Blicke aller sprachen Bände. »Dann wird er sich wahrscheinlich einen neuen
Job suchen müssen. Wohl eher nicht hier in der Gegend.« Er hob sein Glas, alle
tranken. »Was ist eigentlich mit unserem Freund, dem großen Gourmet und
Restaurantkritiker?«
    J.P. grinste. »Von dem hören wir
nichts mehr, da bin ich sicher. Und was ist mit deinen Hemden, sind die jetzt
sicher?«
    Rosenmair rückte seinen Hemdkragen zurecht. » Mais
oui , alles klar an der Bügelfront. Es steht zweifelsfrei fest, dass
dieser Vahrenhorst bewusst die Baustelle manipuliert hat, damit die Lagerhalle
in Flammen aufgeht. Versicherungsbetrug. Zum Vorbild hatte er sich einen
furchtbaren Brandunfall am Düsseldorfer Flughafen genommen, irgendwann Ende der
Neunziger. Einfach schön kopiert, man glaubt es nicht.«
    Larry war mit den Oliven durch. »Haben die den denn mittlerweile
geschnappt?«
    Rosenmair schüttelte den Kopf. »Nach meinen letzten Informationen
von Becker ist die dänische Polizei, zusammen mit Interpol oder Europol, oder
wie immer das heißt, gerade auf dem Weg zu seinem Ferienhaus, von dem sie aus
gut unterrichteten Kreisen erfahren haben …«
    »Und was ist mit dem anderen, Dübel oder so?«
    »Deibel. Der ist weg, verschwunden. Wer weiß, vielleicht finden sie
irgendwann seine Leiche in der Niers.«
    Catherine verzog das Gesicht. J.P. wollte etwas zum Thema Angeln anmerken, fand es aber irgendwie unpassend.
Stattdessen fragte er Rosenmair: »Und die brennenden Autos? Ist das jetzt
vorbei und aufgeklärt?«
    Rosenmair zuckte mit den Schultern. »Weiß ich’s? Larrys britischer
Nicht-Offizier wird sicher keine Autos mehr anzünden, aber der war’s ja nicht
allein. Es wird immer irgendwen geben, der sich darüber ärgert, dass sein
Nachbar ein dickeres Auto fährt, die Einfahrt immer zuparkt oder die
Hinterlassenschaften seines Hundes nicht einsammelt. Wahrscheinlich wird es
sogar Leute geben, die mit ihrem dicken Auto die Einfahrt des Nachbarn
zuparken, während ihr Hund sie dichtkackt. Und wenn man gar keinen Grund hat,
legt man halt einfach aus Langeweile mal einen Grillanzünder auf einen
Autoreifen.«
    ***
    Irgendwann war es dann endlich so weit:
Kriminalhauptkommissar Hans-Harald Becker buchte seinen Flug in die USA sowie einen Mietwagen und Hotels für seine
Rundreise, überließ alles, was noch unaufgeklärt war, einfach seinen Kollegen
und verschwand in den Urlaub. Und wie versprochen brachte sein
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