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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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für das
Brautpaar waren eingetreten, wenn auch anders als gedacht. Nun gab es wirklich
Ruhe und Frieda.
    ***
    Becker parkte wieder vor dem Haus am Schmölderpark. Diesmal war
Cordula Strüssendorf schon ein wenig überrascht, als sie dem Kommissar die Tür
öffnete. »Herr Becker? Haben Sie noch Fragen? Gibt’s irgendwas Neues?«
    Sie ließ ihn eintreten und führte ihn wieder an den Tisch mit den
unbequemen Stühlen. Er verneinte die Frage nach Getränken und nahm seine
Unterlagen aus der Tasche. Eine junge Frau, die Becker irgendwie bekannt
vorkam, trat aus der Küche und sah Cordula Strüssendorf fragend an, worauf die
aber nur den Kopf schüttelte. Die junge Frau verschwand wieder.
    Cordula Strüssendorf setzte sich und sah ihn erwartungsvoll an.
Becker blickte etwas umständlich erst in seine Unterlagen und ihr dann direkt
ins Gesicht. »Wirklich nahe geht Ihnen der Tod Ihres Mannes nicht, oder?«
    Er hatte mit Empörung auf diese Frage gerechnet oder mit Wut, aber
sie schaute fast verständnisvoll drein. »Ach, wissen Sie, Herr Kommissar, das
zeigt jeder anders. Ich habe meinen Mann geliebt, das kann ich Ihnen
versichern. Aber das ist vielleicht schon zu lange her, mittlerweile. Der
Alltag …« Sie machte eine Handbewegung, die alles Mögliche heißen konnte. Ihre
weiteren Gedanken zum Alltag ließ sie offen.
    Becker zog einen Zettel aus seiner Mappe. »Trotzdem haben Sie mir
beim letzten Mal nicht die Wahrheit gesagt, Frau Strüssendorf, und da frage ich
mich natürlich, warum.«
    Sie sah ihn unverwandt an. Dann lehnte sie sich zurück. »Was meinen
Sie?«
    Becker seufzte. Irgendwie hatte er gehofft, dass sie gleich zugeben
würde, was er ihr jetzt vorhalten musste. »Sie haben mir erzählt, Sie hätten
Ihren Mann an dem fraglichen Tag der TV -Aufzeichnung
zum letzten Mal am Morgen nach dem Frühstück gesehen, richtig?« Cordula
Strüssendorf nickte. »Aber Sie haben mir nicht erzählt, dass Sie in seinem
Hotel waren, später, nach Ihrem Arzttermin. Warum nicht?«
    Sie sagte nichts.
    »Ich weiß jetzt auch, worauf die Klinik von Professor Solbach
spezialisiert ist. Könnte es sein, dass Ihr Mann gar nicht der Vater Ihres
Kindes ist? Geht Ihnen sein Tod auch deshalb so wenig nahe?«
    Sie sagte immer noch nichts, ihr Blick hingegen einiges.
    Becker wartete. Denn beugte er sich vor. »Die Kollegen haben bei
Ihrem Arzt nachgefragt, Sie haben die Praxis um achtzehn Uhr fünfzehn
verlassen, sind aber erst um neunzehn Uhr aus der Tiefgarage gefahren, davon
gibt es Bilder der Überwachungskamera, die wir leider jetzt erst haben. Das
Hotel ist selbst bei gemächlicher Gangart keine zehn Minuten Fußweg von der
Arztpraxis entfernt. Kurz nach halb sieben sind Sie im Hotel gesehen worden,
dazu gibt es eine Zeugenaussage.«
    Cordula Strüssendorf nickte langsam. »Und warum haben Sie mir das
nicht bei Ihrem ersten Besuch erzählt?«
    Becker stieß die Luft aus. »Weil ich das damals noch nicht wusste.
Die Hotelangestellte war im Urlaub und konnte erst jetzt dazu vernommen werden.
Aber sie hat Sie eindeutig identifiziert und konnte sich auch sofort an Sie
erinnern.«
    Wenn Becker jetzt ein tränenreiches Geständnis erwartet hatte, wurde
er enttäuscht. Sie deutete auf seine Unterlagen und erklärte mit fester Stimme:
»Ja, stimmt. Ich war im Hotel. Ich wollte meinen Mann zur Rede stellen, weil
ich wusste, dass er sich mit einer anderen Frau treffen würde. Aber ich war
nicht bei ihm. Ich habe mich entschlossen, ihn später mit meinem Verdacht zu
konfrontieren. Nur kam es dann ja nicht mehr dazu …« Sie klang ein wenig, als
würde sie das auch jetzt noch bedauern.
    Becker wusste, dass er Schwierigkeiten haben würde, ihr zu beweisen,
dass sie im Hotelzimmer ihres Mannes gewesen war, auch wenn er eigentlich davon
überzeugt war. Es gab keinerlei Beweise, und die Zeugin hatte sich zwar sofort
an Frau Strüssendorf erinnern können, sie aber nur im Hotelfoyer gesehen.
    Das schien auch Cordula Strüssendorf zu ahnen. »Wo hat mich diese
Zeugin denn gesehen? Ich bin ins Foyer und hab mir da noch so einen Werbeflyer
mitgenommen, weil es mir ein bisschen peinlich war, gleich wieder rauszugehen.
Warten Sie, den müsste ich eigentlich hier noch irgendwo haben …« Sie machte
Anstalten, sich vom Stuhl hochzuwuchten, doch Becker winkte ab. Er glaubte ihr
sofort, dass sie den Flyer mitgenommen hatte, aber der bewies auch nur, dass
sie im Foyer gewesen war, und das hätte irgendwann sein können. Es waren
einfach immer noch
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