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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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wildfremder
Mann weismachen wollte, der nordrheinwestfälische Ministerpräsident kacke in
die Blumenbeete und ließe sich nichts sagen. Für sie hieß ihr Hund schließlich
immer noch Erko, auch wenn der den Namen nun so gar nicht akzeptierte.
    Rosenmair lächelte beruhigend. »Ach so, das können Sie ja nicht
wissen: Ich hab Ihren Erko umgetauft, weil er auf den Namen noch weniger gehört
hat. Auf Rüttgers reagiert er wenigstens ab und zu.«
    Frau Jansen wirkte erleichtert und ließ sich ein paar Geschichten
erzählen. Dann vereinbarten sie, dass Rosenmair sich die nächsten zwei Wochen
weiter gemeinsam mit Becker um den Hund kümmern würde, bis Frau Jansen wieder
zurück war. Rosenmair hatte zwar eigentlich vorgehabt, sich auf so etwas nicht
einzulassen – Wer war er denn, dass er sich um fremde Hunde kümmerte? –, aber
insgeheim musste er zugeben, dass Rüttgers ihm jetzt schon fehlte. Vielleicht
musste er sich doch mal auf die Suche nach einem eigenen Tier machen.
    ***
    Becker nahm den Hörer auf. Nach Bedfords Verhaftung gestern
Nachmittag hatte er das Telefonat mit Captain Rawlings immer wieder
aufgeschoben, schließlich hatte er dem Mann den Diebstahl von Beweismitteln
unterstellt, und das mit durchaus deutlichen Worten. Doch nun führte kein Weg
mehr daran vorbei, wenn er zumindest den morgigen Sonntag noch halbwegs
genießen wollte.
    Zwischenzeitlich kam Stöffel mit dem Protokoll von Larrys Aussage
herein und legte es dem telefonierenden Becker auf den Schreibtisch. Dann
setzte er sich und sah ihn erwartungsvoll an. Becker nahm die Mappe hoch, sagte
leise »Danke«, legte sie zur Seite und horchte weiter Rawlings’ Ausführungen.
    Rawlings informierte Becker noch militärisch knapp über die
Ergebnisse der Untersuchungen von Seiten der Militärpolizei.
    Bedfords Komplizen waren hinter Aachen auf dem Weg zur französischen
Atlantikküste aufgegriffen worden, diverse Schriftstücke und Mailwechsel wiesen
darauf hin, dass die englische Kanalinsel Jersey ihr Ziel war. Ob auch Bedford
mit einem gestohlenen Sportflugzeug dorthin hatte fliegen wollen, war nicht
sicher, wurde aber vermutet. Becker bedankte sich knapp und legte auf.
    Stöffel wartete noch einen Moment, dann meinte er: »Und? Was sagt
der Captain?«
    »Schöne Grüße.« Becker grinste. »Na ja, nicht mit diesen Worten.
Aber er hat mir einiges zu den Hintergründen erzählt, die Larry ja ansatzweise
schon recherchiert hatte. Am 11. Februar 1985 ereignete sich ein schwerer
Unfall bei Langenbruck auf der A 9 zwischen Nürnberg und München. Ein
doppelstöckiger Reisebus fuhr auf einen Tanklaster auf, der Tausende Liter
Flugbenzin geladen hatte.«
    Stöffel verzog das Gesicht und sog scharf die Luft ein.
    »Einundzwanzig Menschen kamen ums Leben, die meisten davon Mitglieder
einer britischen Militärkapelle. Einer von ihnen war gerade erst Vater eines
Sohnes geworden.«
    Stöffel nickte. »Bedford.«
    »Genau. Und der Sohn musste dann ohne Vater aufwachsen, mit einer
schwer depressiven Mutter. Vor fünf Jahren hat er eine Initiative gegründet und
gefordert, dass der Toten offiziell gedacht werden soll. Außerdem ging es wohl
um Entschädigungszahlungen, das ist ja immer öfter Thema.«
    »Was wahrscheinlich abgelehnt wurde.«
    »Ja.« Becker seufzte. »Bei so einem Schicksalsschlag kann man es
Bedford irgendwie auch nicht verdenken … Jedenfalls muss er dann auf die Idee
mit der Website und den Autos gekommen sein. Wahrscheinlich hat er von den
ersten Autobränden in der Zeitung gelesen und sich gedacht, das sei doch eine
ganz gute Methode, Druck auf das Militär auszuüben.«
    »Und die Blackbox? Wie ist er da überhaupt rangekommen? Und aufs
Militärgelände? Er war doch nicht bei der Armee, oder?«
    Becker schüttelte den Kopf. »Nein. Aber sein Onkel, Marshall
Bedford. Der hatte den Wagen mit der Blackbox mit nach Hause genommen, und da
sah er seine Chance. Den Sportflugschein hat er übrigens vor nicht allzu langer
Zeit auf einem kleinen Flughafen an der Mosel gemacht.« Er wollte gerade fortfahren,
als Kollege Lentzen hereinkam und ihm eine schmale Mappe brachte.
    »Aus Düsseldorf«, sagte Lentzen knapp und war schon wieder draußen.
Becker warf einen Blick hinein, dann stutzte er, las weiter, klappte
schließlich die Mappe zu und stand auf.
    Stöffel sah ihn neugierig an. »Irgendwas Neues?«
    Becker nickte und legte ihm dann Bedfords Aussage hin, die Rawlings
gerade gefaxt hatte. »Schauen Sie sich das genau an. Ach, und wussten
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