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Das Leben Findet Heute Statt

Das Leben Findet Heute Statt

Titel: Das Leben Findet Heute Statt
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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ganz anders als das unsrige. Sie verstehen sich eher als Abbild der himmlischen Gemeinschaft. Ihre Kirchen und Gesänge, ja selbst ihre Privaträume, sollten sich immer zu Gott erheben. Vom Herrn nahmen sie an, dass er sie zusammengeführt habe und ihr eigentlicher Lenker sei. Darum bauten sie große Klöster mit gewaltigen Kirchenräumen, die einen ehrfurchtsvoll nach oben blicken lassen. Wird darin Jesus gezeigt, stellt man ihn als den Herrn und Richter der Geschichte dar. Die Kreuzgänge etwa sind ausladende Flächen, die auf ein Kreuz hinlaufen oder um ein Kreuz herumführen. Wer in ein solches Benediktinerkloster eintritt, um Mönch oder Nonne zu werden, gibt vor Gott am Ende der Einführungszeit nur ein Versprechen ab: immer an diesem Ort zu bleiben. Man verspricht die Stabilitas loci. Mit diesem verbinden die Mönche und Nonnen bis heute natürlich auch die Gelübde, ohne (persönliches) Eigentum leben zu wollen, in Gehorsam und in keuscher Ehelosigkeit. Charakteristisch für ihre Art des Ordenslebens ist es aber vor allem, sich auf ein Leben an einem Ort einzustellen.
    Die Benediktinerorden waren stark in Zeiten der Völkerwanderungen. Der heilige Benedikt von Nursia (etwa 480   –   547 nach Christus) gründete das Kloster Montecassino in Italien. DieIdee, eine Art perfekte Kleinstadt innerhalb der Klostermauern zu bauen, verbreitete sich rasch. Die großen Klöster im europäischen Raum bildeten Inseln der Ordnung und der Ruhe in dieser politisch sehr unruhigen Zeit. Mancherorts ließen sich die Umherziehenden im Schatten eines Klosters nieder. Kaufleute nutzten die Verlässlichkeit dieser Klöster, um bei den Mönchen ein Zwischenlager für ihre Waren einzurichten. So wurden Klöster zu Handelszentren und im 8.   Jahrhundert die Keimzelle für Städte wie München, Fulda oder Münster in Westfalen. Bis heute werden solche Klöster aufgesucht, um zur Ruhe zu kommen. Es klopfen nicht so sehr Menschen an, die wie früher, durch Gewaltakte vertrieben, auf der Flucht sind. Vielmehr verhelfen die Menschen von heute all den Klosteraufenthalten, -vorträgen , -büchern und auch -likören zum Erfolg, weil sie irgendwie denken: Das Leben müsste anders laufen. Ich müsste anders ticken. Es müsste doch etwas Großartiges in meinem Leben geben, großartig wie ein solches Kloster.
    Sie gleichen dem Mädchen, das mir im Hochland von Peru an seinem Eisstand eine Waffel mit gesüßtem Eiscremeersatz anbot. Auf die Frage, was es einmal werden wolle, antwortete es wie aus der Pistole geschossen: «Nach Lima!» Es nannte kein Berufsziel, kein Lebensziel, sondern einen Ort, zu dem es ziehen wollte. Und wer dann sieht, wie vor den Toren der Hauptstadt Siedlung um Siedlung buchstäblich in den Sand gesetzt wird ohne jede Versorgung mit Wasser, Abwasserkanälen oder Strom, kann verstehen, wie mich die Antwort des Mädchens erschüttert hat. Sie steht für eine Lebenshaltung, die heute allerorts in der Luft liegt: Das Hier und Heute kann nicht der Ort sein, an dem ich meine Chancen wahrnehmen kann. Hauptsache weg! Zum idealen Ort. Und kein Fernseher dieser Welt schafft es, zu sagen, dass es den nicht gibt. Dass sich jeder selbst dorthin mitnehmenmuss, wo der Trost größer sein soll als hier. Und weshalb es doch einfacher wäre, gleich hier zu beginnen mit dem, was man sich vom Leben dort vorstellt.
    In den Klosteranlagen hat sich das Grundanliegen, Gebet und Arbeit in gleichmäßigem Rhythmus und stabilen Verhältnissen zu verbinden, bis heute erhalten. Weltweit leben Benediktiner und Benediktinerinnen, Zisterzienser und Zisterzienserinnen von ihrer Arbeit und Wirtschaft. Durch ihre Ortsgebundenheit erschaffen sie auch heute verlässliche geistliche Zentren.
    Glanz und Gloria einer solchen Lebensweise sind Gegenstand prächtiger Bildbände. Ach und Krach finden sich eher in Dramen, von denen in den letzten Jahren vor allem das Buch «Der Name der Rose» von Umberto Eco das Bild vom Mönchtum geprägt hat. Meine Brüder Mönche und Schwestern Nonnen müssen damit umgehen. Sie geben per Homepage und Kleinschriften Einblick in ihr wirkliches Leben. Und die wachsende Zahl von Klosterläden als Shop-in-Shop-Lösung für große Einkaufszentren sind ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie findig sie sind, wirtschaftlich effizient zu arbeiten und der Öffentlichkeit durch entsprechendes Beiprogramm zu vermitteln, was ihnen im Herzen wertvoll und wichtig ist. Nur weiter so!
    Angesichts eines kleinen Kapuzinerklosters müssen Sie
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